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Berliner Kurier 17.08.2019

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14 BERLIN BERLINER KURIER, Sonnabend, 17.August 2019*<br />

NACHRICHTEN<br />

Messe-Renner<br />

Der heutige Staats- und<br />

Domchor wurde bereits<br />

1465 gegründet und hieß<br />

damals „Singeknaben“<br />

Foto: dpa<br />

Berlin –Die neue Messehalle<br />

hub27 wird nach Betreiberangaben<br />

gut angenommen.<br />

„2020 sind nur<br />

noch wenige Slots frei“,<br />

umschrieb Messechef<br />

Christian Göke die Buchungslage<br />

bei der gestrigen<br />

Eröffnung. Der Bau für<br />

bis zu 11 500 Besucher ist<br />

für 75 Millionen Euro errichtet<br />

worden. Die Messe<br />

braucht ihre 27. Halle als<br />

Ausweichquartier,<br />

während ältere Gebäude<br />

saniert werden.<br />

Chaos auf der Insel<br />

Mitte –Die Senatsverkehrsverwaltung<br />

will das<br />

Verkehrschaos auf der Museumsinsel<br />

beseitigen. Man<br />

arbeite an einem Konzept,<br />

um eine gute Lösung zu finden,<br />

so ein Sprecher. Das<br />

Konzept soll im Herbst<br />

vorgestellt werden.<br />

Rassistisch beleidigt<br />

Wedding –Ein Fahrkarten-Kontrolleur<br />

ist am<br />

Bahnhof Amrumer Straße<br />

von einer Frau rassistisch<br />

beleidigt und gebissen worden.<br />

Der 36-Jährige hatte<br />

die Fahrkarte der Frau sehen<br />

wollen und sie danach<br />

an der Flucht gehindert.<br />

Raser erwischt<br />

Potsdam –Bei Schwerpunktkontrollen<br />

rund um<br />

Schulen hat die Brandenburger<br />

Polizei zum Schulstart<br />

zahlreiche Verstöße<br />

von Verkehrsteilnehmern<br />

festgestellt. Rund 6700 Autofahrer<br />

waren zu schnell<br />

unterwegs, so die Polizei.<br />

ARCHE NOAH<br />

Sizzy ... wurde gefunden<br />

und hat sich im Tierheim zu<br />

einer Abenteurerin entwickelt.<br />

Bei einem neuen Besitzer<br />

braucht die grünäugige<br />

Schönheit zunächst viele<br />

Verstecke, dann wird sie<br />

sich bald zutraulich zeigen.<br />

Vermittlungs-Nr. 19/994<br />

Tierheim Berlin,<br />

Hausvaterweg 39, 13057 Berlin,<br />

Telefon: 030/768880,<br />

www.tierschutz-berlin.de<br />

Die Tiervermittlung ist geöffnet:<br />

Mittwoch–Sonntag 13–16 Uhr<br />

Foto: Tierheim Berlin<br />

Gericht entscheidet<br />

Mädchen darf nicht<br />

in Knabenchor<br />

Neunjährige wollte unbedingt in den Domchor,weil er die beste Ausbildung bietet<br />

Von<br />

JENS BLANKENNAGEL<br />

Als der Wachmann sieht,<br />

wie groß der Andrang<br />

vor der Tür ist, fragt er:<br />

„Ist das wirklich so ein interessanter<br />

Fall?“ Alle in der Schlange<br />

vor der Kontrolle nicken.<br />

Das Verwaltungsgericht soll<br />

entscheiden, ob ein Mädchen<br />

im Knabenchor singen darf.<br />

Das jedenfalls wollen ein<br />

neunjähriges Mädchen und ihre<br />

Anwältin. Letztere sagt: „Ich<br />

bin die Mutter der Klägerin. Sie<br />

hat mich gebeten, für sie und<br />

viele andere Mädchen dieses<br />

Verfahren zu führen.“ Am Ende<br />

steht ein klares Urteil: Der Knabenchor<br />

muss das Mädchen<br />

nicht aufnehmen. Der Grund:<br />

Die Ablehnung erfolgte aus<br />

künstlerischen Gründen und<br />

nicht, weil es kein Junge ist.<br />

Richter Jens Tegtmeier sagt:<br />

„Über die Aufnahme entscheidet<br />

grundsätzlich der Chorleiter.<br />

Als Gericht können wir nur<br />

prüfen, ob die Entscheidung juristisch<br />

korrekt erfolgt ist.“<br />

Das Kind singt seit vier Jahren<br />

mehrmals pro Woche in<br />

Chören, ist im Musikgymnasium<br />

und wollte in den Staatsund<br />

Domchor. Der wurde 1465<br />

gegründet und ist Berlins älteste<br />

musikalische Einrichtung. Er<br />

hieß anfangs Singeknaben –bis<br />

heute singen dort nur Knaben.<br />

Die Chorleitung hat das Mäd-<br />

Fotos: dpa/zinken<br />

Die Tochter selbst war<br />

nicht bei Gericht dabei –<br />

es warder Neunjährigen<br />

zu viel Trubel.<br />

Die Anwältin der Klägerin<br />

ist zugleich auch ihre<br />

Mutter.Sie spricht von<br />

Diskriminierung<br />

chen vorsingen lassen, lehnte es<br />

aber ab, weil es nicht gut genug<br />

sei. Im Gericht sagt Chorleiter<br />

Kai-Uwe Jirka dazu: „Das Volumen<br />

der Stimme und die Klangkraft<br />

entspricht nicht den Leistungen,<br />

die gleichaltrige Jungs<br />

haben.“ Wäre statt des Mädchens<br />

ein Junge mit dem gleichen<br />

Niveau zum Test gekommen,<br />

hätte es ebenfalls eine Ablehnung<br />

gegeben.<br />

Natürlich stellt der Richter<br />

auch die Frage, warum das<br />

Mädchen ausgerechnet in diesen<br />

Chor wolle und nicht in einen<br />

Mädchenchor. „Es ist unsere<br />

erste Wahl“, sagt die Anwältin.<br />

Denn dieser berühmte<br />

Domchor sei nun mal die Einrichtung<br />

mit der allerbesten<br />

Ausbildung in ganz Berlin.<br />

Und können Mädchen durch<br />

eine entsprechende Ausbildung<br />

tatsächlich so klingen wie<br />

Jungs. „Ja“, sagt Jirka. „Aber<br />

nur mit Gewalt, die an Körperverletzung<br />

grenzt.“ Jirka<br />

spricht von unterschiedlichen<br />

Klangräumen. Das liege an anatomischen<br />

Gründen und auch<br />

am Testosteron –und man wolle<br />

ja wohl nicht Mädchen dieses<br />

Hormon spritzen, damit sie wie<br />

Jungs klingen. „Warum soll ein<br />

Mädchen überhaupt dazu ausgebildet<br />

werden, dass es wie ein<br />

Junge klingt.“ So etwas lehne er<br />

aus pädagogischen und künstlerischen<br />

Gründen ab. „Jedes<br />

Kind hat das Recht, seine natürliche<br />

Stimme auszubilden.“

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