18.08.2019 Aufrufe

Berliner Kurier 17.08.2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

BERLIN<br />

Gericht entscheidet<br />

Mädchen darfnicht<br />

in Knabenchor<br />

SEITE 14<br />

DER<br />

ROTE<br />

TEPPICH<br />

Ehre, wemEhregebührt!<br />

Alexander Mechow<br />

half Flüchtlingen bei<br />

der Verständigung,<br />

wurde jetzt für<br />

sein Engagement<br />

ausgezeichnet.<br />

OrganisierteKriminalität<br />

Die Herrscher<br />

der Unterwelt<br />

Aus welchen Ländern die Tatverdächtigen kommen, wo sie in Berlin aktiv sind<br />

Foto: zvg<br />

Für ihr Engagement gegen<br />

Rassismus sind<br />

mehrereInitiativen aus Berlin<br />

mit dem „Band der Verständigung“geehrt<br />

worden.<br />

Der Regierende Michael<br />

Müller (SPD)übergabdie<br />

Auszeichnung gestern im<br />

Roten Rathaus.Einer der<br />

Geehrten ist der Fotograf<br />

Alexander Mechow –als die<br />

größte Flüchtlingswelle<br />

Berlin überrollte, rief er die<br />

Aktion „Einfach Mensch<br />

sein“ ins Leben, sammelte<br />

Spendenund lieferte sie an<br />

„Moabit hilft“.UmKommunikationsprobleme<br />

zu überbrücken,<br />

gestaltete er das<br />

Piktogramm„Cuby“, das in<br />

einem 92 Seiten starken<br />

Heftchen in 600 Varianten<br />

zu sehen ist. Die Neu-<strong>Berliner</strong><br />

konnten sich verständlich<br />

machen, indem sie auf<br />

das entsprechende Symbol<br />

zeigten. Weitere Preisträger:<br />

Die „Anwohnerinitiative<br />

für Zivilcourage –Gegen<br />

Rechts“aus Mitte wurde geehrt,<br />

weil sie versucht, „hörbar<br />

und kreativ“gegen Rassismus<br />

aufzutreten. „Ermutigung<br />

zu Zivilcourage ist<br />

wichtiger denn je“, erklärt<br />

Müller.„Wegschauen darf<br />

keine Option sein, wennwir<br />

alle Rassismus, Antisemitismus,<br />

Islamophobie, Homophobie,Fremdenfeindlichkeit<br />

und jegliche Form inhumaner<br />

Intoleranz aus unserem<br />

Zusammenleben verbannen<br />

wollen.“<br />

Von<br />

ANDREASKOPIETZ<br />

Berlin – Internationale Banden<br />

arbeiten arbeitsteilig. Sie<br />

wenden Gewaltan, waschen in<br />

aller Stille erbeutetes Geld mit<br />

legalen Geschäften. Versuchen<br />

Politiker und Verwaltung<br />

zu bestechen. Oft arbeiten<br />

sie im Verborgenen. Für<br />

die Organisierte Kriminalität<br />

(OK)ist Berlin ein Paradies.<br />

<strong>Berliner</strong> Polizei, BKA, Bundespolizei<br />

und Zoll haben imvergangenen<br />

Jahr 59 OK-Verfahren<br />

gegen verschiedene Banden geführt.<br />

17davon betreffen die Eigentumskriminalität.<br />

Dazu zählen<br />

Kfz-Diebstahl und mitunter<br />

serienmäßige Wohnungseinbrüche.16VerfahrenbetreffenDrogenhandel<br />

und -schmuggel.<br />

Die OK-Ermittler hatten im<br />

vergangenen Jahr 462 Tatverdächtige<br />

auf dem Schirm. 289<br />

von ihnen hatten keinen deutschen<br />

Pass. Die fünf häufigsten<br />

Nationalitäten von Tatverdächtigen<br />

sind Bulgarien (45), gefolgt<br />

von der Türkei (42), der Russischen<br />

Föderation(29),Polen (29)<br />

und der Ukraine (21). Die Verdächtigen<br />

sind in unterschiedlichen<br />

Banden am Werk. Diese<br />

Zahlen gehen aus einer noch unveröffentlichten<br />

Antwortder Senatsinnenverwaltung<br />

auf eine<br />

Anfrage des FDP-Abgeordneten<br />

Marcel Luthehervor.<br />

