der gemeinderat Oktober 2020
Unsere Themen in der Oktoberausgabe: Digitale Kommune, Lichtplanung, Luftreiniger
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Titel<br />
DIGITALE KOMMUNE<br />
Titel<br />
Neue Perspektive: Das Stadtmodell aus dem 3D-Drucker wird z. B. für die Stadt- und Regionalplanung o<strong>der</strong> bei Bürgerbeteiligungsverfahren genutzt.<br />
3D-Stadtmodell als Digitaler Zwilling<br />
Bremen auf einen Blick<br />
Die Freie Hansestadt entwickelt eine 3D-Stadtplanungslösung, die Geobasisdaten<br />
mit weiteren Fachdaten verknüpft. Der digitale Zwilling kommt inzwischen<br />
nicht nur im Landesamt Geoinformation zum Einsatz. Auch an<strong>der</strong>e Ämter und<br />
Institutitionen profitieren von den Daten.<br />
Im Frühjahr 2017 wurde das erste<br />
3D-Stadtmodell <strong>der</strong> Städte Bremen und<br />
Bremerhaven mit insgesamt fast<br />
320 000 Gebäuden fast komplett automatisiert<br />
aus den Laser-Scan-Daten TGM und<br />
Bildflugdaten mittels <strong>der</strong> Software Building-Reconstruction<br />
abgeleitet. Während<br />
fast 80% <strong>der</strong> Gebäude bereits den bundesweit<br />
einheitlichen Qualitätsstandards <strong>der</strong><br />
AdV (Arbeitsgemeinschaft <strong>der</strong> Vermessungsverwaltungen<br />
<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>) entsprachen,<br />
wurden ca. 60 000 Gebäude manuell<br />
nachbereitet. Begonnen wurde die Ableitung<br />
mit den Points-of-Interest, also den<br />
interessantesten Gebäuden des Stadtgebietes,<br />
gefolgt von <strong>der</strong> Innenstadt und Schritt<br />
für Schritt den gesamten städtischen Bereichen.<br />
Die entstandenen 3D-Gebäudemodelle<br />
im LoD2 werden seitdem in den<br />
Formaten CityGML, DWG und DXF öffentlich<br />
bereitgestellt und fortlaufend mit<br />
neuen Befliegungsdaten fortgeführt.<br />
Unter <strong>der</strong> Adresse www.3d.bremen.de<br />
können sich Nutzer frei im Digitalen Zwilling<br />
<strong>der</strong> Stadt bewegen und dabei die Vogel-<br />
o<strong>der</strong> die Fußgängerperspektive einnehmen.<br />
Gleichzeitig werden weitere Daten,<br />
wie ein 3D-Mesh-Modell, Schrägluftbil<strong>der</strong>,<br />
2D-Orthofotos und eine Amtliche<br />
Basiskarte im Maßstab 1:5 000, zur Orientierung<br />
in diese 3D-Webkarte als weitere<br />
Datenlayer eingebunden.<br />
DIGITALE STADTPLANUNG<br />
Bremen nutzt die Möglichkeiten <strong>der</strong> webbasierten<br />
3D-Stadtplanungslösung bereits<br />
in vier neuen Planungsprojekten, um den<br />
Austausch mit dem Bauamt, dem Amt für<br />
Denkmalpflege und verschiedenen Fachplanern<br />
zu verbessern. Da alle Planungs-<br />
Fotos: Virtual City Systems, Landesamt Geoinformation Bremen<br />
beteiligten Zugriff auf den Digitalen Zwilling<br />
haben, können sie stets den gleichen<br />
Informationsstand abrufen und benötigte<br />
Daten im gewünschten Format erhalten.<br />
Der Digitale Zwilling unterstützt Bremen<br />
auch dabei, die Planungen verständlich<br />
zu machen und planerische Absichten<br />
und <strong>der</strong>en Auswirkungen für die Bürger<br />
und Projektbeteiligte einfach und transparent<br />
aufzuzeigen. So können beispielsweise<br />
für die Denkmalpflege Sichtachsen<br />
bei Neubebauungen simuliert werden, um<br />
zu prüfen, ob diese wichtige Gebäude verdecken.<br />
Diese einfach verständliche visuelle<br />
Darstellung <strong>der</strong> Planung ist eine fundierte<br />
Diskussionsgrundlage und Entscheidungshilfe<br />
und ermöglicht so eine unkomplizierte<br />
Abstimmung über neue Planungsschritte<br />
und -verän<strong>der</strong>ungen.<br />
Eine weitere Anwendung ist die Darstellung<br />
von Bebauungsplänen als extra Layer<br />
in <strong>der</strong> webbasierten 3D-Stadtplanungslösung.<br />
Diese Darstellungen werden vor allem<br />
intern genutzt, um die Auswirkung<br />
<strong>der</strong> Planung zu verdeutlichen und in den<br />
größeren Kontext ihrer Stadtumgebung zu<br />
setzen.<br />
