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B8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 214 · 1 4./15. September 2019<br />
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Mobile Welten<br />
Wer einen preisgünstigen<br />
Neuwagen sucht,<br />
für den bleibt oft nur<br />
das Kleinwagen-Segment.<br />
Eine Ausnahme ist Dacía, die<br />
sich mit dem Modell Duster erfolgreich<br />
im SUV-Bereich eingenistet<br />
haben. Bisher keine große Beachtung<br />
fand die russische MarkeLada<br />
auf dem deutschen Markt –allerdings<br />
nicht ganz zu Recht, wie die<br />
Testfahrt mit dem Modell Vesta SW<br />
Cross belegt.<br />
„Ach, so sieht heute ein Lada<br />
aus“, wundert sich der brandenburgische<br />
Trabi-Fahrer, als er den<br />
parkenden Testwagen bestaunt,<br />
„ich habe selbst mal einen besessen.“<br />
Die Fiat-Lizenzbauten, mit<br />
denen der russische Hersteller AwtoWAS<br />
einst die DDR-Bürger erfreute,<br />
hatten allerdings so gar<br />
nichts gemein mit dem, was Lada<br />
heute bietet. Die wohlproportionierte<br />
Hülle des Fünftürers geht<br />
auf den Designer Steve Mattin zurück,<br />
der einst für Volvo den Zeichenstift<br />
schwang.<br />
Auffällig ist das Modell Vesta<br />
Cross nicht nur, weil man es selten<br />
hierzulande sieht, sondern auch<br />
wegen der charakteristischen Sicken,<br />
die ein „X“ in der Flanke zu<br />
bilden scheinen. Die große Bodenfreiheit<br />
vonfast 20 Zentimeternsowie<br />
die schwarze Beplankung an<br />
Schwellern und Radhäusern lassen<br />
zwar einen Hauch von SUV aufkommen,<br />
tatsächlich ist der Wagen<br />
aber ein unspektakulärer Fronttriebler.<br />
Praktischer Innenraum<br />
Der Innenraum erfüllt hingegen die<br />
Erwartungen, die das Publikum an<br />
eine so genannte Billigmarke richtet.<br />
Ausgedehnte Hartplastik-Landschaften<br />
künden nicht nur vom unbedingten<br />
Sparwillen der Produzenten,<br />
sondern zuweilen auch von<br />
geschmacklicher Desorientierung.<br />
Was dem Innenausbau an Charme<br />
fehlt, macht eine sehr ordentliche<br />
Ausstattung wieder wett.<br />
Die Mittelarmlehne hat ein<br />
nicht einsehbares Staufach, es gibt<br />
einen Aux- und zwei USB-Anschlüsse<br />
(einer hinten), elektrische<br />
Fensterheber (allerdings ohne Automatik-Funktion),<br />
dazu hinter<br />
dem Schalthebel platzierte Cupholder<br />
sowie eine dreistufige Sitzheizung.<br />
Mit der Rückfahrkamera<br />
und der Frontscheibenheizung<br />
nimmt der Vesta Cross in seinem<br />
Preissegment zweifellos eine Sonderstellung<br />
ein. Vor fahrdynamischen<br />
Überraschungen ist man im<br />
Vesta Cross bestens gefeit. Dazu<br />
fehlt es dem frei atmenden 1,6-Liter-Motor<br />
einfach an Schmalz.<br />
Seine 102 PS erreicht er erst bei<br />
5800 Umdrehungen. Entsprechend<br />
mühsam fühlt sich der Beschleunigungsvorgang<br />
an und nach zwölf<br />
Sekunden ist die 100-km/h-Marke<br />
erreicht.<br />
Der<br />
sympathische Russe<br />
Mit Hilfe des Renault-Konzerns startet Lada auch<br />
in Deutschland wieder durch.<br />
Wieschlägt sich der Vesta SW Cross im Alltag?<br />
Überraschung: Lada hat den Vesta Kombi innen wie außen sehr modernhinbekommen . BUSSE (2), PR (3)<br />
Die höhergelegte Pseudo-Offroad-Variante des<br />
Lada Vesta auf einer selbst entwickelten Plattform,<br />
auch Motor und Getriebe kommen von<br />
den Russen selbst. Die technische Unterstützung<br />
durch Renault ist aber in jeder Eckedes<br />
Lada Vesta SW Cross spürbar.<br />
DER LADA VESTA SW CROSS IM DETAIL<br />
Das Design der Karosserie mag manchem etwas<br />
barock vorkommen. Es fällt besonders<br />
durch die X-Formauf, die sich sowohl im Kühlergrill<br />
als auch in den Flanken wiederfindet.<br />
