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Berliner Kurier 17.08.2019

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*<br />

EISERN UNION 9<br />

Der Ball ist drin im Tor<br />

vonRBLeipzig. So schön<br />

soll es morgen wieder<br />

werden.<br />

Fotos: imago images (2), AFP<br />

Sebastian Polter<br />

bejubelt am<br />

21. September<br />

2014 sein 1:0 gegen<br />

RB Leipzig. Im<br />

Hintergrund:<br />

Benjamin Köhler.<br />

Inall den Jahren, die ichnun<br />

schon im Fußball tätig bin,<br />

hat der FC Bayern Aufsteiger<br />

kommen und gehen sehen.<br />

Viele haben sichschnellwieder<br />

verabschiedet, manche konnten<br />

sich etablieren,nur ein paar<br />

wenige schrieben Geschichte.<br />

Auf Union Berlin können wir<br />

uns freuen. Weil das ein Klub<br />

ist, der eine ganz besondere<br />

Ausstrahlung hat. Herzlich<br />

willkommen!<br />

Leider weiß ich seinen Namen<br />

nichtmehr, aberich kann<br />

mich noch gut erinnern: Union<br />

hatte mal einen blonden Angreifer,<br />

recht groß. Er stand oft<br />

einfach nur mit verschränkten<br />

Armen im Mittelfeld herum –<br />

aber wenn erden Ball hatte,<br />

stürmte er los, mit einem<br />

Wahnsinnstempo. Vor dem<br />

Tor haterdann meistens füreinen<br />

Kollegen abgelegt. Das war<br />

ein Typ, so passend zuUnion<br />

Berlin: erfrischend anders und<br />

originell –einfach eine Schau,<br />

wiewir inBayern sagen.<br />

Union stand zu DDR-Zeiten<br />

im Schatten des Mielke-Klubs<br />

BFC Dynamo und es war immer<br />

toll, wieder Klub der Parteiführung<br />

getrotzt hat. Wenn<br />

Menschen für ihre Überzeugungen<br />

auch gegen Widerstände<br />

eintretenund sich nichtunterbuttern<br />

lassen, muss das imponieren.<br />

Eisern Union verbiegen?<br />

Geht nicht. Der Klub war<br />

LiebeFansvonUnionBerlin,<br />

ein Auffangbecken für die, die<br />

anders dachten. Ein Tummelplatz<br />

für die, die mit dem System<br />

nicht konform gegangen<br />

sind, das Menschen unterdrückt<br />

hat. So eine Haltung verdient<br />

höchsten Respekt –und<br />

zwar bis indie heutige Zeit.<br />

Ich habe den Eindruck, bei<br />

Union Berlin ist der Kampfgeist<br />

noch immer verwurzelt.<br />

Wir haben bereits in der „Alten<br />

Försterei“ gespielt und mir gefällt,<br />

wie treu die Fans zu diesem<br />

Klub stehen. Die Anhänger<br />

würden Union wohl selbst in<br />

die tiefsten Niederungen des<br />

Fußballs folgen. Unvergesslich<br />

ist, wie sie vor einigen Jahren<br />

mitgeholfen haben, das Stadion<br />

zu modernisieren; freiwillig<br />

und unentgeltlich –dakamen<br />

Reporter aus allen Ecken der<br />

Welt, umdarüberzuberichten.<br />

Das ist eine wunderbare Geschichte,<br />

genauso wie, dass in<br />

Unions Räumlichkeiten eine<br />

Stiftung untergebracht ist, die<br />

sich um Flüchtlinge kümmert.<br />

Es ist wichtig, dass sich Vereine<br />

ihrer sozialen Verantwortung<br />

bewusst sind, gerade, wo sich<br />

heutzutage so viele Klubs zunehmend<br />

nurnochauf das Geschäft<br />

konzentrieren.<br />

Dass in Berlin nun zum 30-<br />

jährigen Jubiläumder Wiedervereinigung<br />

erstmals seit<br />

1976/77 wieder zwei Vereine<br />

aus der Hauptstadt erstklassig<br />

spielen, ist eine feine Pointe der<br />

Fußballgeschichte. Erst fünf<br />

Ex-DDR-Oberligisten haben es<br />

überhaupt in die Bundesligageschafft,<br />

daran sieht man, was<br />

füreine reife Leistung der Aufstieg<br />

von Union ist. Ich bin sicher,<br />

dass die „Eisernen“ mit<br />

ihrer Art, ihrer Stadionkultur,<br />

ihrer Geschichte eine Bereicherung<br />

zwischen den vielen<br />

Etablierten sein werden. Als<br />

Aufsteiger hat man es leider immer<br />

schwer, aber damit uns<br />

dieser bunte Farbklecks inder<br />

Bundesliga länger erhalten<br />

bleibt, drücken sicher einige<br />

Menschen die Daumen. Darum<br />

auch vonSeiten des FC Bayern:<br />

Viel Glück! Ihr UliHoeneß

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