22.11.2021 Aufrufe

architektur FACHMAGAZIN People 2021

Rohstoffverknappung, Preisdruck, Covid 19, Digitalisierung und Klimawandel – Die Herangehensweise, mit der moderne ArchitektInnen den Gegebenheiten unserer Zeit begegnen, ist vielfältig. Welche Erfolgsstrategien können Architekturschaffende in diesen Zeiten für sich entwickeln, um den stetigen Wandel zu meistern? Wie können moderne Produkte, Bau­stoffe und Technologien diesen Prozess unterstützen? Was müssen diese leisten und wie können die Hersteller das gewährleisten? Was macht Architektur nachhaltig, effizient oder smart? Und um welche Entwicklung wird es in den nächsten Jahren keinen Weg herumgeben? Unsere ausgewählten GesprächsparterInnen geben ihre persönlichen Antworten auf diese und noch viele weitere Fragen.

Rohstoffverknappung, Preisdruck, Covid 19, Digitalisierung und Klimawandel – Die Herangehensweise, mit der moderne ArchitektInnen den Gegebenheiten unserer Zeit begegnen, ist vielfältig. Welche Erfolgsstrategien können Architekturschaffende in diesen Zeiten für sich entwickeln, um den stetigen Wandel zu meistern? Wie können moderne Produkte, Bau­stoffe und Technologien diesen Prozess unterstützen? Was müssen diese leisten und wie können die Hersteller das gewährleisten? Was macht Architektur nachhaltig, effizient oder smart? Und um welche Entwicklung wird es in den nächsten Jahren keinen Weg herumgeben? Unsere ausgewählten GesprächsparterInnen geben ihre persönlichen Antworten auf diese und noch viele weitere Fragen.

