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HANSA 01-2021

Hull Performance & Coating · Svitzer · Yacht »Soaring« · Schifffahrtsaktien & Börsen · Harren & Partner · LNG in der Schulte-Gruppe · Berenberg Bank · Schiffsinspektionen

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SCHiFFStECHNiK | SHiP tECHNoloGY<br />

Antifouling –<br />

Alternativen zum<br />

»business as usual«<br />

© Hempel<br />

der Markt für biozidhaltige antifouling-Farben ist im Umbruch. auch wenn die Farben<br />

noch für mindestens ein Jahrzehnt dominieren werden, bringen sich bereits potenzielle<br />

Nachfolger in Position, für die rolle des Kronprinzen. Von Volker Bertram<br />

Doch zunächst einmal zum jetzigen<br />

König antifouling – warum sollte<br />

dieser überhaupt abdanken? Zum einen<br />

wegen seines Wirkungsprinzips sowie<br />

veränderten umweltpolitischen<br />

anschauungen in der Gesellschaft. denn<br />

Biozidfarben lösen sich in Wasser auf und<br />

hinterlassen Biozide (Schwermetalle) und<br />

Farbpartikel (von der iMo seit 2<strong>01</strong>9 als<br />

Mikroplastik aufgeführt) im Wasser zurück.<br />

Und wenn Bürsten während der<br />

reinigung hohe reibungskräfte ausüben,<br />

ist die abnutzung der Farben mit<br />

Einbringung von Bioziden und Farbpartikeln<br />

noch wesentlich höher.<br />

Gesellschaft, Politik und einige regierungen<br />

sehen dies zunehmend kritisch.<br />

die EU hat bereits hohe Hürden geschaffen,<br />

um neue Biozide in Farben einzusetzen,<br />

und mehr Biozide auf die schwarze<br />

liste gesetzt als die iMo. immer weniger<br />

Häfen erlauben die traditionelle Unterwasserreinigung<br />

von Schiffen. Einerseits<br />

aus Sorge vor freigesetzten invasiven organismen<br />

und andererseits, weil ein mit<br />

Bioziden und Farbpartikeln versetzter<br />

Hafenschlick beim nächsten ausbaggern<br />

teuer zu entsorgen wäre.<br />

aus reederssicht wiegt schwerer, dass<br />

die jetzigen Farben einen Bewuchs über<br />

fünf Jahre meist nicht effektiv verhindern.<br />

dies liegt nicht zuletzt an den zunehmend<br />

unvorhersehbaren Fahrprofilen.<br />

Mit dem Bewuchs sind dann höhere<br />

treibstoffosten verbunden, aber auch<br />

mögliche auflagen von Hafenstaaten. So<br />

haben einige regionen in den letzten Jahren<br />

neue Vorschriften zum Biofouling-<br />

Management implementiert, um die Verschleppung<br />

problematischer organismen<br />

zu verhindern. Hierzu gehören australien,<br />

Neuseeland und Kalifornien. ähnliche<br />

diskussionen betreffen zurzeit die<br />

ostküste der USa, die EU und einige asiatische<br />

Häfen.<br />

Was wäre die Lösung?<br />

Abstract: Antifouling - alternatives to »Business as Usual«<br />

The market for biocide-containing antifouling paints is in a state of flux. Even<br />

if the paints will continue to dominate for at least a decade, potential successors<br />

are already positioning themselves for the role of crown prince. Different measures<br />

are in the debate, while politics are requested to act.<br />

die aktuelle politische diskussion muss<br />

sachlich geführt und fachkundig mitgestaltet<br />

werden. Gleichzeitig werden realistische,<br />

das heißt auch bezahlbare alternativen<br />

gebraucht. Einige gibt es bereits,<br />

andere sind noch in Entwicklung oder<br />

Erprobung. Einige interessante Entwicklungen<br />

werden hier im Folgenden zusammengefasst.<br />

Weitere informationen lieferten<br />

die PortPiC- und HiPEr-Konferenzen<br />

2020, auf deren Webseiten die Proceedings<br />

frei heruntergeladen werden können.<br />

Ein ansatz besteht aus biozidfreien Beschichtungen<br />

mit speziellen oberflächeneigenschaften,<br />

die die Haftung erschweren.<br />

Sogenannte Silikon-Farben ähneln in<br />

ihrer Struktur einer teflonpfanne. auch<br />

wenn ein Bewuchs nicht vollständig verhindert<br />

werden kann, erleichtern solche<br />

»antihaftbeschichtungen« die reinigung<br />

der oberflächen, zum Beispiel durch<br />

leichtes abwischen oder Niederdruckspülen.<br />

Problematisch bleiben Nischen<br />

(zum Beispiel Seekästen) und ein gradueller<br />

Verlust der Wirksamkeit durch Zerkratzen<br />

und altern der Beschichtung.<br />

auch die oberflächenstruktur von natürlichen<br />

Materialien, zum Beispiel Haihaut<br />

oder lotusblättern, erschwert mechanisch<br />

die Haftung von organismen.<br />

Es gibt Bemühungen, diese Effekte industriell<br />

für Schiffsbeschichtungen nachzubilden.<br />

Einige dieser Farben werden als<br />

Nanobeschichtungen vermarktet. Sie<br />

sind mit »anti-Graffti«-Beschichtungen<br />

für Häuser vergleichbar. Nanobeschichtungen<br />

werden auch auf Schiffen immer<br />

beliebter und gewinnen Marktanteile,<br />

meist auf Kosten der Silikon-Farben.<br />

38 HaNSa – international Maritime Journal <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>

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