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The Red Bulletin 09/21 AT

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Fashion<br />

„Ich stecke mein gesamtes Geld<br />

in meine Mode-Kreationen.“<br />

PRESS RESET<br />

So heißt die Debüt-Kollektion<br />

von Flora Miranda aus dem<br />

Jahr 2016 – hier der Hosenanzug<br />

„Delete Yourself“<br />

und das Kleid „Spectral“,<br />

beides aus Silikon.<br />

Erst später bin ich draufgekommen, welch wichtige<br />

Künstler da oft anwesend waren. Wahrscheinlich fällt<br />

es mir deshalb noch heute leicht, mit Menschen aus der<br />

Kunst zu arbeiten. Zu der Zeit bin ich schon ins Musische<br />

Gymnasium gegangen. Da gab es Zwölfjährige, die<br />

am Mozarteum studiert haben. Ich habe gemalt, ich war<br />

begabt, und ich wurde gefördert. Jeder von uns Schülerinnen<br />

und Schülern war ein Charakter. Die Kreativität<br />

hat uns einander aber nicht nähergebracht. Man fühlt<br />

sich trotzdem wie ein Alien, wenn man nicht die Dinge<br />

tut, die Zwölfjährige normalerweise machen.<br />

Ich bin immer noch sehr kontrolliert, aber ich versuche,<br />

das aufzubrechen. Das Wort, das mir in unserem<br />

letzten Gespräch nicht eingefallen ist, war Individualismus.<br />

Man wird in diesem künstlerischen Bereich zum<br />

Individualisten geformt. Das ist etwas, wo ich gemerkt<br />

habe, dass es nicht in jeder Situation guttut. Um gemeinsam<br />

mit anderen Leuten zu arbeiten, ist es notwendig,<br />

sich einzugliedern. Beides ist wichtig für mich. Aber es<br />

ist eine Herausforderung, zu erkennen, dass man nicht<br />

immer der sein muss, der speziell ist.<br />

Heute besteht mein Alltag nur daraus, mit Menschen<br />

zu arbeiten, deswegen ist diese Fähigkeit für mich ganz<br />

entscheidend. Der Individualismus ist wichtig, um ein<br />

stilistisches Alleinstellungsmerkmal zu entwickeln und<br />

sich so von anderen Designern weltweit abzuheben.<br />

Es ist andererseits aber schon auch wichtig, dass<br />

man das weiß, dass am Ende das Zusammensein am<br />

schönsten ist. Ich mag in meiner Art eigen sein. Aber<br />

ich bin sehr gerne mit Menschen zusammen.“<br />

Flora Miranda geht zum Studium nach Antwerpen,<br />

Belgien. Die Königliche Akademie der schönen Künste<br />

gilt als Avantgarde-Hochburg. Ihre bekanntesten Absolventen<br />

sind die „Antwerp Six“, allesamt weltberühmte<br />

Modedesigner: Dries van Noten, Ann Demeulemeester,<br />

Walter van Beirendonck, Dirk Bikkembergs, Marina Yee<br />

und Dirk van Saene. Aber auch Martin Margiela, Haider<br />

Ackermann und Kris Van Assche haben hier studiert.<br />

Nach ihrem Abschluss arbeitet Flora für die niederländische<br />

Designerin Iris van Herpen, später gründet<br />

sie ihr eigenes Label.<br />

66 THE RED BULLETIN

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