Mensch-Tier-Mischwesen in der Forschung - Deutscher Ethikrat
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den <strong>Mensch</strong>en übertragbar. Die erheblichen Unterschiede <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Größe des Gehirns zwischen <strong>Mensch</strong> und Nagern erlauben<br />
zudem nur sehr begrenzt, Anwendungstechniken <strong>in</strong> diesem<br />
Modell weiterzuentwickeln. Dagegen s<strong>in</strong>d gerade im Fall<br />
von Nervenzellen Untersuchungen <strong>der</strong> Zelltypen <strong>in</strong> größeren<br />
<strong>Tier</strong>en – hier <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Primaten – erfolgversprechen<strong>der</strong>.<br />
Dies führt allerd<strong>in</strong>gs zu erheblichen ethischen Problemen.<br />
Es ist zudem vorstellbar, pluripotente menschliche Stammzellen<br />
o<strong>der</strong> Vorläuferzellen, die menschliche Nervenzellen bilden<br />
(etwa mit menschenspezifischen Mutationen), <strong>in</strong> das Gehirn<br />
von Versuchstieren im embryonalen o<strong>der</strong> fetalen Zustand<br />
zu <strong>in</strong>jizieren, um <strong>der</strong>en Entwicklungs- und Integrationsfähigkeit<br />
im Organismus zu testen, selbst wenn dieses „Subs trat“<br />
artfremd ist. Es wäre zu erwarten, dass die Ergebnisse eher<br />
übertragbar s<strong>in</strong>d als solche aus Zellkulturen.<br />
6.3.2 Ontologisch relevante Merkmale<br />
von Hirnchimären<br />
Die ontologische Zuordnung von Hirnchimären erfolgt vor allem<br />
auf <strong>der</strong> Grundlage von Leistungen des Gehirns, die sich <strong>in</strong><br />
Verhaltensweisen und kognitiven und an<strong>der</strong>en höheren Funktionen<br />
ausprägen. Hier treten zwei beson<strong>der</strong>e Schwierigkeiten<br />
auf, die bei <strong>der</strong> Verwendung an<strong>der</strong>er Organe weniger deutlich<br />
s<strong>in</strong>d: erstens die Tatsache, dass sich hirntypische Eigenschaften<br />
charakteristisch erst nach <strong>der</strong> Geburt ausprägen und deshalb<br />
beim <strong>Mischwesen</strong> vor <strong>der</strong> Geburt nicht aktuell nachweisbar<br />
s<strong>in</strong>d, und zweitens, dass es, wie im Kapitel 4 ausgeführt, überhaupt<br />
schwer ist, e<strong>in</strong>zelne Verhaltensmuster e<strong>in</strong>deutig und<br />
klar dem menschlichen o<strong>der</strong> tierischen Bereich zuzuordnen.<br />
E<strong>in</strong>e erwachsene Maus bleibt auch nach <strong>der</strong> Transplantation<br />
von menschlichen Nervenzellen <strong>in</strong>s Gehirn e<strong>in</strong>e Maus.<br />
Funktionsfähige humantypische Hirnareale als menschliches<br />
Gewebe können sich auch bei hoher Plastizität des Transplantats<br />
nicht mehr ausbilden. An<strong>der</strong>s verhält es sich vielleicht<br />
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