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SPORTaktiv Skitourenguide 2019

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Foto: Pieps<br />

Das Lawinenkunde-Ausbildungskonzept<br />

„W3“ der Naturfreunde<br />

Österreich stellt die Kameradenrettung<br />

ganz oben auf die<br />

Prioritätenliste. Man muss<br />

(sich) zu helfen wissen, wenn man in<br />

die Situation eines Lawinenabgangs gerät,<br />

wenn Freunde oder sogar ein Familienmitglied<br />

verschüttet sind. Auch<br />

Skitoureneinsteiger können jederzeit in<br />

die Lage kommen, Leben retten zu<br />

müssen. Experten wie etwa Bernd Zenke,<br />

der langjährige Leiter des Lawinenwarndienstes<br />

Bayern, plädieren immer<br />

wieder dafür, Notfallabläufe und Kameradenrettung<br />

als Erstes zu trainieren,<br />

viel intensiver, als es meistens nur<br />

„nebenbei“ gemacht wird.<br />

15 Minuten sind das Zeitfenster, in<br />

dem gute Chancen bestehen, jemanden<br />

nach einem Lawinenabgang lebend zu<br />

befreien. 80 bis 90 Prozent der zur Gänze<br />

Verschütteten sind zu diesem Zeitpunkt<br />

noch am Leben – danach sinken<br />

die Überlebenschancen rapide. In dieser<br />

Zeit kann nur die sogenannte Kameradenrettung<br />

funktionieren. Professionelle<br />

Helfer schaffen es unmöglich in so kurzer<br />

Zeit zu einem Unfallort.<br />

„Mit dem LVS-Gerät sicher umzugehen,<br />

lernt man in LVS-Kursen, wie sie<br />

von alpinen Vereinen wie den Naturfreunden<br />

und Alpinschulen angeboten<br />

werden“, appelliert Martin Edlinger<br />

von den Naturfreunden. Mit einem<br />

einzelnen Kursbesuch ist es aber nicht<br />

getan. Man soll ständig trainieren,<br />

auch Szenarien mit unterschiedlich<br />

vielen Rettern (alleine, in der Gruppe<br />

...) durchspielen. Ebenso wichtig sind<br />

Erste-Hilfe-Kenntnisse. Jede Tourensaison<br />

sollte mit Suchübungen und<br />

Erste-Hilfe-Trainings starten.<br />

Im Folder „Notfall Lawine“ haben<br />

die W3-Experten den Ablauf nach einem<br />

Lawinenunglück kompakt zusammengefasst.<br />

Tipp: den Folder bestellen<br />

und auf Skitouren in die Hosentasche<br />

stecken – auch wenn er kein Ersatz für<br />

Kurs und Training ist, so kann er im<br />

Notfall doch als wertvolle Erinnerungshilfe<br />

dienen. Als grober Überblick,<br />

wie der Rettungsablauf ausschauen<br />

sollte:<br />

Ruhe bewahren, Überblick verschaffen:<br />

Beim Lawinenabgang sich selbst in Sicherheit<br />

bringen, dann den Abgang mitverfolgen und sich<br />

Verschwindepunkte, an denen Gruppenmitglieder<br />

verschüttet werden, wenn geht merken. Nach dem<br />

Stillstand Lage checken, die Anzahl der Retter und<br />

Verschütteten feststellen. Bei mehreren Rettern<br />

übernimmt der Erfahrenste die Koordination.<br />

Notruf: Gibt es mehrere Retter, setzt einer gleich<br />

den Notruf ab (Alpinnotruf 140 oder Euronotruf 112),<br />

während die anderen schon mit der Verschüttetensuche<br />

beginnen. Ist man allein, hat die Suche<br />

Priorität!<br />

Oberflächen- und Signalsuche mit LVS-Gerät:<br />

Die Oberflächensuche passiert mit Auge und Ohr.<br />

Ragt ein Ausrüstungs- oder Körperteil aus dem<br />

Schnee? Danach geht man den festgelegten Suchbereich<br />

ab und sucht einen Erstempfang.<br />

Grobsuche: Ab dem Erstempfang bewegt man sich<br />

in die Richtung, die der Pfeil am Display zeigt. Der<br />

Wert der Entfernungsanzeige muss kleiner werden<br />

– sonst um 180 Grad umdrehen und in Gegenrichtung<br />

suchen.<br />

Feinsuche: Ab 5 m die Suchgeschwindigkeit verringern<br />

und möglichst nahe an der Schneeoberfläche<br />

bleiben.<br />

Punktsuche mit Sonde: Ab dem kleinsten angezeigten<br />

Wert systematisch zu sondieren beginnen bis<br />

zum Treffer. Die Sonde stecken lassen.<br />

Systematisches Ausschaufeln: Von der Sonde<br />

hangabwärts zu graben beginnen. Sind es mehrere<br />

Helfer, ein „Förderband“ bilden.<br />

Erste Hilfe: Ist der Gerettete bei Bewusstsein, gilt:<br />

lagern mit Fokus auf Kälteschutz. Bei Bewusstlosigkeit<br />

Atemwege freimachen, Atmung prüfen, wenn<br />

nötig, beatmen, reanimieren. Ist die Atmung normal,<br />

in stabile Seitenlage bringen. Falls nicht bereits erfolgt,<br />

den Notruf absetzen.<br />

TIPP<br />

3. Int. Lawinensymposium der<br />

Naturfreunde Österreich und<br />

ZAMG Steiermark,<br />

12. Oktober <strong>2019</strong>, Graz<br />

W3-Folder „Notfall Lawine“ kostenlos<br />

bestellen: w3.naturfreunde.at<br />

<strong>SPORTaktiv</strong><br />

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