Ami du Vin 3/21-D
Offizielles Organ der Schweizerischen Vereinigung der Weinfreunde ANAV
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la vie de l'anav
weingilde gallus
Erfahrungsbericht aus der Weingilde Gallus
39 Antworten und ein Bluffer
Ein kleines Grüppchen der Weingilde Gallus trifft sich in der
Buschenschenke zu Wein und regen Diskussionen zum
Spezialwettbewerb Coupe Anav 2021. Nur einer bleibt ruhig.
Kleine Vorgeschichte. Trafen sich zwei Weinfreunde und unterhielten
sich über die tolle Ausweichidee der diesjährigen Coupe
Anav. Fragt der eine, hast du schon was ausgefüllt? Worauf der
andere grossspurig erzählt, er hätte den Wettbewerb längst
geschickt mit den Worten: «Lieber Rolf, kannst meine fundierten
Antworten sicher grad als Schablone verwenden!». Schallt
der erste «du chaibä Blöffer» und schlägt ein Treffen unter mehreren
Weinfreundinnen- und Weinfreunden vor.
Spannung vor der Auswertung
Jede und jeder legte sein Blatt vor sich hin, das eine noch
jungfräulich leer, das andere schon ganz, teilweise oder beinahe
ausgefüllt. Letztere mit der Anmerkung, es mal wie echt
und ohne Hilfsmittel Google versucht zu haben. Das ist ehrenhaft.
Frage um Frage wird besprochen, spontan freudig eine
Antwort gegeben, nickend zugestimmt oder opponiert, auf
dem Blatt korrigiert und dann doch wieder die erste Wahl für
korrekt befunden. Interessante Fragen, die doch teils einer
grossen Fachkenntnis und nicht nur des geschickten «Googelns»
bedurften. So ist die «SO4» sicher keine Bahnverbindung
unserer Ostschweiz, die «Chlorose» keine psychische
Störung und «Arabella» keine Weinkönigin. Der eingangs
erwähnte Bluffer verhielt sich sehr zurückhaltend, wiegte den
Kopf ruhig mit einem süffisanten Lächeln, wenn das Resultat
mit dem seinigen übereinstimmte.
Am Holz wird Praxis gezeigt
Mit dem ersten Weinmagister Felix, Teilnehmer der illustren
Runde, hatte letztere wahrlich den Joker gezogen und enorm
viel von seinem grossen Wissen profitiert sowie vieles dazugelernt.
Anschaulich, verständlich und hochinteressant zeigte
Felix an einem Stück Rebholz, das er spontan vom Grillholzstapel
nahm, wie genau sich die Rebe gegen Winterkälte wehrt,
worauf bei der massalen Selektion geachtet wird und was dieses
Wundergewächs sonst noch so alles draufhat. Immer wieder
eine grosse Freude, ihm zuzuhören. Schnell war die Meinung
kundgetan, dass es im Tessin 4 AOC gibt. Aber – ohalätz
– da konnte der Bluffer nicht mehr schweigen, erhob die
Stimme und holte aus, dass er das ganze AOC-Reglement
vom Tessin gelesen habe, erst noch in italienischer Sprache
und es eindeutig nur eine Tessiner AOC gebe. Bestätigt und
unterstützt von Weinmagister Felix wurde auf allen Blättern die
Antwort korrigiert. Bleibt zu hoffen, dass es auch stimmt.
Feierabend ist kulinarisch
Nach gut eineinhalb Stunden angeregt weiniger Gespräche war
allen klar, wie sie ihre Fragebogen einzureichen haben. Natürlich
begleitet von «tobiasBLANC», einer raffinierten Cuvée aus Pinot
Noir, Rivaner und Johanniter mit fruchtigen Noten und einer feinen
Lieblichkeit, die rasch zum nächsten Schluck lockte. Frohgelaunt
und vor allem hungrig wurde in die gemütliche Wirtschaft
gewechselt, wo es grandios gegrillte Köstlichkeiten begleitet von
besten Weinen gab. Kompliment an das «Wettbewerbsteam
ANAV», das viel Zeit in anspruchsvolle Fragen investiert und uns
damit lässig herausgefordert hat.
Charles Martignoni
Das Knobeln und die angeregten Diskussionen rund um die 39 Fragen haben hungrig gemacht. Es ist Zeit für einen genüsslichen Wettbewerbsabschluss.
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