Leseprobe Achtsamkeit

schmerzliche Erinnerung hegen oder von Sorgen und Zukunftsängsten
erfasst werden. Und selbst wenn wir es schaffen, uns auf
den Augenblick zu konzentrieren, reagieren wir mit seismografischer
Genauigkeit auf die kleinste Irritation oder Unstimmigkeit,
vor allem wenn sie Menschen betrifft, die uns wichtig sind. Die
Umstände oder unsere wachsende Müdigkeit aufgrund ständiger
Überlastung können uns sehr schnell entmutigen.
Kommt Ihnen all das bekannt vor? Dann sind Sie damit nicht
allein. In einer im November 2010 im Magazin Science veröffentlichten
Studie befragten Wissenschaftler der Harvard University
mehr als 2.000 Menschen dazu, was sie im Verlauf des Tages
taten, dachten und fühlten, und erfassten die Daten mithilfe von
Smartphones.
Die Daten ergaben, dass unsere Gedanken an jedem einzelnen
Tag, mit seinen zahlreichen Aktivitäten, zu mehr als 47 Prozent abschweifen.
Aber wichtiger ist vielleicht sogar die Erkenntnis, dass
wir unglücklicher sind, wenn unsere Gedanken wandern, als wenn
wir uns genau auf das konzentrieren, was wir gerade tun. Allein der
Titel der Studie spricht Bände: »A Wandering Mind Is an Unhappy
Mind« (Gedanken auf Abwegen sind unglückliche Gedanken). Die
Wissenschaftler fassen zusammen: »Der menschliche Geist ist auf
Abwegen und deshalb ist er unglücklich. Die Fähigkeit, über das
nachzudenken, was nicht geschieht, ist eine kognitive Errungenschaft,
die auf Kosten der Emotionen geht.«
xii
Viele von uns definieren diese emotionalen Kosten als negative
Stimmung, psychologischen Stress, zwanghafte Gedanken, Sorgen,
Unzufriedenheit und Erschöpfung.