DER KONSTRUKTEUR 9/2021
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AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
01<br />
hochpräzise. Sie verfügt über einen bürstenlosen DC-Servomotor<br />
und lässt sich aufgrund der Regelbarkeit von Position, Geschwindigkeit<br />
und Drehmoment flexibel einsetzen. So lassen sich kurze<br />
Taktzeiten bei hoher Präzision realisieren. Mittels des Moduls<br />
werden Kabel aus einem Magazin nachgeladen. Sie sind bereits<br />
von einem Crimp-Automaten mit Aderendhülsen bestückt und<br />
haben die richtige Länge, wenn sie im Schaltschrank verlegt<br />
werden. Das Magazin wird aktuell im Forschungsprojekt Crimp-<br />
Saver (Förderkennzeichen KK5055201MS0) entwickelt.<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
02<br />
01 Beim Projekt RoboSchalt kommt es darauf an, dass beim<br />
Verdrahten des Schaltschrankes automatisch Toleranzen ausgeglichen<br />
werden (Hauptbild); zur Montage der Kabel werden spezielle Greiferfinger<br />
genutzt, die im 3D-Druck hergestellt wurden (kleines Bild)<br />
02 Der Schunk Greifer EGP arbeitet beim Bestücken der Klemmen mit<br />
höchster Präzision: die Silizium-Dehnmessstreifen des Sensors liefern<br />
ein 75-mal stärkeres Signal als konventionelle Folien-Messstreifen<br />
KURZE TAKTZEITEN BEI HOHER PRÄZISION<br />
Der Kraft-Momenten-Sensor von Schunk misst in allen sechs<br />
Freiheitsgraden. So trägt er seinerseits dazu bei, dass die zu verdrahtenden<br />
Kabel unversehrt bleiben. Seine Silizium-Dehnmessstreifen<br />
liefern ein 75-mal stärkeres Signal als konventionelle<br />
Folien-Messstreifen und reduzieren das Signalrauschen auf<br />
nahezu Null. Die elektrische Dreheinheit PRH ist dafür zuständig,<br />
dass die Adern nachgeführt werden – und das schnell und<br />
DIE RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM<br />
Die 1962 gegründete Ruhr-Universität Bochum ist mit<br />
42 599 Studierenden eine der zehn größten Universitäten<br />
in Deutschland. In neun sogenannten Research Departments<br />
arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
der RUB an interdisziplinären Forschungsschwerpunkten.<br />
An der Fakultät für Maschinenbau beheimatet ist der<br />
Lehrstuhl für Produktionssysteme, wo sich die Ingenieurinnen<br />
und Ingenieure mit Projekten wie RoboSchalt<br />
befassen. Mehr dazu unter: www.lps.ruhr-uni-bochum.de<br />
WERTVOLLE INFORMATIONEN: DATENBANK<br />
MIT BAUTEIL-SPEZIFISCHEM WISSEN<br />
Ein Montageauftrag enthält die Start- und Endpositionen der<br />
Kabel, die Verläufe der Kabel in den Kabelkanälen sowie die jeweiligen<br />
Kabelkonfektionen. Die Anforderungen des Kunden an<br />
die Verdrahtung des Schaltschrankes sind im Montageauftrag<br />
hinterlegt und werden zur automatisierten Verarbeitung durch<br />
im Forschungsprojekt entwickelten Methoden noch aufbereitet.<br />
In einem nächsten Schritt werden aus diesen Informationen die<br />
Bahnen für die automatische Verdrahtung erzeugt, aus denen<br />
dann ein Roboterprogramm abgeleitet wird. „Die Datenaufbereitung<br />
ist ein erheblicher Teil dieses Projektes“, berichtet Dr.-Ing.<br />
Matthias Bartelt, Gruppenleiter am Lehrstuhl. „Die Daten, die<br />
der Kunde an den Schaltschrankbauer liefert, können qualitativ<br />
teilweise erheblich schwanken.“ Jedoch bietet diese Art der Anbindung<br />
einen entscheidenden Vorteil: Parallel zur Planung der<br />
Bahnen wird eine Datenbank mit bauteilspezifischem Wissen<br />
aufgebaut, die die aus dem Planungssystem gewonnenen Informationen<br />
ergänzt.<br />
Die Kabel werden vorkonfektioniert bereitgestellt. „In den<br />
meisten Fällen wird nur ein Kabelende in die Klemme gesteckt,<br />
das restliche Kabel durch die Kabelkanäle verlegt und das andere<br />
Ende nicht montiert, sondern lediglich aus dem Kabelkanal<br />
geführt“, ergänzt Bartelt. Dabei kommt es darauf an, dass der Roboter<br />
auch Toleranzen ausgleichen kann. Dafür kommen zwei<br />
Kamerasysteme am Werkzeug zum Einsatz.<br />
VON <strong>DER</strong> TRADITION ZUR MO<strong>DER</strong>NE<br />
SPART AUFWAND UND KOSTEN<br />
Weiß der Roboter, welche Bahnen er fahren muss, gilt es zunächst,<br />
das zu führende Kabel aufzunehmen. Nach der Aufnahme<br />
prüft der Roboter, wie es im Greifer sitzt. Anschließend fährt<br />
er zur Klemme und überprüft vor dem Einstecken Winkel und<br />
Position der Klemme. Dann kommt der Knackpunkt: Nun gilt es<br />
für den Roboter, das Kabel mit der richtigen Kraft in die Klemmen<br />
zu drücken, ohne Kabel oder Klemme zu beschädigen. Die<br />
Schunk-Komponenten bieten dabei ein Zusammenspiel, das<br />
Kunden in Zukunft viel Zeit und Geld sparen könnte.<br />
Dr.-Ing. Hypki erläutert: „Der Schaltschrankbau ist eine ältere<br />
Domäne, in der traditionell noch viel in Handarbeit passiert. Das<br />
könnte in Zukunft teilautomatisiert effizienter gehen.“ So könne<br />
beispielsweise ein Roboter in der Nachtschicht einige Hundert<br />
Kabel in Klemmen stecken und ein Mitarbeiter dann in seiner<br />
Schicht die Endverdrahtung und Qualitätskontrolle übernehmen.<br />
Das Potenzial ist enorm: Eine bessere Datenqualität bei<br />
komplexen Funktionalitäten, eine automatisierte Bahnplanung<br />
und schnellere Lieferzeiten – all das könnte im Schaltschrankbau<br />
bald Realität werden.<br />
Bilder: SCHUNK GmbH & Co. KG<br />
www.schunk.com<br />
28 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2021</strong>/09 www.derkonstrukteur.de