Ami du Vin 3/21-D
Offizielles Organ der Schweizerischen Vereinigung der Weinfreunde ANAV
Offizielles Organ der Schweizerischen Vereinigung der Weinfreunde ANAV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
la vie de l'anav
Lenzburg - seetal
Entdeckung einer wenig bekannten Weinregion
Ausflug nach Mostindien
Wer kennt schon den Thurgau als Weinkanton. Bekannt
ist er eher als ‚Mostindien‘ mit seinen grossen Apfelplantagen
und Mostereien. Darauf, dass die Region
landschaftlich und önologisch viel zu bieten hat, freuten
sich die Reiseteilnehmerinnen und -teilnehmer, die voller
Vorfreude in den Bus stiegen.
Der Thurgau ist in sechs Weinbaugebiete aufgeteilt: Lauchetal,
Oberes Thurtal, Rhein, Seebachtal, unteres Thurtal und Untersee.
Es gibt rund 160 Rebbewirtschafter, darunter auch viele
Kleinsterzeuger im Nebenerwerb, und 36 Kellereibetriebe. Im
Zentrum des wichtigen Rebbaugebiets Oberes Thurtal mit
rund 70 Hektaren liegt das Anbaugebiet von Weinfelden und
Märstetten/Ottoberg. Hier hat der Ottenberger seine Wurzeln,
eine Bezeichnung, die für alle Reben am Thurberg und Ottenberg
gilt. Zum Oberen Thurtal gehören aber auch die kleineren
Rebgebiete von Schloss Hagenwil, Amlikon, Götighofen,
Sulgen, Buchackern und Mauren.
Nach einem kurzen Einblick in das Städtchen Weinfelden wanderte
ein Teil der Gruppe zum Weingut Burkhart, die übrigen
liessen sich durch die Weinberge chauffieren. Auf dem Gut
stellte uns Michael Burkhart die Philosophie seines Weingutes
Im Jahr 2003 hat Michael Burkhart in siebenter Generation den
elterlichen Betrieb übernommen und einen neuen Keller gebaut.
vor. Seine Ära als Weinbauer und -produzent begann 2003 mit
dem Bau eines Weinkellers. Als junger Winzer hatte er Grösseres
vor, als die sechs Generationen vor ihm. Er war der Erste,
der die Trauben selber kelterte. Zudem erweiterte er nach und
nach den Betrieb. Heute bewirtschaften er elf Rebsorten auf
sechs Hektaren und keltert 20 verschiedene Weine. Noch
immer sind die Eltern Willi und Christine Burkhart aktiv dabei.
Michael Burkhart erzählt: «Wir Winzer vom Ottenberg haben in
den letzten Jahren Schlagzeilen gemacht. Schweizweit spricht
man vom ‘Weinwunder am Ottenberg’, vom ausgezeichneten
Terroir und von uns ‘wilden Jungen’. Und immer wieder werden
wir mit Auszeichnungen belohnt.» Wie sich der Thurgauer Wein
vom klassischen ‚Landwein‘ zum ‚Grand Vin‘ entwickelt hat, der
mehr Fruchtfülle und Struktur aufweist, möchten alle gerne ausprobieren.
Ganz klassischer Einstieg
Für die Region ist der Müller Thurgau der Klassiker. Michael
Burkhart lässt ihn als erstes einschenken und beschreibt ihn mit
feinen Komponenten von Muscat und getragen von Zitrus- und
Holunderblütenaromen. Der ideale Begleiter zu Süsswasserfisch
und leichten Speisen. Als zweites gibt es einen Kernling zu
probieren. Kernling ist entstanden aus einer Knospenmutation
aus dem Kerner und wurde 1974 von einem deutschen Winzer
entdeckt. Ein Wein, der auch zu exotischem Essen passt.
Weisswein zum Zweiten
Mit einem Saphira geht das Degustieren weiter. Saphira ist eine
Kreuzung aus Arnsburger (Riesling) und Seyve-Villard 1-72 und
gehört zu den Piwi-Sorten. Er erinnert in der Nase an den Riesling
und wird, da nach einem Edelstein benannt, auch als der
‘strahlende’ Weisswein bezeichnet.. Als vierten Wein wird ein
Sauvignon Blanc eingeschenkt. Dazu erläutert Michael Burkhart,
dass der Wein in einem luftabschliessenden Stahltank ausgebaut
wird. Dies ermögliche eine reduktive Gärmethode, das
heisst, der Saft reift ohne das Oxidationsmittel Luft und entfaltet
sich zu einem frischen, knackigen und fruchtbetonten Wein.
Und nochmals Weisswein
Auch der Chardonnay wird auf spezielle Art gekeltert und ausgebaut.
Burkharts lassen ihn vier Monate im Eichenfass spontan
vergären, also mit den im Weinberg und im Keller natürlich vorkommenden
Hefenarten, ohne Zusatz von gezüchteten Hefen.
So erhält der Chardonnay eine schöne buttercremige Breite, die
zusammen mit der Säure Langlebigkeit verspricht. Als letzten
der vorgestellten Weissweine durfte der ‚Schloss Weinfelden‘
oder der Exklusive probiert werden, ein filigraner Wein. Vielfältige
Aromatik aus den Traubensorten Sauvignon Blanc, Chardonnay
und Pinot Blanc. Dank Spontanvergärung im Eichenfass
mit kräftigem Auftakt und langanhaltendem Abgang. .............
44
3/21