22.11.2021 Aufrufe

architektur FACHMAGAZIN People 2021

Rohstoffverknappung, Preisdruck, Covid 19, Digitalisierung und Klimawandel – Die Herangehensweise, mit der moderne ArchitektInnen den Gegebenheiten unserer Zeit begegnen, ist vielfältig. Welche Erfolgsstrategien können Architekturschaffende in diesen Zeiten für sich entwickeln, um den stetigen Wandel zu meistern? Wie können moderne Produkte, Bau­stoffe und Technologien diesen Prozess unterstützen? Was müssen diese leisten und wie können die Hersteller das gewährleisten? Was macht Architektur nachhaltig, effizient oder smart? Und um welche Entwicklung wird es in den nächsten Jahren keinen Weg herumgeben? Unsere ausgewählten GesprächsparterInnen geben ihre persönlichen Antworten auf diese und noch viele weitere Fragen.

Rohstoffverknappung, Preisdruck, Covid 19, Digitalisierung und Klimawandel – Die Herangehensweise, mit der moderne ArchitektInnen den Gegebenheiten unserer Zeit begegnen, ist vielfältig. Welche Erfolgsstrategien können Architekturschaffende in diesen Zeiten für sich entwickeln, um den stetigen Wandel zu meistern? Wie können moderne Produkte, Bau­stoffe und Technologien diesen Prozess unterstützen? Was müssen diese leisten und wie können die Hersteller das gewährleisten? Was macht Architektur nachhaltig, effizient oder smart? Und um welche Entwicklung wird es in den nächsten Jahren keinen Weg herumgeben? Unsere ausgewählten GesprächsparterInnen geben ihre persönlichen Antworten auf diese und noch viele weitere Fragen.

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11<br />

Smartvoll<br />

Das Gemeindezentrum Großweikersdorf befindet sich in dessen Ortsmitte. Für Smartvoll<br />

war es notwendig, es dort zu platzieren und nicht etwa außerhalb der Ortschaft. Unter<br />

seinem Dach vereint es das Rathaus, das Vereinshaus und ein Ärztezentrum.<br />

© Dimitar Gamizov<br />

Welche Bedeutung hat<br />

Forschung für Ihre Arbeit?<br />

Philipp Buxbaum (PB): Wir vertiefen<br />

uns bei unseren Projekten sehr in<br />

die Recherche. Unsere architektonischen<br />

Überlegungen sind gekoppelt<br />

an Gedanken zu Gesellschaft,<br />

Soziokulturellem und Umwelt. Diese<br />

Aspekte vermischen wir mit unserer<br />

Architektur zu etwas, das wir den<br />

Leuten mitgeben können. Das aus<br />

unserer internen Forschung gewonnene<br />

Wissen möchten wir transportabel<br />

machen. Wir wollen den Menschen<br />

mitteilen, dass Architektur<br />

ihr Leben täglich und auf eine sehr<br />

positive Weise beeinflussen kann.<br />

Aus diesem Grund finden wir auch,<br />

dass Architektur ein Bestandteil der<br />

Schulbildung sein soll.<br />

Christian Kircher (CK): In die Vorentwurfs-<br />

und Entwurfsphase fließt<br />

bei unseren Projekten sehr viel Zeit<br />

und Energie hinein. Wir möchten sie<br />

so auf eine andere Ebene heben und<br />

einen Mehrwert finden. Dazu passt,<br />

dass wir uns mit Projekten wohl fühlen,<br />

bei denen es komplizierter wird<br />

und wir Herausforderungen haben.<br />

Wie wählen Sie Wettbewerbe aus,<br />

bei denen Sie mitmachen?<br />

CK: Überall dort, wo wir Potenzial<br />

sehen weiterzugehen, sind wir dabei.<br />

Auch mit Bauherrn, die etwas entwickeln<br />

wollen, arbeiten wir gerne<br />

zusammen. Beim Gemeindezentrum<br />

in Großweikersdorf beispielsweise<br />

hat uns der Bürgermeister eingeladen<br />

mitzumachen. Da war für uns<br />

klar: Wenn er auf der grünen Wiese<br />

außerhalb des Ortes bauen will, dann<br />

machen wir nicht mit. Eine freie Fläche<br />

zu versiegeln war dabei nicht<br />

das Hauptargument dagegen. Eher<br />

finden wir, dass ein Gemeindezentrum<br />

in der Ortsmitte zu seien hat.<br />

Glücklicherweise waren das auch die<br />

Vorstellungen der Gemeinde, auf denen<br />

wir dann aufgebaut haben.<br />

PB: Dazu muss gesagt werden, dass<br />

es für uns viel mehr Ausschlussgründe<br />

als Einschlussgründe gibt.<br />

Wir stellen an jedes Projekt vier Anforderungen:<br />

Interesse, Mehrwert,<br />

Entwicklungspotenzial und Finanzielles.<br />

Vor allem geht es darum, ob die<br />

Aufgabenstellung für uns als Team<br />

interessant ist. Unser Anspruch liegt<br />

nicht darin, uns mit einer Sache zu<br />

quälen und diese einfach nur abzuarbeiten.<br />

Das Projekt muss ein Mehrwert<br />

sein, quasi ein Geschenk für die<br />

Umgebung, an die darin wohnenden<br />

Menschen oder ähnliches. Ebenso<br />

relevant ist der Bauherr und seine<br />

Herangehensweise an das Projekt.<br />

Wenn wir ihn nicht auf eine Reise<br />

mitnehmen können und er schon zu<br />

Beginn das Ende der Reise kennt,<br />

dann ist er der falsche für uns. Auch<br />

technische Aspekte sind wichtig und<br />

ob es finanziell okay ist. Wenn diese<br />

vier Punkte nicht erfüllt sind, machen<br />

wir das Projekt nicht.<br />

Wie transportieren Sie den<br />

Mehrwert Ihrer Projekte?<br />

PB: Es gibt einen großen Unterschied<br />

dazwischen, ein Projekt zu beschreiben<br />

oder zu erklären. Beim Erklären<br />

werden die Inhalte, die Überlegungen,<br />

die Geisteshaltung und Einflüsse<br />

transportiert, die zu dem Projekt<br />

geführt haben. So kann man jemanden<br />

viel stärker mitnehmen und klar<br />

machen, was die Ideen dahinter sind.<br />

CK: Es muss Möglichkeiten zur Identifikation<br />

geben. Eine Verständnisebene<br />

muss geschaffen werden,<br />

die nicht nur ausdrückt, dass es ein<br />

superlässiges Projekt ist. Es muss<br />

weiters auch entmystifiziert werden,<br />

sodass klar wird, was der Mehrwert<br />

dahinter ist. Das funktioniert mittels<br />

Emotionen, die wir durch das Projekt<br />

vermitteln. Wenn wir während<br />

des Arbeitsprozesses merken, dass<br />

wir selbst nicht emotionalisiert sind,<br />

dann ist es auch schwer die Emotionen<br />

später rüberzubringen. u

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