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BERLIN<br />
Gericht entscheidet<br />
Mädchen darfnicht<br />
in Knabenchor<br />
SEITE 14<br />
DER<br />
ROTE<br />
TEPPICH<br />
Ehre, wemEhregebührt!<br />
Alexander Mechow<br />
half Flüchtlingen bei<br />
der Verständigung,<br />
wurde jetzt für<br />
sein Engagement<br />
ausgezeichnet.<br />
OrganisierteKriminalität<br />
Die Herrscher<br />
der Unterwelt<br />
Aus welchen Ländern die Tatverdächtigen kommen, wo sie in Berlin aktiv sind<br />
Foto: zvg<br />
Für ihr Engagement gegen<br />
Rassismus sind<br />
mehrereInitiativen aus Berlin<br />
mit dem „Band der Verständigung“geehrt<br />
worden.<br />
Der Regierende Michael<br />
Müller (SPD)übergabdie<br />
Auszeichnung gestern im<br />
Roten Rathaus.Einer der<br />
Geehrten ist der Fotograf<br />
Alexander Mechow –als die<br />
größte Flüchtlingswelle<br />
Berlin überrollte, rief er die<br />
Aktion „Einfach Mensch<br />
sein“ ins Leben, sammelte<br />
Spendenund lieferte sie an<br />
„Moabit hilft“.UmKommunikationsprobleme<br />
zu überbrücken,<br />
gestaltete er das<br />
Piktogramm„Cuby“, das in<br />
einem 92 Seiten starken<br />
Heftchen in 600 Varianten<br />
zu sehen ist. Die Neu-<strong>Berliner</strong><br />
konnten sich verständlich<br />
machen, indem sie auf<br />
das entsprechende Symbol<br />
zeigten. Weitere Preisträger:<br />
Die „Anwohnerinitiative<br />
für Zivilcourage –Gegen<br />
Rechts“aus Mitte wurde geehrt,<br />
weil sie versucht, „hörbar<br />
und kreativ“gegen Rassismus<br />
aufzutreten. „Ermutigung<br />
zu Zivilcourage ist<br />
wichtiger denn je“, erklärt<br />
Müller.„Wegschauen darf<br />
keine Option sein, wennwir<br />
alle Rassismus, Antisemitismus,<br />
Islamophobie, Homophobie,Fremdenfeindlichkeit<br />
und jegliche Form inhumaner<br />
Intoleranz aus unserem<br />
Zusammenleben verbannen<br />
wollen.“<br />
Von<br />
ANDREASKOPIETZ<br />
Berlin – Internationale Banden<br />
arbeiten arbeitsteilig. Sie<br />
wenden Gewaltan, waschen in<br />
aller Stille erbeutetes Geld mit<br />
legalen Geschäften. Versuchen<br />
Politiker und Verwaltung<br />
zu bestechen. Oft arbeiten<br />
sie im Verborgenen. Für<br />
die Organisierte Kriminalität<br />
(OK)ist Berlin ein Paradies.<br />
<strong>Berliner</strong> Polizei, BKA, Bundespolizei<br />
und Zoll haben imvergangenen<br />
Jahr 59 OK-Verfahren<br />
gegen verschiedene Banden geführt.<br />
17davon betreffen die Eigentumskriminalität.<br />
Dazu zählen<br />
Kfz-Diebstahl und mitunter<br />
serienmäßige Wohnungseinbrüche.16VerfahrenbetreffenDrogenhandel<br />
und -schmuggel.<br />
Die OK-Ermittler hatten im<br />
vergangenen Jahr 462 Tatverdächtige<br />
auf dem Schirm. 289<br />
von ihnen hatten keinen deutschen<br />
Pass. Die fünf häufigsten<br />
Nationalitäten von Tatverdächtigen<br />
sind Bulgarien (45), gefolgt<br />
von der Türkei (42), der Russischen<br />
Föderation(29),Polen (29)<br />
und der Ukraine (21). Die Verdächtigen<br />
sind in unterschiedlichen<br />
Banden am Werk. Diese<br />
Zahlen gehen aus einer noch unveröffentlichten<br />
