22.11.2021 Aufrufe

architektur FACHMAGAZIN People 2021

Rohstoffverknappung, Preisdruck, Covid 19, Digitalisierung und Klimawandel – Die Herangehensweise, mit der moderne ArchitektInnen den Gegebenheiten unserer Zeit begegnen, ist vielfältig. Welche Erfolgsstrategien können Architekturschaffende in diesen Zeiten für sich entwickeln, um den stetigen Wandel zu meistern? Wie können moderne Produkte, Bau­stoffe und Technologien diesen Prozess unterstützen? Was müssen diese leisten und wie können die Hersteller das gewährleisten? Was macht Architektur nachhaltig, effizient oder smart? Und um welche Entwicklung wird es in den nächsten Jahren keinen Weg herumgeben? Unsere ausgewählten GesprächsparterInnen geben ihre persönlichen Antworten auf diese und noch viele weitere Fragen.

Rohstoffverknappung, Preisdruck, Covid 19, Digitalisierung und Klimawandel – Die Herangehensweise, mit der moderne ArchitektInnen den Gegebenheiten unserer Zeit begegnen, ist vielfältig. Welche Erfolgsstrategien können Architekturschaffende in diesen Zeiten für sich entwickeln, um den stetigen Wandel zu meistern? Wie können moderne Produkte, Bau­stoffe und Technologien diesen Prozess unterstützen? Was müssen diese leisten und wie können die Hersteller das gewährleisten? Was macht Architektur nachhaltig, effizient oder smart? Und um welche Entwicklung wird es in den nächsten Jahren keinen Weg herumgeben? Unsere ausgewählten GesprächsparterInnen geben ihre persönlichen Antworten auf diese und noch viele weitere Fragen.

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<strong>architektur</strong> PEOPLE<br />

