SPORTaktiv Skitourenguide 2019
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D<br />
er erste sonnige Tag<br />
nach mehreren Tagen<br />
Schneefall, die Chance<br />
auf unberührten Powder, wie es sie<br />
nur selten gibt. Natürlich wissen das<br />
auch alle anderen, die in den Startlöchern<br />
scharren. Doch der Lawinenlagebericht<br />
mahnt zur Zurückhaltung.<br />
Es scheint besser, noch einen Tag zu<br />
warten, bis sich die Verhältnisse stabilisiert<br />
haben. Also: Wider besseres<br />
Wissen losziehen? Oder die Konkurrenz<br />
die Hänge zerpflügen lassen?<br />
Hand aufs Herz: Wer fühlt sich in so<br />
einer Situation nicht in Versuchung<br />
geführt, die Regeln der Vernunft über<br />
Bord zu werfen?<br />
Auch wenn das ein plakatives Beispiel<br />
ist: Entscheidungen im lawinengefährlichen<br />
Gelände fallen nie nur<br />
nach rationalen Kriterien. Wie der<br />
Sportwissenschafter und Bergführer<br />
Peter Gebetsberger von den Naturfreunden<br />
erklärt, spielt neben objektiven<br />
Faktoren – wie Hangneigung,<br />
Schneeart, Wetter, Exposition usw. –<br />
der „Faktor Mensch“ eine wesentliche<br />
Rolle.<br />
Subjektive und soziale Faktoren<br />
Gebetsberger spricht von „subjektiven“<br />
und „sozialen“ Faktoren. Zu den<br />
subjektiven gehört zum Beispiel die<br />
individuelle Wahrnehmung. Je nach<br />
Lichteinfall kann ein verschneiter<br />
Hang aus der Distanz schon für einund<br />
dieselbe Person unterschiedlich<br />
steil erscheinen, erst recht können<br />
zwei oder mehr Personen zu völlig<br />
unterschiedlichen Schätzungen gelangen<br />
– um nur ein Beispiel zu nennen.<br />
Kommunikation auf Tour, abweichende<br />
Meinungen von der eigenen<br />
anzunehmen und zum Anlass für eine<br />
nochmalige Überprüfung zu nehmen:<br />
Das wäre eine sinnvolle Konsequenz,<br />
die man aus dieser Erkenntnis ziehen<br />
kann.<br />
„Gängige Entscheidungsmodelle<br />
der Lawinenkunde gehen davon aus,<br />
dass Wahrnehmung objektiv ist –<br />
doch in Wirklichkeit ist alles, was wir<br />
Foto: Atomic<br />
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