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Berliner Kurier 17.08.2019

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PANORAMA<br />

SEITE41<br />

BERLINER KURIER,Sonnabend, 17.August 2019<br />

NACHRICHTEN<br />

Früher Riesen-Pinguin<br />

Foto: dpa<br />

Christchurch –Forscher<br />

haben in Neuseeland die<br />

fossilen Überreste eines nahezu<br />

menschengroßen Pinguins<br />

entdeckt. Der Vogel<br />

sei ca. 160 Zentimeter groß<br />

gewesen, habe 80 Kilo gewogen,<br />

so das Canterbury<br />

Museum. Zum Vergleich:<br />

Der Kaiserpinguin, die heute<br />

größte Pinguinart, wird<br />

ca. 120 Zentimeter groß.<br />

E-Tretroller verboten<br />

Mailand –Nach einem<br />

schweren Unfall sind E-<br />

Tretroller in Mailand vorerst<br />

verboten. Dies gelte so<br />

lange, bis Hinweisschilder<br />

mit Regeln für deren Nutzung<br />

angebracht sind, berichteten<br />

italienische Medien.<br />

Bei einem Crash mit einem<br />

Scooter in einer Fußgängerzone<br />

hatte ein Passant<br />

schwere Verletzungen<br />

erlitten.<br />

Lange Haft gefordert<br />

Detmold –ImProzess um<br />

den hundertfachen Kindesmissbrauch<br />

auf dem Campingplatz<br />

in Lügde hat die<br />

Staatsanwaltschaft für die<br />

Angeklagten lange Haftstrafen<br />

und Sicherungsverwahrung<br />

gefordert.<br />

LOTTO-QUOTEN<br />

6Richtige und<br />

Superzahl: 28521838,00 Euro,<br />

6Richtige: 147824,00 Euro,<br />

5Richtige und<br />

Superzahl: 9239,00 Euro<br />

5Richtige: 2451,60 Euro<br />

4Richtige und<br />

Superzahl: 191,80 Euro<br />

4Richtige: 37,90 Euro<br />

3Richtige und<br />

Superzahl: 23,60 Euro<br />

3Richtige: 10,20 Euro<br />

2Richtige und<br />

Superzahl: 5,00 Euro (ohne Gewähr)<br />

EUROJACKPOT<br />

Gewinnzahlen 5aus 50:<br />

7, 20, 35, 42, 44<br />

Eurozahlen 2aus 10:<br />

3und 7<br />

(ohne Gewähr)<br />

KENO-ZAHLEN<br />

6, 7, 8, 10, 11, 13, 19, 20, 25, 29,<br />

38, 42, 46, 50, 54, 57,63, 68, 69,<br />

70; plus-5-Gewinnzahl:<br />

69527 (ohne Gewähr)<br />

Fotos: Stephanie Haase/Bezev, dpa<br />

Helfen trotz<br />

Handicap –<br />

Lily (19)<br />

macht’s<br />

Dass sie im Rollstuhl<br />

sitzt,hält die junge<br />

Frau nicht vom<br />

Freiwilligendienst<br />

in<br />

Ghana ab<br />

Hat schon gepackt für<br />

ihren Auslandseinsatz:<br />

Lily Vogel. Im<br />

Hintergrund: die<br />

100000-Einwohner-<br />

Stadt Ho in Ghana.<br />

Trier – Lily Vogel hat seit<br />

kurzem ihr Abi in der Tasche<br />

und will raus in die Welt. In<br />

wenigen Tagen startet sie<br />

nach Ghana, um dort einen<br />

einjährigen Freiwilligendienst<br />

zu machen. Für die 19-<br />

Jährige aus Trier ist es eine<br />

ganz besondere Herausforderung:<br />

Sie sitzt von Kindheit an<br />

im Rollstuhl.<br />

In diesen Wochen beginnen<br />

Hunderte junge Menschen einen<br />

Freiwilligendienst im<br />

Ausland. Lily macht es trotz<br />

ihrer Behinderung: „Ich wollte<br />

ins Ausland gehen, seit ich<br />

elf Jahre alt war.“ Lange Zeit<br />

habe sie nicht geglaubt, dass<br />

das gehe. Bis sie auf den Verein<br />

Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit<br />

(Bezev) in Essen gestoßen sei,<br />

der über den entwicklungspolitischen<br />

Freiwilligendienst<br />

„Weltwärts“ Menschen mit<br />

und ohne Behinderung zu<br />

Einsätzen rund um den Glo-<br />

bus schickt.<br />

„Es ist für mich eine Chance –<br />

