GAB Juli 2019
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32 FRANKFURT<br />
LLLUSTRATIONEN: PRÄVENTIONSRAT DER STADT FRANKFURT<br />
STADTGESELLSCHAFT<br />
RESPEKT<br />
KANN MAN<br />
NICHT<br />
VERORDNEN<br />
Seit 2018 sieht man sie in<br />
Frankfurt: Die auffällige, bunte<br />
Plakatkampagne mit dem Slogan<br />
„Frankfurt zeigt Respekt – für jeden<br />
Menschen, jeden Tag“. Urheber ist<br />
der Präventionsrat der Stadt Frankfurt;<br />
im Interview erklärt dessen<br />
Geschäftsführer Klaus-Dieter Strittmatter<br />
die Idee hinter der Kampagne<br />
– und was für gegenseitigen Respekt<br />
wichtig ist.<br />
Der Präventionsrat ist bekannt<br />
durch seine Kampagne „Gewalt –<br />
sehen – helfen“, zur Förderung<br />
der Zivilcourage, die sehr<br />
plakativ in Bahnhöfen oder<br />
anderen öffentlichen Plätzen zu<br />
sehen ist.<br />
Ja, das GSH, wie wir es nennen, ist unser<br />
Firmenlogo geworden. Das war eine sehr<br />
erfolgreiche Kampagne, die mittlerweile<br />
zu einem Programm gewachsen ist, in<br />
dessen Rahmen wir zum Beispiel auch<br />
Seminare geben, auch mit speziellen<br />
Veranstaltungen für die LGBT-Community,<br />
die bereits gut angenommen<br />
wurden. Für uns ist ein solcher Workshop<br />
übrigens auch sehr wichtig, weil wir damit<br />
einen Perspektivwechsel bekommen und<br />
spezielle Bedürfnisse und Problemstellungen<br />
erkennen. Die „Respekt“-Kampagne<br />
ist daraus entstanden und quasi eine<br />
Fortsetzung von GSH.<br />
Der Respekt-Kampagne ging eine<br />
Online-Umfrage voraus; was haben<br />
Sie dort untersucht?<br />
Aus den Rückmeldungen der Seminare<br />
haben wir herausgelesen, dass Respekt im<br />
öffentlichen Raum offensichtlich ein Problem<br />
darstellt. Intern haben wir beraten und<br />
festgestellt, dass es sehr unterschiedliche<br />
Wahrnehmungen zum Begriff Respekt<br />
gibt. Vor allem: Alle fordern Respekt, aber<br />
das Hauptproblem ist vor allem, Respekt<br />
zu zeigen.<br />
Unsere Überlegungen führten dann zu unserer<br />
Online-Umfrage, mit der Bestätigung,<br />
dass in der Tat rund 99% Prozent der Teilnehmenden<br />
Respekt als besonders wichtig<br />
empfinden, ihn aber im öffentlichen Raum<br />
oftmals vermissen.<br />
Es gab zuvor schon Kampagnen, die sich<br />
mit dem Thema auseinandergesetzt<br />
haben, allerdings immer nur mit einem<br />
speziellen Thema. Wir wollten Respekt für<br />
alle Bereiche ansprechen, um greifbar zu<br />
machen, was Respekt eigentlich bedeutet.<br />
Welches Feedback haben Sie<br />
bekommen?<br />
Wir haben positive Rückmeldungen bekommen:<br />
Verschiedene Städte haben die<br />
Kampagne angefragt, konkret wird sie jetzt<br />
für den Landkreis Marburg-Biedenkopf<br />
umgesetzt. Schulbuchverlage haben ebenfalls<br />
angefragt, die Motive zu übernehmen,<br />
Zeit Online hatte hierzu berichtet. Viele<br />
wollten auch einfach nur die Plakate haben.<br />
Es gab auch harsche Kritik aus dem<br />
Stadtparlament zur Gestaltung der<br />
Motive, unter anderem war von „Stereotypisierung“<br />
die Rede …<br />
Ja, im Sicherheitsausschuss wurde das diskutiert.<br />
Natürlich verwendet die Kampagne<br />
stereotype Darstellungen, aber wir wollten<br />
ja ganz bewusst Eyecatcher verwenden. Die<br />
Kampagne ist in der Tat provokant, auch<br />
mit den kecken Sprüchen. Denn wenn wir<br />
alles schön machen und rund anpassen,<br />
wird es nicht wahrgenommen. Dann geht<br />
die Botschaft unter. Und unsere Botschaft<br />
lautet ganz klar: „Frankfurt zeigt Respekt.<br />
Für jeden Menschen. Jeden Tag“.<br />
Wir haben viele positive Rückmeldungen<br />
bekommen, und nur zwei, drei negative<br />
Bemerkungen. Die Kampagne will und kann<br />
nicht allumfassend sein, aber dass wir damit<br />
offensichtlich einen Nerv getroffen haben,<br />
macht mich froh. Wir wollten eine Diskussion<br />
anregen, und das hat funktioniert.<br />
Uns war natürlich auch klar, dass das Thema<br />
damit nicht erledigt ist. Die Plakatkampagne<br />
war der erste Schritt. Wir wollen das<br />
Thema weiterverfolgen und mit kleinen<br />
und größeren Aktionen eine Nachhaltigkeit,<br />
eine kontinuierliche Wahrnehmung<br />
erreichen.