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reisen EXCLUSIV - Sommer 2019

Die große Hotel-Ausgabe * 43 Lieblinghotels * Schiffsreisen – Die Welt von der Reling entdecken * New York City * Neuseeland * Service: Flugangst * Lifestyle: Kochbücher, Sonnenbrillen, Bikini Love * Gewinnspiele

Die große Hotel-Ausgabe

* 43 Lieblinghotels

* Schiffsreisen – Die Welt von der Reling entdecken

* New York City

* Neuseeland

* Service: Flugangst

* Lifestyle: Kochbücher, Sonnenbrillen, Bikini Love

* Gewinnspiele

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ZWEI ESPRESSI, EISWÜRFEL UND<br />

KONDENSMILCH VERMISCHE ICH IN EINEM TUMBLER.<br />

HELLWACH GEHE ICH ZUM YOGA.<br />

Fotos: Aman Hotels (4), Dmytro Gilitukha/Shutterstock.com, Illustration: Kapreski/Shutterstock.com<br />

egal. Ich denke nur noch daran, mir die Klamotten vom Leib zu reißen<br />

und da reinzuspringen. Ein Wunsch, den ich mir umgehend – und<br />

nicht zum einzigen Mal – erfülle. Als die Dämmerung einsetzt, intensiviere<br />

ich meine Bemühungen, die zu einem Spiegel gewordene<br />

Wasseroberfläche nicht durch unnötige Bewegungen aufzurütteln. Ein<br />

Anblick von unvergesslicher Perfektion!<br />

Später im Restaurant komme ich mit dem Manager des hauseigenen<br />

Spas ins Gespräch. Während ich mich an knusprigen Frühlingsrollen<br />

und einer Pho-Suppe mit frischen Kräutern, Rindfleisch und<br />

Reisnudeln labe, ermutigt er mich, das mit der Entspannung noch ein<br />

bisschen weiterzutreiben.<br />

Zunächst aber passe ich mich dem Rhythmus der Tropen an. Das<br />

bedeutet im konkreten Fall, mit der Morgendämmerung aufzustehen,<br />

dem Konzert der Vögel zu lauschen und ein paar Bahnen im kühlen<br />

Pool zu ziehen. Anschließend versuche ich mich an der Kunst, einen<br />

vietnamesischen Kaffee aufzubrühen, wozu ich zwei Espressi, Eiswürfel<br />

und Kondensmilch in einem Tumbler vermische. Hellwach gehe<br />

ich zum Yoga.<br />

Das Entree ist feierlich: Lehrerin Nhan empfängt mich und fünf<br />

weitere Earlybirds auf einer in einem Lotusblumenteich angelegten<br />

Insel, auf der eine Art Pagode ruht. Das würdevolle Ambiente allerdings<br />

vermag nicht über meine eingeschränkte Dehnfähigkeit hinwegzutäuschen.<br />

Anders als die Urlauberinnen aus Bangkok und Kalifornien<br />

bin ich nach 60 Minuten schweißgebadet und ziemlich hinüber.<br />

Erst als ich beim Frühstück meinen giftgrünen Smoothie auf Gurken-Ingwer-Basis<br />

ablichten möchte, bemerke ich die Abwesenheit<br />

meines Mobiltelefons. Egal. Umso mehr kann ich mich darüber freuen,<br />

dass die Vietnamesen Pho auch zum Frühstück anbieten. Während<br />

ich versonnen auf das Meer blicke, beschließe ich euphorisch,<br />

die nächste Stufe meiner Mini-Kur zu zünden: eine Spa-Behandlung.<br />

Es ist später Nachmittag, als ein Caddy-Fahrer an meinem Bungalow<br />

klingelt, um mich über steile Wege zum An Son Spa House zu bringen,<br />

das sich auf einer Hügelkuppe mit formidablem Blick auf die Berge<br />

befindet. Im Bademantel erblicke ich zu meiner Freude einen viel größeren<br />

Infitinty Pool. Es folgen Dusche und Dampfbad, ehe ich in einen<br />

mit hellen Hölzern ausgelegten Salon geführt werde. Es folgt der Kernbestandteil<br />

der Banja-Behandlung, ein ursprünglich von Russen erfundenes<br />

Ritual zur Körperpflege. Ich lasse mich auf einer Liege nieder,<br />

schließe die Augen und warte auf die ersten Hiebe, die mir während<br />

der Vorbesprechung angekündigt worden waren. Eine Viertelstunde<br />

lang traktiert mich die Masseuse mit einem Bündel Birkenzweigen,<br />

um meine vom Winter gepeinigte Haut aufnahmefähig zu machen. Die<br />

zierliche Frau verordnet mir nacheinander ein Eisbad, eine meditative<br />

Ruhephase mit Blick in die Ferne und eine weitere Badeeinheit, ehe die<br />

eigentliche Kur erfolgt. Als die Muskeln gelockert und die ätherischen<br />

Öle eingezogen sind, möchte ich vor allem: schlafen.<br />

Am folgenden Tag begebe ich mich hinab zum Strand des Resorts.<br />

Vor mir breitet sich die malerische Vinh-Hy-Bucht mit einem schwimmenden<br />

Markt aus. Hier treffe ich auf Joshua. Der Amerikaner beschäftigt<br />

sich bereits seit Anfang des Jahrtausends mit den Heilkunden und<br />

Bewegungssportarten Südostasiens. Bei Bedarf, sagt er, arbeitet er für<br />

die Gäste des Resorts maßgeschneiderte Therapieprogramme aus, die<br />

auf eine Ernährungsumstellung und Stressabbau abzielen. Meine selbst<br />

gestaltete Variante, so sein Urteil, scheint ebenfalls anzuschlagen.<br />

Allerdings sind Ruhe und Verzicht keineswegs die einzige Methode,<br />

um die Akkus wieder aufzuladen. Wie ich am Abend in einem mit<br />

Kerzenlicht beleuchteten Pavillon in Hanglage erfahre, funktionieren<br />

auch kulinarische Kabinettstückchen: Der mexikanische Küchenchef<br />

Bernardo hat unter anderem bei René Redzepi in Kopenhagen gelernt<br />

– und an seinem Chef’s Table schreckt er nicht davor zurück, kleine<br />

Experimente in sein Menü einfließen zu lassen. Er mischt französische<br />

Einflüsse mit japanischen, veredelt Wagyū Beef mit köstlichen<br />

Marinaden und hantiert mit Flammenwerfern und Lötkolben. Nur bei<br />

den Sashimi ist er konservativ: Den Fisch lässt er zweimal pro Woche<br />

vom Markt aus Tokio einfliegen, um ihn unbehandelt auf einem spärlich<br />

dekorierten Teller zu servieren. Pure Poesie. So ruhig und ausgeglichen<br />

wie die Oberfläche eines Infinity Pools im Morgengrauen.<br />

INFO<br />

Amanoi. Vinh Hy Village, Vinh Hai Commune, Ninh Hai District<br />

Ninh Thuan Province, Vietnam. DZ ab ca. € 940 zzgl. Steuern.<br />

www.aman.com/resorts/amanoi<br />

ANREISE Zum Beispiel mit Edelweiss ab Zürich (November bis<br />

April) zweimal wöchentlich, ab € 600, auch Economy Max und<br />

Business Class, www.fl yedelweiss.com.<br />

sommer <strong>2019</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

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