wie für jeden anderen auch“,<br />

sagt<br />

Lily. Sie freuesich auf ih-<br />

ren Einsatz und<br />

ja, sie sei na-<br />

aufgeregt.<br />

türlich auch schon<br />

Ende August geht es los –in<br />

die 100 000 Einwohner-Stadt<br />

Ho. Dort werde sie bei der<br />

Selbsthilfeorganisation<br />

Voice Ghana, die sich für<br />

Rechte von Menschen mit<br />

Beeinträchtigu<br />

ung einsetzt,<br />

mitarbeiten. Morgens als Aseiner<br />

Förder-<br />

sistentin in<br />

schule. Nachmittags im Büro,<br />

um Veranstaltungen zu oroder<br />

zu Diskus-<br />

ganisieren<br />

sionen und Kampagnen<br />

über Land inDörfer zu<br />

fahren.<br />

Wennn Lily Vogel<br />

mit dem Flieger<br />

nach<br />

Afrika startet,<br />

ist keine Extra-<br />

Begleitperson<br />

für sie dabei,<br />

aber andere<br />

Teilnehmer<br />

des Programms.<br />

Vor<br />

Ort<br />

erwarten<br />

sie ein Assistent,<br />

ein Mentor<br />

und eine<br />

WG, die sie<br />

sich mit einer<br />

Freiwilligen<br />

teilt, die keine<br />

Behinderung<br />

hat.<br />

„Bezev hat das top<br />

organisiert“, sagt Lily, die an<br />

einer angeborenen infantilen<br />

Zerebralparese mit Muskelstörungen<br />

leidet. Während<br />

der vergangenen Monate sei<br />

sie in Seminaren gut auf Ghana<br />

vorbereitet worden.<br />

Die Organisation Bezev vermittelt<br />

jedes Jahr zwischen 15<br />

und 20 Freiwillige in Projekte<br />

von Ecuador über Ghana, Indien,<br />

Kamerun, Mexiko, Tansania<br />

bis Uganda.<br />

„Unsere Einsatzstellen sind<br />

oft Einrichtungen, in denen<br />

Menschen mit und ohne Behinderungen<br />

leben, zur Schule<br />

gehen oder arbeiten“, sagt<br />

Jelena Auracher vom Bezev-<br />

Team. „Wir wollen sie befähigen,<br />

dass sie lernen, ihre Stärken<br />

zu sehen und nicht das,<br />

was sie nicht können. Danach<br />

werden sie oft genug beurteilt.“<br />

Mit dabei seien u. a. Gehörlose,<br />

die an Gehörlosenschulen<br />

gingen, oder eine Frau, die nur<br />

fünf bis zehn Prozent Sehfähigkeit<br />

habe. „Sie geht auch<br />

nach Ghana, wie Lily Vogel“,<br />

sagt Auracher. Behinderte<br />

können zwischen 18 und 35<br />

Jahren teilnehmen.<br />

Natürlich sei in den Zielländern<br />

Barrierefreiheit nicht gewährleistet.<br />

Und natürlich gebe<br />

es kulturelle Unterschiede,<br />

auch im Umgang mit Behinderten,<br />

sagt Auracher. Aber<br />

man dürfe nicht vergessen,<br />

dass es für sie auch in<br />

Deutschland jeden Tag Barrieren<br />

gebe. Im Ausland müssten<br />

sie „vielleicht pragmatischere<br />

Lösungen“ finden.<br />

Wie bei allen Programmen ins<br />

Ausland gebe es auch Abbrüche.<br />

„Dass es schon mal Heimweh<br />

gibt oder nicht klappt, das<br />

gibt es.“ Aber: Es sei sehr selten,<br />

dass die Beeinträchtigung<br />

der Grund für den Abbruch<br />

sei.<br />

Lily Vogel beschleichen im<br />

Vorfeld nur selten Gedanken,<br />

dass sie es nicht packen könnte.<br />

„Ich mache mein Ding. Ich<br />

habe mich schon öfter durchgebissen“,<br />

sagt sie. Vor ein<br />

paar Jahren habe ihr keiner<br />

zugetraut, dass sie den Realschulabschluss,<br />

geschweige<br />

denn das Abitur schaffe. Mutter<br />

Katharina Vogel ist vom<br />

Auslandsprojekt ihrer Tochter<br />

beeindruckt: „Ich kenne<br />

keinen Behinderten, der das<br />

gemacht hat. Es ist schon etwas<br />

Besonderes.“

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