SPORTaktiv Skitourenguide 2019
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Die afrikanische<br />
Angoraziege liefert<br />
den wichtigsten<br />
Rohstoff zum Mohair-Steigfell.<br />
Plus:<br />
Impressionen aus<br />
der contour-Produktionsstätte<br />
in<br />
Mils in Tirol.<br />
Fell der Angoraziege<br />
Ein Tourenfell ist nämlich in Schichten<br />
aufgebaut. Vom Belag weg: Die Klebeschicht,<br />
es folgt ein Trägermaterial, das<br />
auch für Stabilität sorgt. Dann kommt<br />
eine wasserdichte Zwischenlage und ganz<br />
außen das Webmaterial, also das eigentlich<br />
namengebende „Fell“.<br />
Das „Leben“ eines Steigfells beginnt<br />
als Fellballen. „Mohair ist seit 40 Jahren<br />
das Material der Wahl“, sagt Werner<br />
Koch. Das Naturprodukt stammt von<br />
Angoraziegen, die überwiegend in den<br />
südlichen Teilen Afrika gehalten werden.<br />
Das herrschende trockene und raue Klima<br />
auf der südlichen Halbkugel legt<br />
den Grundstein, um Skitourengeher im<br />
Winter unserer Breiten glücklich zu machen:<br />
„Mohair ist dünn, flexibel und<br />
dennoch stabil und es bleibt auch bei<br />
Kälte geschmeidig. Von den Gleiteigenschaften<br />
gibt es nichts Besseres – bloß<br />
die Abriebfestigkeit ist nicht ideal.“<br />
Eine Faustregel: Nach 60 bis 80 Skitouren<br />
(stark abhängig vom Einsatzbereich)<br />
müssen Felle im Schnitt ersetzt<br />
werden. Als haltbarere Alternative zu<br />
reinem Mohair sind Mischvarianten,<br />
etwa 65 Prozent Mohair und 35 Prozent<br />
Velours, gebräuchlich.<br />
Schmelzkleber, kleberlos, hybrid<br />
Womit der spannendste Teil der Geschichte<br />
noch nicht erklärt ist – das ist<br />
die Klebeseite. „Der Schmelzkleber auf<br />
klassischen Spannklebefellen funktioniert<br />
seit Jahrzehnten zuverlässig, hat<br />
aber doch einige Schwächen. Auch, weil<br />
sich die Art auf Skitouren zu gehen heute<br />
teils deutlich geändert hat“, erklärt<br />
Werner Koch.<br />
Das erstmalige Auffellen daheim funktioniere<br />
mit klassischem Schmelzklebefell<br />
nämlich gut – was sie weniger gut<br />
verkraften, sei das mehrmalige Auf- und<br />
Abfellen auf einer Tour, vor allem bei<br />
sehr tiefen Temperaturen. Für Freeridetouren<br />
mit mehrmaligen kurzen Aufstiegen<br />
ist das also überhaupt nicht ideal.<br />
Auch die Breite der Ski spielt hier mit –<br />
bei breiten Freeridelatten ist die Klebefläche<br />
entsprechend größer und der<br />
Kraftaufwand beim Lösen höher.<br />
Vor einigen Jahren hat sich die Industrie<br />
deshalb auf die Suche nach Alternativen<br />
begeben. Während andere Hersteller<br />
auf eine kleberlose Technologie setzen,<br />
die auf Silikon basiert, ist Werner Koch<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
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