54<br />

Simon Speigner<br />

Wie sollte die perfekte Zusammenarbeit<br />

mit Lieferanten, Herstellern und<br />

Entwicklern aussehen?<br />

Auch hier ist für mich wieder das Miteinander<br />

der Schlüssel zum Erfolg.<br />

Mit Partnern, die nur auf den eigenen<br />

Vorteil bedacht sind, funktioniert<br />

für mich die Zusammenarbeit nicht.<br />

Es sollte nicht immer nur um die billigsten<br />

Preise, sondern vor allem um<br />

hochwertige, langlebige Ergebnisse<br />

gehen. Innovative, qualitative Produkte<br />

und eine faire, nachhaltige Firmenethik<br />

sollten einem immer mehr<br />

wert sein. Firmen dieser Art sind es<br />

für mich auch, die sich auf lange Frist<br />

auf dem Markt durchsetzen werden.<br />

Gibt es Firmen, mit denen die Zusammenarbeit<br />

besonders gut funktioniert?<br />

Da gibt es viele kompetente Partner,<br />

Firmen, mit denen wir besonders<br />

gern zusammenarbeiten. Bei denen<br />

stimmt das Gesamtpaket und man<br />

weiß, dass man nicht nur zuverlässige<br />

Produkte, sondern auch den dazugehörigen<br />

Service bekommt. Und<br />

das rechtfertigt für mich auch einen<br />

höheren Preis.<br />

Was macht ein Produkt nachhaltig<br />

bzw. effizient und was muss es in Zukunft<br />

können?<br />

Bei Produkten ist für mich besonders<br />

wichtig, dass sie auf die Energie, die<br />

sie beinhalten – über ihren gesamten<br />

Lebenszyklus gesehen – getestet<br />

werden. Dazu gehören nicht nur<br />

ihre Herstellung, sondern auch was<br />

am Ende mit ihnen passiert. Das beinhaltet<br />

ihre CO 2 -Bilanz ebenso wie<br />

Wasser- und Energieverbrauch.<br />

Um wirklich nachhaltig zu sein, müssen<br />

sie in einen Kreislauf rückgeführt<br />

werden können und das gilt es, schon<br />

in der Produktion zu berücksichtigen.<br />

Bis jetzt gibt es für die einzelnen<br />

Materialien keine wahre Kostenrechnung,<br />

was aber notwendig wäre.<br />

In Zukunft sollte man sich auch darauf<br />

konzentrieren, der Wegwerfkultur<br />

im Bausektor ein Ende zu setzen. Intelligente<br />

Produkte können zwar sehr<br />

viel und öffnen uns viele neue Türen,<br />

über Themen wie Reparatur, Wiederverwertung<br />

und Entsorgung machen<br />

sich allerdings die wenigsten Gedanken.<br />

Hier sollte der Fokus darauf<br />

liegen, zerlegbare Produkte zu entwickeln,<br />

die nicht nur im Müll landen.<br />

Was ist bei modernen Produkten<br />

noch wichtig zu beachten?<br />

Für mich müssen Produkte den Eigenschaften<br />

des Materials entsprechen.<br />

Beispielsweise Holz ist zwar<br />

ein ökologischer Baustoff, was die Industrie<br />

daraus aber teilweise macht,<br />

ist grenzwertig. Mit Chemie werden<br />

die einzelnen Lagen verleimt und<br />

damit eine spätere Entsorgung oder<br />

Wiederverwertung äußerst schwierig<br />

bzw. unmöglich gemacht. Darüber<br />

hinaus sollte verstärkt auf die individuellen<br />

Bedürfnisse und Qualitäten<br />

vor Ort eingegangen werden. Die<br />

Globalisierung macht alles überall<br />

verfügbar. Dass es aber oft wenig<br />

sinnvoll ist, das gleiche Produkt in<br />

verschiedenen Klimazonen einzusetzen,<br />

vergessen viele. Nur weil etwas<br />

auf der Nordhalbkugel gut funktioniert,<br />

gilt das nicht automatisch für<br />

den globalen Süden – das ist einfach<br />

nicht effizient. Unser Planet bietet<br />

eine enorme Vielfalt. Diese sollten<br />

wir uns auf jeden Fall bewahren und<br />

die Besonderheiten und Potenziale<br />

der unterschiedlichen Landschaften<br />

nutzen, anstatt zu versuchen, sie<br />

immer mehr zu vereinheitlichen und<br />

aneinander anzugleichen.<br />

Um welche Entwicklung gibt es in den<br />

nächsten Jahren keinen Weg vorbei?<br />

Ich träume von einem Haus, das<br />

einfach zusammenfallen kann, das<br />

vollkommen kompostierbar ist. Das<br />

haben wir versucht mit oh456, dem<br />

Bau, in dem sich unser eigenes Büro<br />

befindet, umzusetzen: Unser Vollholzparkett<br />

besteht aus gelaugter,<br />

geseifter Eiche und wurde eingenagelt.<br />

Er ist nicht nur langlebig,<br />

sondern kann am Ende für andere<br />

Projekte verwendet oder einfach<br />

recycelt werden. Die Fassade kleiden<br />

Holzschindel, die am Ende ihres Lebenszyklus<br />

einfach verrotten. Dazu<br />

kommen unbewehrte Stampfbetonwände,<br />

die das ganze Jahr für ein<br />

angenehmes Raumklima sorgen. An<br />

ganzheitlichen Projekten dieser Art,<br />

die auf die Eigenschaften der Materialien<br />

eingehen und ihre Stärken nutzen,<br />

führt für mich auch in Zukunft<br />

kein Weg vorbei.<br />

Außerdem gilt es – auch in der Zusammenarbeit<br />

mit Unternehmern –<br />

verstärkt auf Regionalität zu setzen.<br />

Beispielsweise in der Sterneküche<br />

wirbt man mit lokalen Zutaten aus<br />

der Region und sieht das als Qualitätsmerkmal<br />

an – warum sollte das<br />

im Bauwesen anders sein? •<br />

www.sps-architekten.at<br />

Auch beim Feuerwehrhaus Unterdorf in<br />

Thalgau lag der Fokus auf Nachhaltigkeit<br />

und Energieeffizienz. Es ist komplett in<br />

Vollholz umgesetzt. Das lokale Naturmaterial<br />

sorgt nicht nur für eine zeitlose Optik,<br />

sondern verkürzt auch die Transportwege.<br />

© Andrew Phelps

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