D Basketball-Cracks beim Einlauf zu einem Summer-Leagues-Playoff-Match: Das Spiel im Käfig „körperbetont“ zu nennen ist eine krasse Untertreibung. Der Käfig belohnt diejenigen, die ohne viel Platz gute Würfe oder Rebounds zustande bringen. er Platz ist klein Das ist das Offensichtliche, wenn man den West 4th Street Park in New York City betritt. Würde man die Drei-Punkte-Linie auf NBA-Distanz setzen – als Zugeständnis für die Profis, die hier manchmal trainieren –, läge sie fast schon am Mittelkreis. Schaut man sich eines der großen Summer-Leagues-Matches im Cage an, dem „Käfig“, wie dieser sagenumwobene Platz genannt wird, kommt es einem manchmal vor, als hätten Riesen einen Kinderspielplatz überrannt. Versucht man herauszufinden, inwieweit die Maße des Platzes tatsächlich von den regulären abweichen, wird es interessant. Google wirft unterschiedlichste Schätzungen aus, von „ein bisschen kleiner als die Norm“ (das steht auf der offiziellen Homepage des New Yorker Parks) bis hin zur „Hälfte des Standards von 94 Fuß“ (28,65 Meter). Auch die Legenden des Käfigs äußern sich ausweichend: Die Spiele können sich schon eng anfühlen, hört man da, sogar ein bisschen klaustrophobisch. Kenny Graham, Gründer der „Summer Leagues“, die den West 4th zu einem Streetball-Hotspot und einem weltbekannten Geheimtipp für Touristen gemacht haben, zuckt nur mit den Schultern und antwortet, dem grünen Rechteck seien schon „viele Größen nachgesagt“ worden. „Das lieben die Leute ja so an diesem Platz.“ Warum mit dem Maßband in der Hand den ganzen Spaß verderben, scheint er sagen zu wollen. Die ungewöhnlichen Abmessungen tragen zur Aura des Ortes bei, aber nicht nur: Sie verändern tatsächlich das Spiel. Wer auf Geschwindigkeit und Wendigkeit setzt, hat ein Problem, denn alle sind so eng zusammengepfercht, dass es sich anfühlt, als wären doppelt so viele Spieler auf dem Feld wie sonst. Der Zaun, der das Spielfeld umschließt, verstärkt den Eindruck der Enge noch. Der Käfig belohnt diejenigen, die ohne viel Platz gute Würfe oder Rebounds zustande bringen oder die, besser noch, sich selbst Platz verschaffen können in jener Zone, die die Veteranen einst „Death Valley“ nannten. Das Spiel hier „körperbetont“ zu nennen ist eine gewaltige Untertreibung. Und da das hier New York ist, sind einige der Zuschauer, die sich von außen an den Zaun drücken, Zwischenrufer, und sie lassen es dich wissen, wenn du Mist baust. Jason Curry ist der Gründer und Präsident von Big Apple Basketball. Als er klein war, schaute er seinem Vater zu, der hier an spontanen Freundschaftsmatches teilnahm, sogenannten Pickup Games. Später spielte Curry selbst und trainierte Spitzenspieler im West 4th. Nach einem Fehler, den er hier machte, dachte er: „Der wäre mir besser an jedem anderen Ort passiert.“ Viele Leute täten sich schwer im West 4th, weil der Platz so eng ist, erklärt er. „Es ist fast wie das Gesetz des Dschungels. Man darf in keiner Hinsicht eine Schwäche zeigen, sonst machen sie dich platt.“ Der Platz ist eine große Bühne Als Kenny Graham 1976 auf diesen Ort stieß und bei Spontan-Matches mitspielte, 56 THE RED BULLETIN
Streetball Spielszenen aus dem Käfig: Hier zählen Können, Härte und Respekt. Im letzten Viertel dieses knappen Spiels ist die Spannung auf dem Platz und daneben förmlich zu greifen. THE RED BULLETIN 57