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LOGISTIK express Fachzeitschrift | 2019 Journal 1

BREXIT, Handel, E-Commerce Logistik, Transportlogistik, Intralogistik, LogiMAT 2019, Job & Karriere

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<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 1/<strong>2019</strong> | S68<br />

Ein einträgliches Gewerbe –<br />

Planenschlitzer<br />

Neben der steigenden Cyberkriminalität sind Unternehmen noch von einer analogen<br />

Kriminalität bedroht. Auch sie nimmt zu. REDAKTION: PETER BAUMGARTNER<br />

PETER BAUMGARTNER<br />

FACHJOURNALIST<br />

<strong>LOGISTIK</strong> EXPRESS<br />

Frachtdiebstahl war schon immer ein<br />

blühendes Geschäft und ist es heute<br />

mehr denn je. Aus den einstigen Postkutschenräubern<br />

wurden inzwischen<br />

hoch spezialisierte IT-Verbrecher, für die selbst<br />

der Diebstahl eines ganzen Sattelschleppers<br />

zum Business gehört. Ein alltäglicher Alptraum<br />

für Trucker und Spediteure. In den USA, wo<br />

Florida die Hochburg der Frachtdiebe ist, wird<br />

der verursachte Schaden auf über 30 Milliarden<br />

Dollar pro Jahr geschätzt. In der EU beträgt<br />

der jährliche Schaden vergleichsweise<br />

„nur“ 8,2 Mrd. Euro. Allein der Verband der<br />

deutschen Versicherungsanstalten schätzt,<br />

dass die Verluste durch Ladungsdiebstahl pro<br />

Jahr ca. 2,2 Milliarden Euro bei 26 000 betroffenen<br />

Lkw betragen.<br />

In ihrem Cargo Crime Monitor hat die Transportsicherheitsorganisation<br />

TAPA (Transported<br />

Asset Protection Association) festgestellt,<br />

dass in Großbritannien europaweit die<br />

meisten Ladungsdiebstähle zu verzeichnen<br />

sind. Haupttatort sind immer ungesicherte<br />

Parkplätze, wo die Diebe entweder die Lkw-<br />

Plane aufschlitzen oder die Tür aufbrechen,<br />

um an die Ladung zu kommen. Ende Jänner<br />

<strong>2019</strong> wurden an einem einzigen Rastplatz<br />

in Deutschland 40 Lkw in einer Nacht Opfer<br />

von Planenschlitzern. Der höchste bisher gemeldete<br />

Einzelschaden beträgt 10 Mio. Euro.<br />

Sonst liegen die Einzelschäden meist unter<br />

100 000 Euro. Aber selbst, wenn keine Ladung<br />

gestohlen wird, allein der Ersatz einer beschädigten<br />

Plane kostet auch ein paar Tausend<br />

Euro. Laut TAPA war 2018 das Jahr mit den<br />

meisten Delikten in der 22-jährigen Statistik.<br />

Der finanzielle Schaden bei einem Frachtdiebstahl<br />

ist allerdings nur ein Teil des Problems.<br />

Betroffene Transportfirmen können sehr<br />

schnell das Vertrauen ihrer Kunden verlieren<br />

und leicht geht die Qualitätsgarantie verloren.<br />

Grund genug für manche Geschädigte, den<br />

finanziellen Verlust lieber auf die eigene<br />

Kappe zu nehmen und Vorfälle geheim zu<br />

halten. Die Dunkelziffer beim Ladungsdiebstahl<br />

dürfte also nicht vernachlässigbar sein.<br />

Die Sicherheitsfirmen haben zwar aufgerüstet<br />

und mittlerweile gibt es IT-Anwendungen, die<br />

der Prävention dienen und durch die Digitalisierung<br />

eröffnen sich immer neue Möglichkeiten,<br />

um das Leben der Diebe möglichst<br />

schwer zu machen. So gibt es zum Beispiel<br />

bereits praxistaugliche Tracker, die in Paletten<br />

eingebaut, den Datenaustausch jederzeit<br />

und selbständig garantieren. Überhaupt<br />

entwickelt sich langsam eine ganze Industrie<br />

zum Schutz vor Ladungsdiebstahl. Aber<br />

auch die Planenschlitzer rüsten auf. So wurde<br />

zum Beispiel festgestellt, dass Diebe durch<br />

Störsender sogar Telefon und Polizeifunk<br />

lahmlegen können. Das Wettrennen um die<br />

beste Technik, je nachdem für oder gegen<br />

Diebstahl, ist eröffnet. Und der Kampf findet<br />

durchaus auf Augenhöhe statt, denn hinter<br />

den Dieben an der Front, stehen oft international<br />

tätige Organisationen.<br />

Ein Hauch von Karibik auf der Wasserstraße<br />

Obwohl es in der Binnenschifffahrt auch immer<br />

wieder Übergriffe gibt, geht es hier doch<br />

meist um Treibstoffdiebstahl in osteuropäischen<br />

Staaten. Massengüter oder Container<br />

blieben bisher weitgehend verschont. Die<br />

Flussdiebe werden oft fälschlich als Piraten<br />

bezeichnet. Gewalt kommt aber kaum vor.<br />

Nicht selten arbeiten die Diebe mit der Schiffsbesatzung<br />

zusammen. Sind sich die „Vertragspartner“<br />

einig, wechselt der Treibstoff aus den<br />

Tanks den Besitzer und wird gleich vor Ort am<br />

Schwarzmarkt verkauft. Es geht also mehr um<br />

Schmuggel, als um tatsächlichen Ladungsdiebstahl.<br />

Am Schaden ändert das allerdings<br />

nichts. Und die schwimmenden Diebe

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