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Erster Absatz<br />
aus „Rache der Orphans“<br />
Das RoamZone ans Ohr gepresst, trat Evan rasch durch<br />
die Tür seiner Penthousewohnung im Apartmenthochhaus<br />
Castle Heights. Das Handy mit dem Gehäuse aus gehärtetem<br />
Gummi und dem Display aus Gorilla Glass war so widerstandsfähig<br />
wie ein Hockeypuck und im Prinzip nicht zurückzuverfolgen.<br />
Jeder Anruf auf 1-855-2-NOWHERE wurde digitalisiert<br />
und über ein Labyrinth von verschlüsselten VPN-Tunneln<br />
über das Internet verschickt. Erst nachdem er per Software<br />
von Vermittlungsstelle zu Vermittlungsstelle einmal rund<br />
um den Globus geleitet worden war, kam er auf dem Roam<br />
Zone an. Evan meldete sich immer mit demselben Satz.<br />
Brauchen Sie meine Hilfe?<br />
BUCHTIPPS<br />
Helden in Serie<br />
Vier Thriller-Autoren, die keine Gefangenen<br />
machen – außer bei den Lesern.<br />
Gesetze im Weg stehen.<br />
Als jedoch sein ehemaliger<br />
Ausbildner und Mentor in Ungnade<br />
fällt, steigt Evan aus<br />
und verschwindet vom Radar.<br />
Er leidet unter schlechtem Gewissen<br />
und sehnt sich nach<br />
Buße. Er wird zum „Nowhere<br />
Man“, einer Art unsichtbarem<br />
Schutzengel für Menschen,<br />
die in Not geraten sind, sich<br />
aber – aus welchen Gründen<br />
auch immer – nicht an die Polizei<br />
wenden können. Aus dem<br />
Sünder wird ein Samariter –<br />
allerdings einer ohne jede<br />
Barmherzigkeit, dafür aber<br />
mit einer spezialangefertigten<br />
Wilson Combat im Kydex-<br />
Hüftholster.<br />
In der „Orphan“-Zentrale<br />
haben sie freilich wenig Freude<br />
mit einem freischaffenden<br />
Profikiller aus den eigenen<br />
Reihen und blasen zum großen<br />
Halali – allen voran die<br />
emotional nahe am Gefrierpunkt<br />
angesiedelte Candy<br />
McClure, die mit Evan noch<br />
eine ganz persönliche Rechnung<br />
offen hat …<br />
Der US-Amerikaner Gregg<br />
Hurwitz, 48, ist nicht nur als<br />
Romanautor und Comictexter<br />
(Marvel, DC) sehr erfolgreich,<br />
sondern auch als Drehbuchschreiber.<br />
Das merkt man.<br />
Seine Evan-Smoak-Reihe –<br />
„Orphan X“ (2016), „Projekt<br />
Orphan“ (2017), „Die Rache<br />
der Orphans“ (2018), „Die<br />
Spur der Orphans“ (2019)<br />
und „Das Vermächtnis der<br />
Orphans“ (20<strong>21</strong>) – kommt wie<br />
ein Hollywood Blockbuster<br />
daher und überzeugt mit<br />
einem wirklich guten Spannungsbogen.<br />
Hurwitz hat ein<br />
feines Gespür dafür, wann er<br />
das Visier runterklappen und<br />
Vollgas geben muss und wann<br />
er Tempo rausnimmt, um den<br />
Leser mit ein paar Hintergrundhappen<br />
zu füttern.<br />
Das ist umso bemerkenswerter,<br />
als der Autor quer<br />
durch alle fünf Bände mit<br />
zwei parallel laufenden Storys<br />
jongliert – auf der einen Seite<br />
der jeweilige Auftrag des<br />
„Nowhere Man“ und die interne<br />
Jagd gesellschaft der<br />
„ Orphans“ auf der anderen.<br />
Die beiden Handlungsstränge<br />
kommen einander zwar nur<br />
selten in die Quere, aber wenn,<br />
dann mit mächtig Zunder.<br />
Stilistische Brillanz darf<br />
man sich von einer Romanserie<br />
dieser Gattung natürlich<br />
nicht erwarten, wohl aber eine<br />
präzise sprachliche Fokussierung<br />
auf das Wesentliche:<br />
Spannung bis zum Abwinken.<br />
GREGG HURWITZ<br />
„Evan Smoak“-Reihe<br />
Deutsch von Mirga Nekvedavicius<br />
HarperCollins<br />
LEE CHILD<br />
Der alljährliche Feiertag<br />
für Thriller-Fans fiel heuer<br />
auf den 26. Juli. Da erschien<br />
der 23. Band der unwiderstehlichen<br />
Jack-Reacher-<br />
Reihe des britischen<br />
Bestseller autors Lee Child.<br />
Diesmal nimmt der härteste<br />
Bluthund des Genres die<br />
Fährte seines verstorbenen<br />
Vaters auf, die ihn direkt<br />
ins Fadenkreuz skrupelloser<br />
Männer führt, die nicht<br />
nur sprichwörtlich<br />
über Leichen gehen …<br />
„Der Spezialist“<br />
(Blanvalet)<br />
CHRIS LANDOW<br />
Die bisher dreiteilige Romanreihe<br />
rund um den Ex-Bundespolizisten<br />
Ralf Parceval ist<br />
eine echte Rarität. Denn hinter<br />
dem Pseudonym Chris<br />
Landow versteckt sich ein<br />
deutscher Autor, der es offensichtlich<br />
darauf anlegt,<br />
mit voller Härte in ein englischsprachiges<br />
Hoheitsgebiet<br />
der Unterhaltungsliteratur<br />
zu grätschen: den kompromisslosen<br />
Action-Thriller.<br />
Band 4 ist für Februar 2022<br />
angekündigt.<br />
„Parceval“-Serie<br />
(Blanvalet)<br />
STEPHEN HUNTER<br />
Trotz erfolgreicher Hollywood-Verfilmung<br />
von Teil 1<br />
der Buchserie („Shooter“ mit<br />
Mark Wahlberg in der Hauptrolle)<br />
fristet Bob Lee Swagger<br />
hierzulande ein Schattendasein<br />
unter den Helden<br />
der Hochspannungsliteratur.<br />
Völlig zu Unrecht. Insgesamt<br />
brachte US-Autor und<br />
Pulitzer-Preisträger Stephen<br />
Hunter den ehemaligen<br />
Scharfschützen neunmal<br />
in Stellung – und traf dabei<br />
stets ins Schwarze.<br />
„Swagger“-Serie<br />
(Festa)<br />
DAVID BALDACCI<br />
Wenn es um knallharte<br />
Einzelkämpfer geht, darf<br />
David Baldacci nicht fehlen.<br />
Mit einer Gesamtauflage<br />
von über 40 Millionen<br />
platzierte der Vielschreiber<br />
aus Richmond, Virginia,<br />
gleich mehrere einschlägige<br />
Romanfiguren in den internationalen<br />
Bestsellercharts.<br />
Als Einstieg bietet sich<br />
die „Will Robie“-Reihe an,<br />
deren erster Teil den<br />
nahe liegenden Titel<br />
„Der Killer“ trägt.<br />
„Will Robie“-Serie<br />
(Bastei Lübbe)<br />
THE RED BULLETIN 83