DAS LANDESAMT DRUCKT SELBST<br />
Neben dem digitalen Stadtmodell stellt<br />
Bremen auch ein physisches 3D-Stadtmodell<br />
her. Sowohl einzelne Gebäude als<br />
auch ganze Gebiete werden direkt beim<br />
Landesamt Geoinformation Bremen gedruckt.<br />
Als Grundlage dienen die semantischen<br />
3D-Stadtmodell-Daten LoD1 o<strong>der</strong><br />
LoD2. Die physischen Modelle können<br />
individuell eingefärbt werden, sogar Solarpotentiale<br />
können auf den Dächern <strong>der</strong> zu<br />
druckenden Gebäude farblich markiert<br />
werden. Die gedruckten Modelle finden<br />
ihren Einsatz als Anschauungsobjekte<br />
z. B. für Messen und Architekturwettbewerbe,<br />
für die Stadt- und Regionalplanung,<br />
bei Bürgerbeteiligungsverfahren, Bauplanungsprozessen<br />
und als Stadtmodelle für<br />
Schulen und öffentliche Gebäude.<br />
REALITÄT WIRD ERWEITERT<br />
Bremen gestaltet mit dem 3D-Stadtmodell<br />
als Basis und dem 3D-Planungswerkzeug<br />
die Zukunft <strong>der</strong> Stadt. Der Betrieb des Digitalen<br />
Zwillings und <strong>der</strong> Einsatz erster<br />
mehrwertiger Anwendungen ermöglichen<br />
es, Planungen verständlich und nachvollziehbar<br />
im Kontext des Stadtgebietes darzustellen.<br />
Der Erfolg des Projektes „Bremen sehen<br />
und verstehen“ zeigt sich durch die Akzeptanz<br />
und Bereitschaft weiterer Fachbehörden,<br />
den Digitalen Zwilling einzusetzen<br />
und ihn mit weiteren mehrwertigen<br />
Anwendungen voranzutreiben. Beispiele<br />
für Ideen, die behördenübergreifend diskutiert<br />
und geplant werden, sind die Entwicklung<br />
einer AR-App für die Visualisierung<br />
aktueller Stadtentwicklungsentwürfe<br />
in <strong>der</strong> erweiterten Realität o<strong>der</strong> auch Lösungen<br />
zur Kampfmittelräumung, zum<br />
Hochwasserschutz und zur Grün- und Verkehrsplanung.<br />
Idealerweise ergeben sich Synergien<br />
durch die verschiedenen Projekte, denn je<br />
mehr ein 3D-Stadtmodell mit Informationen<br />
angereichert und verknüpft wird,<br />
umso wertvoller und zweckmäßiger wird<br />
<strong>der</strong> Digitale Zwilling einer Stadt.<br />
Dr. Sarah Tesmer / Antje Kunze<br />
Vogel- o<strong>der</strong> Fußgängerperspektive: Nutzer können sich unter www3d.bremen.de frei im Digitalen<br />
Zwilling <strong>der</strong> Stadt bewegen.<br />
DAS PROJEKT<br />
Die Stadtgemeinde Bremen hat sich<br />
zum Ziel gesetzt, das Leben ihrer Bürger<br />
zu verbessern, wirtschaftliche Chancen<br />
zu schaffen und die städtische<br />
Gemeinschaft zu beleben. Mit dem<br />
Konzept „Bremen sehen und verstehen“<br />
entwickelt das Landesamt<br />
Geoinformation Bremen einen digitalen<br />
Zwilling <strong>der</strong> Stadt, <strong>der</strong> Geobasisdaten<br />
mit vielen weiteren Fachdaten verknüpft.<br />
Die Lösungen von Virtual City Systems<br />
helfen dem Landesamt dabei, effizienter<br />
und transparenter zu arbeiten, um<br />
stadtgestalterische, soziale,<br />
wirtschaftliche und ökologische<br />
Verän<strong>der</strong>ungen genauer zu analysieren<br />
und besser darauf reagieren zu können.<br />
Seit 2017 baut das Landesamt<br />
Geoinformation Bremen den Digitalen<br />
Zwilling <strong>der</strong> Hansestadt auf. Dessen<br />
Einsatz und Verwendung ist nicht nur im<br />
Landesamt <strong>der</strong> Freien Hansestadt<br />
Bremen geplant, son<strong>der</strong>n auch in einer<br />
Vielzahl weiterer Ämter und<br />
Institutionen. Konkret zählen dazu die<br />
senatorischen Dienststellen mit ihrer<br />
Stadtplanung und Bauordnung sowie<br />
<strong>der</strong> Regional- und Stadtentwicklung, die<br />
Immobilienbewertung und das<br />
Landesamt für Denkmalpflege.<br />
DIE AUTORINNEN<br />
Dr. Sarah Tesmer leitet die Abteilung<br />
Landesvermessung und Fachverfahren<br />
beim Landesamt Geoinformation<br />
Bremen.<br />
Antje Kunze ist Director Sales &<br />
Marketing bei Virtual City Systems in<br />
Berlin.<br />
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