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33<br />

Eva M. Hierzer und Architekt Stephan Brugger<br />

Wie agieren moderne ArchitektInnen<br />

zukunftsfähig und wie versuchen Sie<br />

das auch selbst umzusetzen?<br />

Eva M. Hierzer (EH): Ein ganz wichtiger<br />

Punkt, den wir auch versuchen in<br />

unserem Büro umzusetzen, ist es, Gebäude<br />

nicht nur temporär oder als zukünftige<br />

Sondermülldeponie zu denken,<br />

sondern langfristig – sowohl im<br />

baukulturellen Sinn als auch hinsichtlich<br />

ihrer konstruktiven Qualität. Zu<br />

unseren Grundprinzipien gehört außerdem,<br />

mit allen Projektbeteiligten<br />

daran zu arbeiten, gemeinsam bessere<br />

Lösungen zu finden. Das geht bis<br />

jetzt gut auf und ist meiner Meinung<br />

nach ein zukunftsfähiger Ansatz.<br />

Stephan Brugger (SB): Ich denke,<br />

nicht nur wir ArchitektInnen, sondern<br />

auch allgemein unsere Gesellschaft<br />

muss sich überlegen, wie sie<br />

in Zukunft baut und wie viel. Diesbezüglich<br />

stecken wir noch in den Kinderschuhen.<br />

Gewisse Themen kann<br />

man heutzutage nicht mehr leugnen<br />

– schon gar nicht, wenn man ein Architekturbüro<br />

gründet. Aufgaben<br />

wird es immer geben, aber sie verändern<br />

sich. Da wird sich, glaube ich,<br />

viel in Bestandssanierung und -umbau<br />

verschieben. Es wird verstärkt<br />

darum gehen, Potenziale zu erkennen<br />

und Transformationen durchzuführen.<br />

Das ist einerseits mit weniger<br />

Ressourcen verbunden, andererseits<br />

damit, dass wir neue Gebäude neu<br />

denken müssen: als Rohstofflager,<br />

aus denen man Rohstoffe auch wieder<br />

rausnimmt. Hier gilt es, sich zu<br />

überlegen, welche Bauteile wie lange<br />

in einem Gebäude bleiben und was<br />

mit ihnen passiert, wenn dieses abgebrochen<br />

wird. Das gleiche gilt für<br />

den Holzbau: Nur in Holz zu bauen<br />

ist zu wenig.<br />

Zum anderen bemerken wir aufgrund<br />

der Ressourcenknappheit<br />

Lieferengpässe, sowohl bei Holz und<br />

Stahl als auch bei Betonfertigteilen<br />

und Dämmstoffen. Das führt dazu,<br />

dass man teilweise tatsächlich auf<br />

der Baustelle – auch mit den Firmen<br />

zusammen – umdenken und sich Alternativen<br />

überlegen muss, um doch<br />

noch rechtzeitig fertig zu werden.<br />

SB: In gewisser Weise waren diese<br />

Themen immer schon aktuell.<br />

Im Endeffekt geht es im Bauwesen<br />

stets auch darum, welche Baustoffe<br />

gerade leistbar bzw. vorhanden sind.<br />

Beim Beton entscheidet man sich<br />

dann zwischen Fertigteilelementen<br />

oder Ortbeton, im Holzbau zwischen<br />

Brettsperrholz und Rahmenbau. Deshalb<br />

ist es wichtig, eine gewisse Flexibilität<br />

in der Planung zu bewahren.<br />

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf<br />

und in Diskussion mit Bauherren<br />

und Firmen versuchen wir im Büro<br />

dann, die Projekte gemeinschaftlich<br />

zu verbessern. Und das funktioniert<br />

glaube ich sehr gut.<br />

Wie hoch ist die Nachfrage nach nachhaltiger,<br />

klimafreundlicher Architektur?<br />

EH: Bei öffentlichen Auftraggebern<br />

ganz stark, weil diese z.B. in Wettbewerben<br />

Nachhaltigkeitskonzepte<br />

verlangen, und Bauprojekte vermehrt<br />

von Nachhaltigkeitszertifizierungssystemen<br />

begleitet werden.<br />

Da geht es dann um eine möglichst<br />

optimierte, klimapositive Planung,<br />

die Wahl der Baustoffe, Lebenszyklus-<br />

und Betriebskosten. Auch private<br />

Bauherren zeigen vermehrt Interesse<br />

an nachhaltigen Bauweisen<br />

und/oder Bestandstransformationen.<br />

Allerdings schrecken die höheren<br />

Kosten viele ab. Solange es keine<br />

CO 2 -Bepreisung der Baustoffe gibt,<br />

kommt man ohne das nötige Kleingeld<br />

nicht so einfach in die nachhaltige<br />

Schiene.<br />

SB: Ich denke hier wäre es an der Zeit,<br />

dass die Politik verstärkt versucht,<br />

diese Themen voranzutreiben. Denn<br />

wenn im großen Maßstab nachhaltig<br />

(um-)gebaut wird, müssen auch die<br />

Kleinen nachziehen – vor allem wenn<br />

es einen preislichen Vorteil bringt.<br />

Ökologisch zu bauen, bringt aber nur<br />

preislich einen Vorteil, wenn es viele<br />

bzw. alle tun. Und genau das sollte<br />

unser Ziel sein als Gesellschaft. u<br />

Der Entwurf für die Erweiterung der Kinder- und Jugendpsychiatrie Graz<br />

setzte sich in einem EU-weiten Wettbewerb durch. Besonders der Umgang der<br />

neuen pavillonartigen Holzbauten mit dem Bestand überzeugte die Jury.<br />

Wie ist die aktuelle Lage für Architekturbüros<br />

hinsichtlich Rohstoffverknappung<br />

und Preisdruck?<br />

EH: Für uns auf Planerseite wirkt sich<br />

das zum einen in Form von extrem<br />

schwer kalkulierbaren Preisen aus.<br />

Man kann einfach die Entwicklung<br />

und Marktlage nicht abschätzen.<br />

Bedingt durch die Investitionsprämien<br />

wird sehr viel gebaut und Firmen<br />

haben eine hohe Auftragslage. Das<br />

treibt den Preis dann natürlich weiter<br />

nach oben.

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