VDWF im Dialog 1/2008
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Liebe Leser, liebe Verbandsmitglieder,<br />
das vergangene Jahr war für den deutschen Werkzeugbau ein Jahr der Hochkonjunktur.<br />
Dabei waren die Auftragsbücher der Werkzeugbaubetriebe voll und die Kapazitäten<br />
ausgelastet, um nur zwei Beispiele für die positiven Entwicklungen zu nennen. Bei aller<br />
Freude darf zum Beginn des Jahres <strong>2008</strong> jedoch nicht übersehen werden, dass sich die<br />
Unternehmen des deutschen Werkzeugbaus in einer Phase des fundamentalen Wandels<br />
befinden. Gerade jetzt ist es für den deutschen Werkzeugbau unabdingbar, aus der<br />
Vielzahl von Aufträgen langfristige Kundenbeziehungen zu entwickeln. Um eine hohe<br />
Kundenbindung zu erreichen, muss neben einer Reaktion auf die veränderten Marktbedingungen<br />
vor allem die Konkurrenz dieses globalen Marktes langfristig “abgewehrt”<br />
werden. Bildlich gesprochen kann die Abwehr dieser stetig lauernden “Vampire” nur<br />
mit dem Einsatz eines geeigneten “Knoblauchs” erfolgen.<br />
“Vampirabwehr” <strong>im</strong> Werkzeugbau: Strategische und operative Exzellenz sind zu unabdingbaren<br />
Basisfaktoren geworden, um <strong>im</strong> heutigen globalen Wettbewerb bestehen zu<br />
können. Deutsche Werkzeugbauunternehmen müssen sich industrialisieren, eine Marke<br />
aufbauen und sich mit innovativen Kombinationen aus Produkten und Dienstleistungen<br />
von der Konkurrenz abheben, um Premiumpreise zu rechtfertigen. Bereits heute bieten<br />
deutsche Werkzeugbaubetriebe eine Fülle an Zusatzleistungen an, um die Wünsche des<br />
Kunden zu erfüllen. Das angebotene Spektrum an Zusatzleistungen beschränkt sich dabei<br />
auf die frühen Phasen <strong>im</strong> Produktlebenszyklus des mit dem Werkzeug herzustellenden<br />
Artikels. Viele Werkzeugbauer begleiten den Kunden darüber hinaus bis zum Serienanlauf<br />
des Artikels und übernehmen in diesem Zusammenhang oft die Abst<strong>im</strong>mung des<br />
Gesamt systems aus Produktionsmaschine, Werkzeug und Peripheriegeräten. Durch das<br />
eigene <strong>im</strong>plizite Knowhow kann dem Kunden bereits in der Entstehungsphase des<br />
Artikels ein deutlicher, allerdings schwer quantifizierbarer Mehrwert geschaffen werden.<br />
Wie muss der “Knoblauch” eingesetzt werden? Die vom Werkzeugbau angebotenen<br />
SupportProzesse sind mit einer Vielzahl an Zusatzleistungen verbunden, welche bisher<br />
nur selten separat in Rechnung gestellt werden. Damit diese Zusatzleistungen dem<br />
Kunden als eigenständige Dienstleistungen angeboten und verkauft werden können,<br />
muss der Werkzeugbau zum einen sein Leistungsangebot auf die Nutzungs und Ausmusterungsphasen<br />
des Werkzeugs ausdehnen und zum anderen die angebotenen<br />
Dienstleistungen systematisch und kundenorientiert entwickeln. Neben der Konzentration<br />
auf den technologischen Vorsprung sind die Erweiterung des Leistungsspektrums durch<br />
geeignete Dienstleistungsangebote sowie die aktive Vermarktung der hoch wertigen<br />
Eigenschaften eigener Leistungen unabdingbar.<br />
Der Einsatz des “Knoblauchs” erfordert somit einen Paradigmenwechsel <strong>im</strong> Werkzeugbau:<br />
Das technologisch hervorragende deutsche Werkzeug muss zur Gewinnung und Bindung<br />
von Kunden dienen, die begleitenden Dienstleistungen stellen den Erfolgsfaktor dar, der<br />
in Kombination mit den Werkzeugen Einzigartigkeit schafft und dem Werkzeugbau den<br />
unternehmerischen Erfolg sichert. Um sich mit Dienstleistungen erfolgreich vom Wettbewerb<br />
differenzieren zu können und gleichzeitig das Ertragspotenzial über den gesamten<br />
Lebenszyklus des Werkzeugs nutzen zu können, müssen Werkzeugbaubetriebe ihr Angebot<br />
systematisch strukturieren und kommunizieren. Durch technische Lösungen kann<br />
dann auch die Kundenbindung zusätzlich gesteigert werden, zum Beispiel indem Bauteile<br />
mit hohem Verschleiß als fertige Austauschmodule angeboten werden.<br />
Ich wünsche Ihnen allen für das Jahr <strong>2008</strong> viel Erfolg bei der Anwendung des “Knoblauchs”,<br />
vor allem bei den Herausforderungen der Industrialisierung, der Servicekonzeption<br />
und des aktiven Marketings.<br />
Mit herzlichen Grüßen aus Aachen<br />
Ihr Günther Schuh<br />
Prof. Dr.Ing. Dipl.Wirt. Ing. Günther Schuh,<br />
Direktor des Werkzeugmaschinenlabors (WZL)<br />
der RWTH Aachen und des FraunhoferInstituts<br />
für Produktionstechnologie IPT