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Mensch-Tier-Mischwesen in der Forschung - Deutscher Ethikrat

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se<strong>in</strong>er Organe, dass das transferierte Gen <strong>in</strong> den Erbgang des<br />

Versuchstieres e<strong>in</strong>geht. In diesem S<strong>in</strong>ne ist die E<strong>in</strong>griffstiefe<br />

hoch, da über Generationen vererbbare Verän<strong>der</strong>ungen zu<br />

bewerten s<strong>in</strong>d. Der größte Teil <strong>der</strong> bisher für die <strong>Forschung</strong><br />

untersuchten transgenen <strong>Tier</strong>e, vor allem Nagetiere, ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

äußerlich und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Verhalten <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise verän<strong>der</strong>t.<br />

E<strong>in</strong> etwas an<strong>der</strong>s strukturiertes Prote<strong>in</strong> o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> <strong>in</strong> wenigen<br />

Merkmalen verän<strong>der</strong>tes Rezeptormolekül ist dem <strong>Tier</strong><br />

nicht anzusehen. Auch e<strong>in</strong>e Maus mit e<strong>in</strong>em etwas schlechter<br />

o<strong>der</strong> besser funktionierenden Immunsystem bleibt e<strong>in</strong>e Maus,<br />

selbst wenn sie menschliche Antikörper produziert. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

bleiben – wie unten näher erläutert – bezüglich <strong>der</strong> Auswirkungen<br />

e<strong>in</strong>es Transfers menschlicher Gene auf die Funktion<br />

des tierischen Organismus die klassischen Fragen des <strong>Tier</strong>schutzes<br />

zu beantworten.<br />

Bei <strong>der</strong> Klärung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>griffstiefe e<strong>in</strong>es Gentransfers geht<br />

es auch um die Funktion e<strong>in</strong>es übertragenen Gens im Organismus,<br />

se<strong>in</strong>e epigenetische Verschaltung, wie am Beispiel des<br />

FoxP2-Gens deutlich wird. 147 Das vom FoxP2-Gen codierte<br />

Prote<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> Transkriptionsfaktor, <strong>der</strong> dazu dient, die Aktivität<br />

von möglicherweise bis zu 1.000 Genen zu regulieren,<br />

<strong>in</strong>dem er durch B<strong>in</strong>dung an die DNA <strong>der</strong> RNA-Polymerase<br />

e<strong>in</strong>e Plattform zur Verfügung stellt. FoxP2 wird allgeme<strong>in</strong> mit<br />

Genen zur Ausbildung <strong>der</strong> Sprachfähigkeit <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht,<br />

da das Gen für FoxP2 zuerst bei Untersuchungen bei<br />

e<strong>in</strong>er Londoner Familie entdeckt wurde, bei <strong>der</strong> zahlreiche<br />

Angehörige unter schweren Sprachstörungen litten, die offenkundig<br />

nur auf e<strong>in</strong>em Defekt dieses Gens beruhten. Dass e<strong>in</strong>e<br />

<strong>der</strong>art komplexe höhere Hirnfunktion – die Sprachartikulation<br />

– durch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Gen maßgeblich bee<strong>in</strong>flusst werden<br />

kann, war <strong>der</strong> Wissenschaft zuvor unbekannt. Bei transgenen<br />

Mäusen mit e<strong>in</strong>em menschlichen FoxP2-Gen wurde beobachtet,<br />

dass diese ihre Lautäußerungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er tieferen Stimmlage<br />

zeigen. Es wurde auch festgestellt, dass die Basalganglien<br />

147 Vgl. Newbury/Monaco 2010.<br />

107

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