Wasaber feststeht: Das Auto hat Wiedererkennungswert.<br />
VonAxel F. Busse<br />
Im Interieur gibt es kaum etwas zu beanstanden,<br />
dank Schmuckfarbe wirkt es sogar etwas<br />
peppig.Die Raum-Ökonomie wirkt durchdacht:<br />
Im Fond sitzen zwei Passagiere auch auf längeren<br />
Strecken ganz gut –und drei immer noch<br />
menschenwürdig.<br />
Der gut nutzbare Kofferraum (u.a. mit Fangnetz<br />
fürs Gepäck) bietet unter der Bodenplatte<br />
noch zusätzlichen Stauraum mit großen, praktischen<br />
Boxen aus robustem Material. Bei Dunkelheit<br />
wird der Kofferraum mit zwei kleinen<br />
Lämpchen ordentlich ausgeleuchtet.<br />
Eine andere verfehlte der Testwagen:<br />
Statt der herstellerseitig<br />
mitgeteilten Höchstgeschwindigkeit<br />
von180 km/h mochte das Auto<br />
mehr als 163 Stundenkilometer<br />
(GPS-Messung) nicht hergeben.<br />
Moderne Ausstattung<br />
Die Empfehlung für die nächste<br />
Modellgeneration kann deshalb<br />
nur lauten: Irgendwo einen kleinen,<br />
knackigen Turbomotor dazu<br />
kaufen, der günstigenfalls noch mit<br />
einem Sechsgang-Getriebe kombiniert<br />
ist. Derzeit gibt es nur fünf<br />
Übersetzungen. Ein moderner<br />
Turbo würde dann auch ein spürbares<br />
Drehmoment mitbringen.<br />
Bis dahin muss man mit 148 Newtonmetern<br />
auskommen, die mehr<br />
als 4000 Umdrehungen brauchen,<br />
um wirksam zu werden. Einen<br />
übermäßigen Durst kann man dem<br />
Vierzylinder aber nicht nachsagen.<br />
Im 14-Tage-Schnitt kam er im mit<br />
7,4 Litern/100 km hin.<br />
Aber in der gefahrenen „Luxus“-<br />
Version sind zum Beispiel Berganund<br />
–abfahrhilfe, Schaltempfehlung,<br />
Rückfahrkamera, Navigationssystem,<br />
Isofix-Kindersitzbefestigungen,<br />
Leichtmetallfelgen,<br />
Licht- und Regensensor, Wegfahrsperre,<br />
Soundsystem, Bluetooth-<br />
Freisprecheinrichtung und diverse<br />
andere Nützlichkeiten enthalten.<br />
Dasalles für knapp 18.000 Euro.<br />
Trotz aller positiven Merkmale,<br />
die Lada vor allem im Preis-Wettbewerb<br />
in die Waagschale werfen<br />
kann, ist die Zukunft der Marke in<br />
Deutschland mit einigen Fragezeichen<br />
versehen. Der Abverkauf der<br />
vorrätigen Fahrzeuge wird voraussichtlich<br />
bis Mitte 2020 andauern.<br />
Durch entsprechende Verträge<br />
seien Wartung, Service, Kundendienst<br />
und Teileversorgung langfristig<br />
abgesichert, sagt der Sprecher<br />
des Importeurs, Bernd Haack.<br />
Fazit: Warum die Deutschen noch<br />
immer mit der russischen Marke<br />
fremdeln, ist nicht recht einzusehen.<br />
Vielleicht hat der Renault-<br />
Konzern, der 25 Prozent an Lada<br />
hält, auch kein besonders ausgeprägtes<br />
Interesse daran, die Marke<br />
zu pushen, weil es zu Lasten von<br />
Dacia gehen könnte.Jedenfalls bietet<br />
der Vesta SW Cross viel Auto fürs<br />
Geld –soviel, dass man ihm kleinereSchwächen<br />
gernverzeiht.<br />
DasAuto wurdezur Verfügung gestellt von<br />
Lada. LängexBreitexHöhe (in m):<br />
4,42 x1,79 x1,54, Radstand (m): 2,64, Motor:<br />
R4,1596 ccm,Leistung: 75 kW /102 PS<br />
bei 5800U/min, Max. Drehmoment: 148 Nm<br />
bei 4200U/min, Höchstgeschwindigkeit:180<br />
km/h, 0auf 100 km/h: 12,8 Sekunden, ECE-<br />
Durchschnittsverbrauch: 6,9 Liter, Testverbrauch:<br />
7,4 Liter,CO 2 -Emissionen: 157g/km,<br />
Effizienzklasse: E(Euro 6b),Leergewicht:<br />
mind. 1330 kg ,Kofferraumvolumen. 480–825<br />
Liter (Fensterunterkante), Max. Anhängelast:<br />
900 kg,Bodenfreiheit: 196mm, Preis:17.990<br />
Euro<br />
Auf Du und Du<br />
mit Löwe&Co.<br />
Wasdie Berlin-<br />
Aussteigerin<br />
GesaNeitzel (33)<br />
als Rangerin in<br />
Afrika erlebt<br />
Fotos:Gesa Neitzel/zvg<br />
AM<br />
Morgen<br />
lesen!<br />
SONNTAG<br />
Der vonhier