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ChefHeads-Magazin #02/10

Das gedruckte ChefHeads-Magazin als ePaper zum nachlesen, erschienen im Juni 2010

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als 6-jähriger Dreikäsehoch noch hinbekommen, „aber die ersten Bratkartoffeln<br />

für meine Eltern habe ich damals total versemmelt.“ Und da<br />

ist es wieder, dieses markerschütternde, donnernde Lachen des lebensfrohen<br />

Rheinländers. Geboren in Bonn als Landwirtssohn, zog es Stefan<br />

Madeheim mit 16 von zu Hause fort. In Oberstdorf im Allgäu ließ er sich<br />

im Hotel „Gebirgsaussicht“ zum Koch ausbilden. Stationen als Commis<br />

de cuisine im Stadtpark Bochum und als Chef de partie im Maritim Hotel<br />

in Bonn folgen Anstellungen als Souschef im Clostermanns Hof in<br />

Uckendorf sowie dem Bonner Internationalen Golf Course. Aus „Schönberner’s<br />

Restaurant“ (Köln, Souschef/Küchenchef) ging’s in die Mühle<br />

zu Blankenberg (Hennef, Souschef), nach Südafrika in Maximilians Restaurant<br />

(Souschef/Küchenchef), das Brauhaus Sünner im Walfisch (Köln,<br />

Chefkoch), das Restaurant Mosaic im Parkhotel Euskirchen (Souschef)<br />

und das Romantik-Hotel „Sächsischer Hof“ (Küchenchef).<br />

Über die Grenzen des Rheinlandes hinaus bekannt wurde der Name Madeheim<br />

im Wasserturm, einem kleinen, dafür aber umso feineren Hotel<br />

in Köln. In dem Haus, Member of Small Luxury Hotels of the World, steigen<br />

die Größen der Welt ab, die in der Domstadt unerkannt bleiben<br />

möchten. Während im obersten Stock im „Vision“ die Sterneküche aufgetischt<br />

wurde, sorgte Stefan Madeheim dafür, das das „d/\blju ‚W’“ trotz<br />

typografischer Vergewaltigung des Restaurant-Namens in vieler Munde<br />

– nicht nur dem der Hotelgäste – war. Und weil die Aufgabe in der Eifel,<br />

ein Gourmet-Restaurant für die „grüne Hölle“ am Nürburgring aufzubauen,<br />

nun so gar nicht sein Ding war, wurde der Küchenchef zum Ziel<br />

einer Headhunterin. Helgoland! „Da hab’ ich erst mal auf die Landkarte<br />

geguckt, wo genau das eigentlich ist. Und dann einen virtuellen Rundgang<br />

über die Insel gemacht“, erinnert sich Madeheim. Im Oktober war<br />

er dann erstmals in natura auf der Insel, Frau Sabine und Sohn Max (2)<br />

mit dabei. Ab da ging alles ganz schnell. „Meine Frau sagt eh: Erst komme<br />

bei mir die Arbeit, dann mein Sohn und dann erst sie.“ Damit die Familie<br />

wieder vereint ist, sucht die Gattin noch nach einem Job auf Helgoland<br />

oder zumindest in Cuxhaven. Denn derzeit heißt das Engagement Stefans<br />

für die Madeheims: 16 Tage ist der Papa fort, dann kommt er für<br />

vier Tage nach Hause ins Eigenheim in St. Augustin bei Bonn.<br />

Dass Frau und Kind dennoch immer bei ihm sind, dafür hat Tattoo-Fan<br />

Madeheim en gros gesorgt: Um das mittig ruhende Baby wüten Aliens<br />

in einem großen Wirbel („Ich stehe auf diese Perversion des Alltags,<br />

wenn drumherum alles auf Vollgas läuft“) über den kompletten Rücken.<br />

Der linke Unterarm zum Herzen ist „SABINE“ vorbehalten, rechts prangt<br />

„La vida loca“, das verrückte Leben. „Ich mag diese Körperkunst. Und irgenwie<br />

sind wir Köche ja auch so etwas wie Lebensmittelkünstler“, bekennt<br />

Stefan Madeheim. Sein Lebensmotto blitzt im Nacken über dem<br />

Kragen seiner Kochjacke: Per aspera ad astra – auf steinigen Pfaden zu<br />

den Sternen, das ist der Weg, den sich Stefan Madeheim vorgenommen<br />

hat. Und diesen Weg macht er weder sich noch seiner Küchencrew leicht.<br />

„Qualität kommt von quälen“, ist der Chef überzeugt und bekennt offenherzig,<br />

diesbezüglich „auch mal ein Arschloch“ sein zu können. „Punkt<br />

9 Uhr tritt hier die komplette Mannschaft an. Wir stehen zusammen und<br />

wir fallen zusammen“, so Madeheim. Zur Gourmetküche müsse er seine<br />

Mannschaft erziehen. Neben Souschef Larss Regenberg hat Madeheims<br />

„Helgotraz“ (Zitat Stefan Madeheim: „Hier kommt ohne Schiff keiner<br />

weg, das ist offener, erleichterter Strafvollzug in meiner Küche!“) drei<br />

weitere „Einsitzende“: Andreas Baus, Sandra Zacharias und Philip Hahn.<br />

Steward Reiner Krause nicht zu vergessen. Gemeinsam stemmen sie die<br />

drei „Outlets“, das Bistro „seaside“, die Küche im „Marina“ ganz vorn am<br />

Hafen noch vor der Postkarten-Idylle mit den bunten Hummerbuden und<br />

das Gourmet-Restaurant. Warum letzteres „seafood“ heißt, wo Stefan<br />

Madeheim doch deutlich mehr als Fisch und Krustentiere bietet, hat sich<br />

uns nicht erschlossen. Deutlich einprägsamer sind da die Sprüche des<br />

Küchenchefs, der mit Hingabe sein Image des harten Typen pflegt:<br />

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