22.11.2021 Aufrufe

architektur FACHMAGAZIN People 2021

Rohstoffverknappung, Preisdruck, Covid 19, Digitalisierung und Klimawandel – Die Herangehensweise, mit der moderne ArchitektInnen den Gegebenheiten unserer Zeit begegnen, ist vielfältig. Welche Erfolgsstrategien können Architekturschaffende in diesen Zeiten für sich entwickeln, um den stetigen Wandel zu meistern? Wie können moderne Produkte, Bau­stoffe und Technologien diesen Prozess unterstützen? Was müssen diese leisten und wie können die Hersteller das gewährleisten? Was macht Architektur nachhaltig, effizient oder smart? Und um welche Entwicklung wird es in den nächsten Jahren keinen Weg herumgeben? Unsere ausgewählten GesprächsparterInnen geben ihre persönlichen Antworten auf diese und noch viele weitere Fragen.

Rohstoffverknappung, Preisdruck, Covid 19, Digitalisierung und Klimawandel – Die Herangehensweise, mit der moderne ArchitektInnen den Gegebenheiten unserer Zeit begegnen, ist vielfältig. Welche Erfolgsstrategien können Architekturschaffende in diesen Zeiten für sich entwickeln, um den stetigen Wandel zu meistern? Wie können moderne Produkte, Bau­stoffe und Technologien diesen Prozess unterstützen? Was müssen diese leisten und wie können die Hersteller das gewährleisten? Was macht Architektur nachhaltig, effizient oder smart? Und um welche Entwicklung wird es in den nächsten Jahren keinen Weg herumgeben? Unsere ausgewählten GesprächsparterInnen geben ihre persönlichen Antworten auf diese und noch viele weitere Fragen.

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17<br />

Andi Breuss<br />

Ein neuer Ansatz des Zusammenlebens im ländlichen Raum ist bei den Wohnbauten<br />

im niederösterreichischen Reichenhalms erprobt worden. Als Co-Sharing-Haus<br />

teilt es soziale Aufgaben unter den Bewohner:innen auf und versucht fehlende<br />

infrastrukturelle Angebote durch die Gemeinschaft zu kompensieren.<br />

gesammelt und wenn ihn jemand benötigt<br />

hat, konnte man ihn kostenlos<br />

nehmen. Für komplexere Lehmanwendungen<br />

muss erst ein Bewusstsein<br />

entwickelt werden. Dafür können<br />

Prototypen mit einer ansprechenden<br />

Architektur dienlich sein.<br />

Welche Instrumente können geschaffen<br />

werden, um den Lehmbau<br />

weiter zu verbreiten?<br />

Ich selbst habe ja ein paar Dinge<br />

entwickelt und ich komme da natürlich<br />

nicht weiter, wenn diese neu<br />

entwickelten Lösungen nicht geprüft<br />

werden. Ich muss nachweisen, dass<br />

mein Bausystem zum Beispiel luftdicht<br />

ist, und der Schallschutz und<br />

Brandschutz den Anforderungen<br />

entspricht. Sonst wird niemand ein<br />

Haus damit planen und bauen. Für<br />

den Lehmbau gibt es aktuell nur wenige<br />

Normen. Ob eine Norm für den<br />

Lehmbau das richtige ist bezweifle<br />

ich, denn auf eine Norm wird dann<br />

wieder eine andere Norm daraufgesetzt.<br />

Dann wird das Ganze immer<br />

komplizierter, was beim Lehm nicht<br />

passieren sollte. Eher muss viel mehr<br />

Geld in Prüfungen von Lehmanwendungen<br />

investiert werden. Das<br />

Netzwerk Lehm engagiert sich da<br />

auch besonders und versucht Forschungsprojekte<br />

aufzutreiben. Ziel<br />

ist, Details mit geprüften Aufbauten<br />

in einer Datenbank — ähnlich der von<br />

Dataholz — zur Verfügung zu stellen.<br />

Das würde den interessierten Planer<br />

bei der Anwendung von Lehmbaustoffen<br />

unterstützen und motivieren.<br />

Ich kann von keinem Planer erwarten,<br />

sich selbst einer jahrelangen<br />

Forschung zu widmen. Mit besseren<br />

Unterlagen hätte der Planer mehr<br />

Sicherheit und kann auch besser vor<br />

dem Bauherrn argumentieren.<br />

Passt das Angebot an Produkten<br />

und ausführenden Firmen für Naturmaterialien<br />

mit der Nachfrage danach<br />

zusammen?<br />

Immer mehr Firmen beschäftigen<br />

sich seriös mit dem Thema Nachhaltigkeit<br />

und neuen bautechnischen<br />

Ideen. Auch einige Baumeister<br />

sind dafür mittlerweile sehr<br />

offen. Sie treffen auf eine interessierte<br />

Kundschaft. Da hat sich in<br />

den letzten Jahren etwas bewegt,<br />

auch speziell am Land. Das Interesse<br />

ist da, aber das Know-how und<br />

das Wissen fehlen oft. In der Baumeisterausbildung<br />

könnte es zum<br />

Beispiel verstärkt Zusatzangebote<br />

für natürliches Bauen mit Holz und<br />

Lehm geben. Auch Praxisseminare<br />

helfen, die Angst vor dem Arbeiten<br />

mit Lehm zu nehmen. Bei den Bauprodukten<br />

sind meine Erfahrungen<br />

auch eher positiv. Ich finde fast immer<br />

das, was ich haben will und bekomme<br />

jetzt auch schon häufig die<br />

Kennwerte dazu. Mittlerweile wurde<br />

verstanden, dass Untersuchungen<br />

und die Angabe von technischen<br />

Eigenschaften notwendig sind, um<br />

neue Produkte zu verkaufen.<br />

Nach welchen Kriterien wählen Sie<br />

die Firmen aus, mit denen Sie zusammenarbeiten?<br />

Zuerst schaue ich, welche Firmen es<br />

in der Umgebung gibt. Das ist praktisch,<br />

denn sie kennen den Boden,<br />

die Gepflogenheiten vor Ort und<br />

auch die Behörden. Beim Holzbau<br />

heißt es immer, dass Vorarlberg das<br />

beste Holzbauland ist. Man kann<br />

aber auch in Niederösterreich und<br />

im Burgenland ausgezeichnete Holzbauer<br />

finden, die sehr kompetent<br />

sind, zusätzliche Ausbildungen gemacht<br />

haben, viel Wissen mitbringen<br />

und sich auch mit Naturbaustoffen<br />

beschäftigen. Sie verstehen meine<br />

Ansprüche und es entstehen immer<br />

interessante Diskussionen, weil sie<br />

ja aus der Praxis kommen und viele<br />

Anwendungsbeispiele und Fehler<br />

kennen, aus denen zu lernen ist.<br />

Wo wünschen Sie sich, dass der<br />

Lehmbau in zehn Jahren steht?<br />

Ich wünsche mir, dass die Möglichkeiten,<br />

die der Lehmbau bietet, auch<br />

tatsächlich irgendwann zum Durchbruch<br />

kommen. Bei den CO 2 -Emissionen<br />

würde das wahnsinnig helfen<br />

und auch die Wohnqualität würde das<br />

enorm verbessern. Zudem wünsche<br />

ich mir, dass die meisten Anwendungen<br />

innerhalb eines Bauprozesses mit<br />

Lehm und Holz ausgeführt werden<br />

und das Bauen im Sinne der Kreislaufwirtschaft<br />

selbstverständlich ist. •<br />

www.andibreuss.at<br />

www.netzwerklehm.at

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