Demnach sind die Banden in<br />

unterschiedlichen „Geschäftsfeldern“<br />

aktiv. Gruppierungen aus<br />

Armenien, Aserbaidschan,<br />

Weißrussland, Kosovo, Litauen,<br />

Polen und Serbien zum Beispiel<br />

begehen Eigentumsdelikte.<br />

Rauschgifthandel und -schmuggel<br />

sind dagegenSachevon Banden<br />

aus Deutschland, dem Libanon,<br />

Mazedonien, Serbien und<br />

der Türkei und der Russischen<br />

Föderation. Bei Letzteren handeltessichnachAngabenvonErmittlernvor<br />

allemumMenschen<br />

aus der russischen autonomen<br />

Republik Tschetschenien. Diese<br />

fallen immer wieder durch<br />

schwere Gewaltauf. Etwa bei einer<br />

Schießerei im August vergangenen<br />

Jahres im Märkischen<br />

Vierteloder im Mai 2017,als wegen<br />

eines geplatzten Kokaingeschäftes<br />

mit einer MPi auf ein<br />

von Albanern geführtes Lokal in<br />

Gesundbrunnen gefeuert wurde.<br />

Unter „KriminalitätimZusammenhang<br />

mit dem Nachtleben“ –<br />

etwaProstitution und Zuhälterei<br />

–fallen nach Angaben der Innenverwaltung<br />

derzeit Gruppierungen<br />

aus Bulgarien, Deutschland,<br />

Nigeria und Rumänien auf.<br />

In 18 Gruppierungen sind laut<br />

Aufzählung vor allem deutsche<br />

Kriminelle aktiv. Laut Ermittlern<br />

sind das neben einigen Autoschiebern<br />

oder Drogenhändlern<br />

oft Mitglieder arabischer Clans,<br />

von denen viele die deutsche<br />

Staatsbürgerschaft haben.<br />

OK ist nach bundesweiter Definition<br />

unter anderem bestimmt<br />

von Arbeitsteilung, planmäßiger<br />

Begehung und gewerblichen<br />

Strukturen sowie von Anwendung<br />

von Gewalt oder „anderer<br />

zur Einschüchterung geeigneter<br />

Mittel“ odervon „Einflussnahme<br />

auf Politik, Medien, Verwaltung,<br />

Justizoder Wirtschaft“.<br />

Letzteres Kriterium sieht die<br />

Innenverwaltung für 2018 bereits<br />

in elf Verfahren erfüllt. Im<br />

Jahr 2017 gab es nur in fünf Ermittlungsverfahren<br />

den Verdacht,<br />

dass Verdächtige versuchten,<br />

Politik,Medien, Verwaltung<br />

Justizoder Wirtschaft zu beeinflussen.<br />

Daraus schließt der Abgeordnete<br />

Luthe eine „deutliche<br />

Zunahme bei der Unterwanderung<br />

der <strong>Berliner</strong> Politik und<br />

Verwaltung durch die Organisierte<br />

Kriminalität“. Das Gift der<br />

OK sickere schleichend in die<br />

Gesellschaft ein, meinter.<br />

Interessanterweise gibt es kein<br />

Verfahren gegen Banden der<br />

fernöstlichen organisierten Kriminalität.<br />

Auch gegen die italienische<br />

Mafia wurdelaut Verwaltung<br />

keinVerfahren geführt.„In<br />

der Masse, in der bei uns die Infos<br />

ankommen, deutetaber sehr<br />

vieldarauf hin, dassesdie italienische<br />

Organisierte Kriminalität<br />

in Berlin gibt. Es ist davon auszu-<br />

Fragen?<br />

Wünsche?<br />

Tipps?<br />

Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />

(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />

10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />

E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />

Abo-Service: Tel. 030/232777<br />

Tschetschenen schossen<br />

2017 mit einer MPi auf ein<br />

vonAlbanern geführtes<br />

Lokal. Es ging um Kokain.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!