Strukturmerkmale und Entwicklung der ... - Input Consulting

- Ebenso nimmt die Markttransparenz und damit die Information der Abnehmer über
die exakten Marktkonditionen zu (Porter-Kriterium h); verschiedentlich machen sich
diese hierzu die Möglichkeiten des elektronischen Handels auf Plattformen und in
sogenannten „reversen Auktionen“ zunutze. 52
Im Ergebnis ist zu konstatieren, dass sich die papierverarbeitende Industrie auf der
Abnehmerseite in der Tat einem erheblichen Druck durchsetzungsstarker Kundengruppen
ausgesetzt sieht, der ihre Möglichkeiten zur Realisierung von Preisanpassungen
deutlich beschränken dürfte. Die Daten zur Entwicklung der Erzeugerpreise des Sektors
in den zurückliegenden Jahren stützen diesen Befund (siehe Tabelle 29).
Im Fünfjahreszeitraum von 2002 bis 2006 konnten die Papierverarbeiter in ihrer
Gesamtheit per saldo nur minimale Preiserhöhungen in einer Größenordnung von 0,6%
durchsetzen 53 , womit sie weit unter der Zuwachsrate von 14,1% blieben, welche die
Preise für sämtliche gewerbliche Erzeugnisse in dieser Phase verzeichneten. Deutlich
wird aus den Daten allerdings auch, dass die papierverarbeitende Industrie im Zuge der
konjunkturellen Entspannung seit dem Jahr 2006 an der „Preisfront“ wieder erkennbar
Tritt zu fassen vermochte und hier bereits in den ersten drei Quartalen des Jahres 2007
Erhöhungen um 4,8% realisieren konnte, die über dem Vergleichswert für alle gewerblichen
Produkte (2,1%) lagen. Bei differenzierter Betrachtung der Teilsektoren zeigt
sich ein besonders ausgeprägter Preisdruck - hinter dem entsprechend starke Abnehmer
stehen dürften - auf die Produzenten von Haushalts-, Hygiene- und Toilettenartikeln, die
binnen der fraglichen fünf Jahre unter dem Strich sogar Preisabschläge um 1,3% hinnehmen
mussten. Am niedrigsten liegen die Preise - bezogen auf das Referenzjahr 2000
- im Teilsektor „Tapeten“; hier konnte bis dato auch der wirtschaftliche Aufschwung
seit 2006 offensichtlich keine durchschlagenden preislichen Impulse auslösen.
52 „Heutzutage haben sich die Reversen Auktionen wieder als eine beliebte Form des Vertriebes über das
Internet etabliert. … Große Konzerne bieten teilweise große Mengen (meistens den Jahresbedarf) zur
Versteigerung an. Die Wellpappenhersteller werden im Vorwege angeschrieben und über die Auktion
informiert. Ab einem bestimmten Zeitpunkt können die Hersteller ihre Angebote abgeben, wobei es keine
festgesetzten Endtermine gibt. Nach jedem abgegebenen Gebot verschiebt sich der Endtermin um weitere
3 Minuten. Große Nachteile für die Wellpappenhersteller ergeben sich durch die komplette Fixierung auf
den Preis. Qualität, Service und Kreativität lassen sich in quantitativer Form nicht darstellen und spielen
so bei der Angebotsabgabe keine Rolle. Bei großen Aufträgen werden so regelmäßig sehr günstige
Angebote unterbreitet. Die Preisabgaben der einzelnen Firmen sind für alle Beteiligten sichtbar und üben
somit einen großen Druck auf die Konkurrenten aus. Die Etablierung dieser Form des Vertriebes zeigt die
große Verhandlungsmacht der Kunden, speziell der großen Konzerne. Es ist ein bewährtes Mittel, um
Preise zu senken.“ (Kilian 2006, S. 64 f.)
53 Dabei ist jedoch daran zu erinnern, dass die Erzeugerpreise für den wichtigsten Rohstoff der
Papierverarbeiter - Papier, Karton und Pappe - im Vergleichszeitraum 2002-2006 um 5,9%
zurückgegangen sind.
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