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Gesellschaft

Die Menschenwürde ist unantastbar

Am 10. Dezember 1948 verkündete die Generalversammlung

der Vereinten Nationen: „Alle Menschen

sind frei und an Würde und Rechten gleich

geboren“. Dem entspricht das Grundgesetz für die Bundesrepublik

Deutschland vom 24. Mai 1949 mit der Feststellung

„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu

schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“.

Würde und Selbstachtung

Der Begriff „Würde“ gilt für eine unverfügbare Eigenschaft,

als einmaliger, nicht ersetzbarer Wert jedes Menschen.

Sie ist von keinen Bedingungen abhängig, kann geachtet

oder verletzt werden, jedoch nicht verloren gehen. Aber der

fortwährende gesellschaftliche Wertewandel wirkt auf die

Achtung bzw. Missachtung der Würde. Beides wird von den

Betroffenen hautnah erlebt. Negative Ausprägungen zeigen

sich in rücksichtsloser Ellbogenmentalität und entwürdigender

Bloßstellung anderer Menschen. Besonders verletzend ist

die Entwertung ihrer Biografie, das Herabsetzen besonderer

Leistungen oder auch der Leistungsfähigkeit. Die Tragweite

derartiger Kränkungen kann nicht drastisch genug beschrieben

werden, denn die Selbstachtung eines Menschen hängt

weitgehend davon ab, wie er sich von anderen geachtet oder

missachtet sieht. Das gilt weitgehend auch für Gemeinschaften.

Und Selbstachtung ist Voraussetzung für ein würdevolles

Leben. Die mit dem Anspruch „würdevolles Leben“ verbundene

Gestaltungsaufgabe zeigt sich u.a. im Lebensstil, in

Zuwendung und Verlässlichkeit, - insbesondere im Umgang

mit anderen, vor allem mit schwächeren Menschen und der

Schöpfung. Diese individuell selbstbestimmte Gestaltungsmöglichkeit

ist der Kern unantastbarer Würde.

Herausforderungen und Chancen

Die Idee der Menschenwürde geht von der Gleichheit aller

Menschen aus und gilt für alle Lebensphasen. Damit stellt sich

die Frage nach der Menschenwürde im Alter sowie den damit

gegebenen Herausforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten.

In der aktuellen Charakterisierung des Altersbildes überwiegen

noch immer Abbau und Verluste. Altern wird vorwiegend mit

Leistungsdefiziten und Krankheiten in Verbindung gebracht.

Dieses ungerechte und negative Vorurteil ist in vielfacher Hinsicht

schädlich. Denn es gibt nicht das Altern und nicht die

Alten. Eine zunehmend größere Anzahl Älterer bleibt bis kurz

vor ihrem Lebensende aktiv, selbstständig und lebenstüchtig.

Es ist belegt, dass Siebzigjährige heute körperlich gesünder

und fitter sind als Siebzigjährige vor drei Jahrzehnten.

Damit sind Voraussetzungen für eine optimale Selbstbestimmung

im Alltag gegeben, die Margret M. Baltes*

wie folgt beschrieb: „Generell kann man schlussfolgern,

dass der Durchschnitt alter Menschen in den entwickelten

Ländern heute über mehr ökonomische, geistige und soziale

Ressourcen verfügt als je zuvor. Sie zeigen eine größere

geistige Leistungsfähigkeit, körperliche Fitness, emotionale

Widerstandsfähigkeit, soziale Eingebundenheit und

nicht zuletzt größere ökonomische Ressourcen“.

Nie zuvor konnten so viele Menschen – jedenfalls in den

westlichen Industriestaaten – ihre „Neue Freiheit“ nach der

Berufs- und Familienphase derart anspruchsvoll gestalten.

Dabei weisen gleichaltrige Frauen und Männer in mehreren

Lebensbereichen bedeutsame Unterschiede auf. Jede Generation

ist anders, keine ist eine Kopie der vorausgegangenen.

