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B4 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 214 · 1 4./15. September 2019<br />
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Karriere<br />
Wenn der Job die Seele schafft<br />
Burnout ist ein Modewort. Aber auch ein ernstzunehmender Zustand. Wiesich Arbeitnehmer schützen können und wie man gegensteuert<br />
VonMarie Wachsmuth<br />
Manchmal wird eseinfach<br />
stressig im Job.<br />
Egal, in welchem Beruf<br />
man arbeitet, für<br />
wen und wie lange. Und irgendwie<br />
ist es auch okay. Stressige Phasen<br />
können einem sogar helfen zu<br />
wachsen. Aber was ist, wenn Stress<br />
den Alltag bestimmt? Wenn er zum<br />
Dauerzustand wird mit dem der<br />
Körper und die Seele nicht mehr<br />
klarzukommen scheinen? Wenn<br />
man sich fragen muss: Leide ich tatsächlich<br />
unter einem Burnout? Die<br />
wichtigsten Fragen und Antworten<br />
im Überblick.<br />
Wasgenau ist eigentlich ein Burnout?<br />
Allgemein gilt: „Burnout ist die<br />
volkstümliche Bezeichnung für eine<br />
zentrale Erschöpfung der eigenen<br />
Lebenskraft, die<br />
depressionsähnlich<br />
ist“, erklärt<br />
Dr.med. Dr.phil.<br />
Klaus vonPloetz.<br />
Er leitet als Chefarzt<br />
das Gezeiten<br />
Haus Schloss<br />
Wendgräben bei<br />
Dr.med. Dr.phil. Magdeburg, eine<br />
Klaus von Ploetz Fachklinik für<br />
Psychosomatische<br />
Medizin und traditionelle Chinesische<br />
Medizin, die auch Burnout-<br />
Patienten behandelt. Bisher gibt es<br />
noch keine eigene offizielle Diagnose.<br />
Vielmehr, dass Burnout eine<br />
Zusatzdiagnose ist –meist zur Depression.<br />
„Laut WHO könnte die Depression<br />
2020 die zweithäufigste<br />
Krankheit sein“, weiß er.<br />
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PR<br />
Wenn der Widerwillen gegen die Arbeit immer größer wird, man einfach nicht mehr seine Leistung bringt, kann eine Erschöpfung ein Burnout sein.<br />
Ist Burnout eine Volkskrankheit?<br />
„Das Burnout mittlerweile als<br />
Volkskrankheit gilt, kann daran liegen,<br />
dass sich Menschen heute häufiger<br />
Hilfe holen<br />
und psychische<br />
Erkrankungen<br />
in der Öffentlichkeit<br />
weniger<br />
tabuisiert werden<br />
– eine<br />
durchaus positive<br />
Entwicklung“,<br />
sagt Di-<br />
Diplom-Psychologe<br />
Timo Schiele plom-Psycho-<br />
loge Timo<br />
Schiele von der Klinik Kloster Dießen,<br />
die sich auf die Behandlung<br />
von psychischen und psychosomatischen<br />
Erkrankungen spezialisiert<br />
hat. Das esheute aber mehr Menschen<br />
gibt, die einen Burnout haben<br />
oder unter Folgeerkrankungen<br />
leiden, weist er zurück. „Die Zahlen<br />
sind jedoch nicht signifikant gestiegen,<br />
die Diagnosemöglichkeiten<br />
aber verbessertworden. “<br />
Wo genau beginnt eine Missstimmung<br />
ein Burnout zu sein?<br />
„Unter einem Burnout versteht<br />
man einen anhaltenden belastungsbedingten<br />
Erschöpfungszustand.<br />
Typische Anzeichen sind<br />
ein dauerhaftes Gefühl der Entkräftung<br />
und Niedergeschlagenheit,<br />
ein immer größer werdender<br />
Widerwillen gegenüber der Arbeit<br />
sowie ein damit einhergehender<br />
Verlust der Leistungsfähigkeit.<br />
Solche Symptome können sich<br />
sowohl psychisch als auch körperlich<br />
äußern“, erklärt Timo<br />
Schiele.<br />
IMAGO<br />
Welche Symptome sollten die Alarmglocken<br />
läuten lassen?<br />
„Inder Regel zeigt sich ein Burnout<br />
in einer schleichenden körperlichen,<br />
geistigen und emotionalen<br />
Erschöpfung, die sich immer weiter<br />
steigert. Einem Unwillen dem eigenen<br />
Tun gegenüber, einer zunehmenden<br />
Ohnmacht und Resignation,<br />
die sich sogar in destruktivem<br />
Zorn zeigen kann“, erklärt Dr. med.<br />
Dr. phil. Klaus von Ploetz. Fortwährende<br />
Kopf- und Gliederschmerzen,<br />
Schwindel oder Herz-Kreislaufprobleme<br />
sollten in jedem Fall ernst<br />
genommen werden. Der Tipp von<br />
Timo Schiele: „Es kann helfen sich<br />
Rückmeldungen von nahestehenden<br />
Personen einzuholen um deren<br />
Außenperspektive zur Einschätzung<br />
zu nutzen. Betroffene werden<br />
beispielsweise häufiger als gereizt<br />
erlebt.“ Auch ein Selbsttest, zum<br />
Beispiel auf der Website www.gezeitenhaus.de<br />
kann erste Anhaltspunkte<br />
bieten, ob man tatsächlich<br />
betroffen ist.<br />
Wann wird ein Burnout zur Depression?<br />
Das Burnout wird inder Fachwelt<br />
im Grunde als Risikofaktor für<br />
das Erleiden einer Depression betrachtet.<br />
„Die Symptomatik ist bei<br />
Depressionen nochmals gravierender.<br />
Soleiden Betroffene unter einem<br />
anhaltenden und allgemeinen<br />
Verlust der Lebensfreude.Sie verlieren<br />
anInteresse, ziehen sich aus ihrem<br />
sozialen Umfeld zurück oder<br />
tragen sich gar mit Selbsttötungsgedanken“,<br />
so Timo Schiele.<br />
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Wie kann man sich vor einem Burnout<br />
schützen?<br />
„Prävention ist möglich. Dafür<br />
muss man auf sich und seine Bedürfnisse<br />
achten, zum Beispiel für<br />
Pausen und Ausgleich sorgen, sich<br />
ausreichend bewegen und sich um<br />
sein soziales Netzwerk kümmern.<br />
Es ist wichtig im Beruf Grenzen zu<br />
setzen und auch mal „Nein“ zu sagen“,<br />
gibt Dr. med. Dr. phil. Klaus<br />
von Ploetz Tipps. Und Timo Schiele<br />
ergänzt: „Es ist ratsam zu lernen,<br />
wie man Job und Freizeit klar voneinander<br />
abgrenzt. Außerhalb der<br />
Arbeitszeiten sollte davon abgesehen<br />
werden, Mails zu beantworten<br />
oder Anrufe entgegenzunehmen.“<br />
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