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EISERN UNION 9<br />
Der Ball ist drin im Tor<br />
vonRBLeipzig. So schön<br />
soll es morgen wieder<br />
werden.<br />
Fotos: imago images (2), AFP<br />
Sebastian Polter<br />
bejubelt am<br />
21. September<br />
2014 sein 1:0 gegen<br />
RB Leipzig. Im<br />
Hintergrund:<br />
Benjamin Köhler.<br />
Inall den Jahren, die ichnun<br />
schon im Fußball tätig bin,<br />
hat der FC Bayern Aufsteiger<br />
kommen und gehen sehen.<br />
Viele haben sichschnellwieder<br />
verabschiedet, manche konnten<br />
sich etablieren,nur ein paar<br />
wenige schrieben Geschichte.<br />
Auf Union Berlin können wir<br />
uns freuen. Weil das ein Klub<br />
ist, der eine ganz besondere<br />
Ausstrahlung hat. Herzlich<br />
willkommen!<br />
Leider weiß ich seinen Namen<br />
nichtmehr, aberich kann<br />
mich noch gut erinnern: Union<br />
hatte mal einen blonden Angreifer,<br />
recht groß. Er stand oft<br />
einfach nur mit verschränkten<br />
Armen im Mittelfeld herum –<br />
aber wenn erden Ball hatte,<br />
stürmte er los, mit einem<br />
Wahnsinnstempo. Vor dem<br />
Tor haterdann meistens füreinen<br />
Kollegen abgelegt. Das war<br />
ein Typ, so passend zuUnion<br />
Berlin: erfrischend anders und<br />
originell –einfach eine Schau,<br />
wiewir inBayern sagen.<br />
Union stand zu DDR-Zeiten<br />
im Schatten des Mielke-Klubs<br />
BFC Dynamo und es war immer<br />
toll, wieder Klub der Parteiführung<br />
getrotzt hat. Wenn<br />
Menschen für ihre Überzeugungen<br />
auch gegen Widerstände<br />
eintretenund sich nichtunterbuttern<br />
lassen, muss das imponieren.<br />
Eisern Union verbiegen?<br />
Geht nicht. Der Klub war<br />
LiebeFansvonUnionBerlin,<br />
ein Auffangbecken für die, die<br />
anders dachten. Ein Tummelplatz<br />
für die, die mit dem System<br />
nicht konform gegangen<br />
sind, das Menschen unterdrückt<br />
hat. So eine Haltung verdient<br />
höchsten Respekt –und<br />
zwar bis indie heutige Zeit.<br />
Ich habe den Eindruck, bei<br />
Union Berlin ist der Kampfgeist<br />
noch immer verwurzelt.<br />
Wir haben bereits in der „Alten<br />
Försterei“ gespielt und mir gefällt,<br />
wie treu die Fans zu diesem<br />
Klub stehen. Die Anhänger<br />
würden Union wohl selbst in<br />
die tiefsten Niederungen des<br />
Fußballs folgen. Unvergesslich<br />
ist, wie sie vor einigen Jahren<br />
mitgeholfen haben, das Stadion<br />
zu modernisieren; freiwillig<br />
und unentgeltlich –dakamen<br />
Reporter aus allen Ecken der<br />
Welt, umdarüberzuberichten.<br />
Das ist eine wunderbare Geschichte,<br />
genauso wie, dass in<br />
Unions Räumlichkeiten eine<br />
Stiftung untergebracht ist, die<br />
sich um Flüchtlinge kümmert.<br />
Es ist wichtig, dass sich Vereine<br />
ihrer sozialen Verantwortung<br />
bewusst sind, gerade, wo sich<br />
heutzutage so viele Klubs zunehmend<br />
nurnochauf das Geschäft<br />
konzentrieren.<br />
Dass in Berlin nun zum 30-<br />
jährigen Jubiläumder Wiedervereinigung<br />
erstmals seit<br />
1976/77 wieder zwei Vereine<br />
aus der Hauptstadt erstklassig<br />
spielen, ist eine feine Pointe der<br />
Fußballgeschichte. Erst fünf<br />
Ex-DDR-Oberligisten haben es<br />
überhaupt in die Bundesligageschafft,<br />
daran sieht man, was<br />
füreine reife Leistung der Aufstieg<br />
von Union ist. Ich bin sicher,<br />
dass die „Eisernen“ mit<br />
ihrer Art, ihrer Stadionkultur,<br />
ihrer Geschichte eine Bereicherung<br />
zwischen den vielen<br />
Etablierten sein werden. Als<br />
Aufsteiger hat man es leider immer<br />
schwer, aber damit uns<br />
dieser bunte Farbklecks inder<br />
Bundesliga länger erhalten<br />
bleibt, drücken sicher einige<br />
Menschen die Daumen. Darum<br />
auch vonSeiten des FC Bayern:<br />
Viel Glück! Ihr UliHoeneß