Es entwickeln sich Lebensstile in Verantwortung füreinander

und gegenüber nachfolgenden Generationen.

Potenziale

Alexas Fotos auf Pixabay

Es geht um die Aktivierung der unterschätzten Ressourcen

älterer und alter Menschen, um ihre intellektuellen,

emotionalen und sozialen Handlungsmöglichkeiten.

So zeigen sich (nach Baltes * ) die Stärken des Alters im

Verständnis für Andere, in der Besonnenheit in Entscheidungs-

und Handlungssituationen, im Denken in größeren

Zeiträumen sowie im Fachwissen und in der sozialen

Kompetenz, die sich im Alter noch verstärken können.

Für das Weisheitswissen alter Menschen werden fünf

Merkmale hervorgehoben: Fachwissen in grundlegenden

Fragen des Lebens, Strategiewissen, Wissen um die Zusammenhänge

des gesellschaftlichen Wandels, Wissen um

die Ungewissheit des Lebens sowie Wissen um die Relativität

von Werten und Lebenszielen.

Bezogen auf die Bewältigung von Alltagssituationen

sieht M. Baltes die Weisheit des Alters im sog. SOK –Konzept:

„selektieren – optimieren – kompensieren“. Gemeint

ist die Fähigkeit und Bereitschaft, sich auf wenige Aktivitäten

zu beschränken, diese optimal zu bewältigen sowie mögliche

Defizite mit noch vorhandenen Potenzialen auszugleichen.

Demnach gehört zum Weisheitswissen die Fähigkeit,

kreativ mit Altersverlusten umzugehen, aber auch die Einsicht,

dass das Altern, die letzte Lebensphase, gestaltbar ist.

Es ist sowohl von einem Zusammenhang von Würde

und Selbstbestimmung als auch von einem Zusammenhang

von Würde und Selbstachtung des älteren und alten

Menschen auszugehen. Die Achtung der Würde zeigt sich

insbesondere in der Achtung der Selbstbestimmung. Das

heißt, das Recht, den Anspruch auf Autonomie in der eigenen

Lebensgestaltung so lange wie möglich zu respektieren.

Der Verlust – gemeint ist die Aufgabe der Selbstständigkeit

in der Lebensführung – beeinträchtigt die Selbstachtung

des Menschen in dieser Lebensphase. Wenn also ein

alter Mensch an der Inanspruchnahme eigener Handlungsmöglichkeiten

gehindert wird, zum Beispiel in einem anregungsarmen

Bereich lebt, ist das auch ein Verstoß gegen

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von dementiell veränderten Menschen einbezogen.

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Aktives Altern

Ältere, die sich für andere Alte einsetzen, verfügen über

eine lebensbejahende Kraft, haben Erfahrungen von Leid

und Trauer, aus durchgestandenen Grenzsituationen und

aus der Zuwendung gegenüber Mitmenschen. Dies im Geben

und Nehmen immer wieder zu stärken – verstanden als

Selbsthilfe, in Selbstbestimmung und Selbstverantwortung

– kann für Ältere viele Situationen entspannen, in denen sie

sich hilflos, fremdbestimmt oder sogar ohnmächtig erleben.

Erfreulicherweise gelingt es bereits immer wirksamer und

nachhaltiger, das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl

älterer Menschen zu stabilisieren. Aktives Altern

beginnt mit dem Bekenntnis zum eigenen Altwerden und

dem Vertrauen auf eigene Potentiale. Aktives Altern führt zu

einem kontinuierlichen Lernprozess. Es ist ein Lernprozess

gemeinsam mit Gleichaltrigen, zugleich generationsübergreifend,

in dem ständig neue Einsichten vermittelt werden.

Die Würde alter Menschen wird deutlich in der Qualität

zwischenmenschliche Beziehungen und ermöglicht diese.

Erich Kerkhoff

* Paul B. Baltes (1939 bis 2006) deutscher Psychologe und Gerontologe. * Margret Maria

Baltes (1939 bis 1999) deutsche Psychologin und Gerontologin

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