Antwortder Senatsinnenverwaltung<br />
auf eine<br />
Anfrage des FDP-Abgeordneten<br />
Marcel Luthehervor.<br />
Demnach sind die Banden in<br />
unterschiedlichen „Geschäftsfeldern“<br />
aktiv. Gruppierungen aus<br />
Armenien, Aserbaidschan,<br />
Weißrussland, Kosovo, Litauen,<br />
Polen und Serbien zum Beispiel<br />
begehen Eigentumsdelikte.<br />
Rauschgifthandel und -schmuggel<br />
sind dagegenSachevon Banden<br />
aus Deutschland, dem Libanon,<br />
Mazedonien, Serbien und<br />
der Türkei und der Russischen<br />
Föderation. Bei Letzteren handeltessichnachAngabenvonErmittlernvor<br />
allemumMenschen<br />
aus der russischen autonomen<br />
Republik Tschetschenien. Diese<br />
fallen immer wieder durch<br />
schwere Gewaltauf. Etwa bei einer<br />
Schießerei im August vergangenen<br />
Jahres im Märkischen<br />
Vierteloder im Mai 2017,als wegen<br />
eines geplatzten Kokaingeschäftes<br />
mit einer MPi auf ein<br />
von Albanern geführtes Lokal in<br />
Gesundbrunnen gefeuert wurde.<br />
Unter „KriminalitätimZusammenhang<br />
mit dem Nachtleben“ –<br />
etwaProstitution und Zuhälterei<br />
–fallen nach Angaben der Innenverwaltung<br />
derzeit Gruppierungen<br />
aus Bulgarien, Deutschland,<br />
Nigeria und Rumänien auf.<br />
In 18 Gruppierungen sind laut<br />
Aufzählung vor allem deutsche<br />
Kriminelle aktiv. Laut Ermittlern<br />
sind das neben einigen Autoschiebern<br />
oder Drogenhändlern<br />
oft Mitglieder arabischer Clans,<br />
von denen viele die deutsche<br />
Staatsbürgerschaft haben.<br />
OK ist nach bundesweiter Definition<br />
unter anderem bestimmt<br />
von Arbeitsteilung, planmäßiger<br />
Begehung und gewerblichen<br />
Strukturen sowie von Anwendung<br />
von Gewalt oder „anderer<br />
zur Einschüchterung geeigneter<br />
Mittel“ odervon „Einflussnahme<br />
auf Politik, Medien, Verwaltung,<br />
Justizoder Wirtschaft“.<br />
Letzteres Kriterium sieht die<br />
Innenverwaltung für 2018 bereits<br />
in elf Verfahren erfüllt. Im<br />
Jahr 2017 gab es nur in fünf Ermittlungsverfahren<br />
den Verdacht,<br />
dass Verdächtige versuchten,<br />
Politik,Medien, Verwaltung<br />
Justizoder Wirtschaft zu beeinflussen.<br />
Daraus schließt der Abgeordnete<br />
Luthe eine „deutliche<br />
Zunahme bei der Unterwanderung<br />
der <strong>Berliner</strong> Politik und<br />
Verwaltung durch die Organisierte<br />
Kriminalität“. Das Gift der<br />
OK sickere schleichend in die<br />
Gesellschaft ein, meinter.<br />
Interessanterweise gibt es kein<br />
Verfahren gegen Banden der<br />
fernöstlichen organisierten Kriminalität.<br />
Auch gegen die italienische<br />
Mafia wurdelaut Verwaltung<br />
keinVerfahren geführt.„In<br />
der Masse, in der bei uns die Infos<br />
ankommen, deutetaber sehr<br />
vieldarauf hin, dassesdie italienische<br />
Organisierte Kriminalität<br />
in Berlin gibt. Es ist davon auszu-<br />
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Wünsche?<br />
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Tschetschenen schossen<br />
2017 mit einer MPi auf ein<br />
vonAlbanern geführtes<br />
Lokal. Es ging um Kokain.