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SPORTaktiv Skitourenguide 2019

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WER SAGT, DASS JOB UND<br />

ABENTEUER NICHT VEREINBAR<br />

SIND? BENEDIKT BÖHM HAT DIE<br />

ALPEN ÜBERQUERT UND LENKT<br />

DYNAFIT. WIE ER JOB, SPORT<br />

UND FAMILIE UNTER EINEN HUT<br />

BRINGT. UND WARUM ER HEUTE<br />

SCHON WEISS, WAS ER IN EIN<br />

PAAR JAHREN BEDAUERN WIRD.<br />

VON KLAUS MOLIDOR<br />

Benedikt Böhm hat die nächste<br />

Evolutionsstufe erreicht. Skitouren<br />

geht er nicht mehr nur für<br />

sich selbst, um seine Leidenschaft für die<br />

Berge halbwegs zu stillen. Er macht es<br />

auch für andere. Bei der Alpenquerung<br />

im vergangenen Winter hat er Geld für<br />

die Albert-Schweitzer-Kinderdörfer gesammelt.<br />

Dabei ist Böhm ein vielbeschäftiger<br />

Mann als General Manager von Bergsportausrüster<br />

Dynafit. Gerade jetzt,<br />

wenn diese Zeilen erscheinen, ist er wieder<br />

einmal in Nepal, unterwegs auf den<br />

Dhaulagiri VII, einen 7246 Meter hohen<br />

Berg. Der übergeordnete Sinn: Geld<br />

für Kinder im Himalaya zu sammeln,<br />

damit man eine Schule bauen kann.<br />

„Ich will meinen Sport auf eine nächste<br />

Ebene heben“, sagt Böhm. So wie er mit<br />

seinem Beruf dazu beigetragen hat, das<br />

Skitourengehen auf ein anderes Level zu<br />

bringen. „Früher war das oldfashioned,<br />

ein bissl verstaubt. Ich wollte das jung,<br />

dynamisch, athletisch machen.“ Von all<br />

dem war in den ausgehenden 1980er-<br />

Jahren noch nichts zu merken. Bei Weitem<br />

nicht. Beni war nicht wirklich ein<br />

schwieriges Kind, aber eines, das nie ruhig<br />

sitzen konnte. In der Schule ist er<br />

schlecht, weil er sich nicht konzentrieren<br />

kann. „Ich hatte brutal viel Energie.“<br />

Auch die Berge, das Skifahren – weit<br />

weg. Nicht geografisch, aber thematisch.<br />

Mit den Eltern machen die sechs Geschwister<br />

keinen Wanderungen, auch<br />

Ski gefahren wird im Hause Böhm<br />

nicht. Bloß ein Bruder wurde einmal<br />

beim Langlaufen gescoutet. Um Beni<br />

die Chance aufs Auspowern zu geben,<br />

„habens mich dann auch dort hingeschickt.“<br />

Das Erweckungserlebnis, der<br />

Turning Point im Leben des 42-Jährigen,<br />

das ausgelöst hat, was danach so gekommen<br />

ist. Böhm wird Mitglied im<br />

SC Hochvogel, beginnt mit dem<br />

Langlauf. „Da haben wir schon ordentlich<br />

trainiert, die Coaches haben uns<br />

voll gepusht. Aber nie mit Drohungen,<br />

nie negativ. Sie hatten eine unglaubliche<br />

Leidenschaft für den Sport, damit haben<br />

sie uns motiviert.“ Plötzlich ist Böhm in<br />

den Bergen. Von der Vereinshütte am<br />

Tegernsee blickt er auf Berge wie den<br />

Großvenediger. Das Feuer beginnt zu lodern.<br />

Daheim machen sich seine Brüder<br />

über ihn lustig, weil er auf einmal Bayerisch<br />

redet. „Davor hab ich das nicht gemacht,<br />

im Verein hat aber keiner Hochdeutsch<br />

gesprochen. Das war echt wie<br />

ein anderes Land für mich.“<br />

Mit 16 ist dann erst einmal Schluss<br />

mit Langlauf, beim Wehrdienst kommt<br />

er im „Skizug“ mit Skibergsteigen in<br />

Kontakt. „Das hat mir gleich voll getaugt,<br />

weil es viel mehr Action bietet als<br />

Langlaufen.“ Den letzten Schubser für<br />

die lebenslange, unauslöschliche Bergleidenschaft<br />

kommt dann beim Studium<br />

der Wirtschaftswissenschaften in England.<br />

„Auf einmal waren die Berge nicht<br />

mehr da. Da hab ich erst gemerkt, wie<br />

<strong>SPORTaktiv</strong><br />

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