SPORTaktiv Skitourenguide 2019
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
WER SAGT, DASS JOB UND<br />
ABENTEUER NICHT VEREINBAR<br />
SIND? BENEDIKT BÖHM HAT DIE<br />
ALPEN ÜBERQUERT UND LENKT<br />
DYNAFIT. WIE ER JOB, SPORT<br />
UND FAMILIE UNTER EINEN HUT<br />
BRINGT. UND WARUM ER HEUTE<br />
SCHON WEISS, WAS ER IN EIN<br />
PAAR JAHREN BEDAUERN WIRD.<br />
VON KLAUS MOLIDOR<br />
Benedikt Böhm hat die nächste<br />
Evolutionsstufe erreicht. Skitouren<br />
geht er nicht mehr nur für<br />
sich selbst, um seine Leidenschaft für die<br />
Berge halbwegs zu stillen. Er macht es<br />
auch für andere. Bei der Alpenquerung<br />
im vergangenen Winter hat er Geld für<br />
die Albert-Schweitzer-Kinderdörfer gesammelt.<br />
Dabei ist Böhm ein vielbeschäftiger<br />
Mann als General Manager von Bergsportausrüster<br />
Dynafit. Gerade jetzt,<br />
wenn diese Zeilen erscheinen, ist er wieder<br />
einmal in Nepal, unterwegs auf den<br />
Dhaulagiri VII, einen 7246 Meter hohen<br />
Berg. Der übergeordnete Sinn: Geld<br />
für Kinder im Himalaya zu sammeln,<br />
damit man eine Schule bauen kann.<br />
„Ich will meinen Sport auf eine nächste<br />
Ebene heben“, sagt Böhm. So wie er mit<br />
seinem Beruf dazu beigetragen hat, das<br />
Skitourengehen auf ein anderes Level zu<br />
bringen. „Früher war das oldfashioned,<br />
ein bissl verstaubt. Ich wollte das jung,<br />
dynamisch, athletisch machen.“ Von all<br />
dem war in den ausgehenden 1980er-<br />
Jahren noch nichts zu merken. Bei Weitem<br />
nicht. Beni war nicht wirklich ein<br />
schwieriges Kind, aber eines, das nie ruhig<br />
sitzen konnte. In der Schule ist er<br />
schlecht, weil er sich nicht konzentrieren<br />
kann. „Ich hatte brutal viel Energie.“<br />
Auch die Berge, das Skifahren – weit<br />
weg. Nicht geografisch, aber thematisch.<br />
Mit den Eltern machen die sechs Geschwister<br />
keinen Wanderungen, auch<br />
Ski gefahren wird im Hause Böhm<br />
nicht. Bloß ein Bruder wurde einmal<br />
beim Langlaufen gescoutet. Um Beni<br />
die Chance aufs Auspowern zu geben,<br />
„habens mich dann auch dort hingeschickt.“<br />
Das Erweckungserlebnis, der<br />
Turning Point im Leben des 42-Jährigen,<br />
das ausgelöst hat, was danach so gekommen<br />
ist. Böhm wird Mitglied im<br />
SC Hochvogel, beginnt mit dem<br />
Langlauf. „Da haben wir schon ordentlich<br />
trainiert, die Coaches haben uns<br />
voll gepusht. Aber nie mit Drohungen,<br />
nie negativ. Sie hatten eine unglaubliche<br />
Leidenschaft für den Sport, damit haben<br />
sie uns motiviert.“ Plötzlich ist Böhm in<br />
den Bergen. Von der Vereinshütte am<br />
Tegernsee blickt er auf Berge wie den<br />
Großvenediger. Das Feuer beginnt zu lodern.<br />
Daheim machen sich seine Brüder<br />
über ihn lustig, weil er auf einmal Bayerisch<br />
redet. „Davor hab ich das nicht gemacht,<br />
im Verein hat aber keiner Hochdeutsch<br />
gesprochen. Das war echt wie<br />
ein anderes Land für mich.“<br />
Mit 16 ist dann erst einmal Schluss<br />
mit Langlauf, beim Wehrdienst kommt<br />
er im „Skizug“ mit Skibergsteigen in<br />
Kontakt. „Das hat mir gleich voll getaugt,<br />
weil es viel mehr Action bietet als<br />
Langlaufen.“ Den letzten Schubser für<br />
die lebenslange, unauslöschliche Bergleidenschaft<br />
kommt dann beim Studium<br />
der Wirtschaftswissenschaften in England.<br />
„Auf einmal waren die Berge nicht<br />
mehr da. Da hab ich erst gemerkt, wie<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
89