Mensch-Tier-Mischwesen in der Forschung - Deutscher Ethikrat
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<strong>Tier</strong>es verwoben. Sofern e<strong>in</strong> solches <strong>Mischwesen</strong> geboren und<br />
heranreifen würde, könnte ihm dieser Umstand sowohl die<br />
Ausbildung se<strong>in</strong>er Identität als auch se<strong>in</strong>e soziale Identifikation<br />
erschweren. Das Individuum könnte sich womöglich<br />
we<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong>en noch <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> <strong>Tier</strong>e<br />
als vollständig zugehörig begreifen. Dies stellt e<strong>in</strong> Problem<br />
für das Individuum selbst dar, hat aber auch Auswirkungen,<br />
die die gesamte Gesellschaft betreffen könnten. Zum e<strong>in</strong>en<br />
erschwert dieser Zustand <strong>der</strong> Gesellschaft den Umgang mit<br />
dem <strong>Mischwesen</strong>, da sie ihm ke<strong>in</strong>e klare Identität zuschreiben<br />
kann. Zum an<strong>der</strong>en wirkt sich die bewusste Erschaffung e<strong>in</strong>es<br />
solchen Wesens auf die Wertschätzung und gesellschaftliche<br />
Bedeutung von Herkunft und Geschichte aus. Ihr Wert wird<br />
bewusst herabgesetzt, <strong>in</strong>dem e<strong>in</strong> Wesen geschaffen wird, von<br />
dem anzunehmen ist, dass es sich ke<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er Herkunftsfamilien<br />
– also we<strong>der</strong> <strong>der</strong> tierischen noch <strong>der</strong> menschlichen –<br />
zugehörig fühlen wird. Auch <strong>in</strong>soweit gilt, dass die beschriebenen<br />
Gefahren bei re<strong>in</strong>en In-vitro-Experimenten nicht <strong>in</strong><br />
gleicher Weise bestehen.<br />
4.2 status und schutz des tieres<br />
4.2.1 Grundsätzliche Überlegungen<br />
Der Begriff <strong>Tier</strong> umfasst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Breite niedrig bis hoch entwickelte<br />
<strong>Tier</strong>arten. Er diente seit <strong>der</strong> Antike dazu, e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition<br />
des <strong>Mensch</strong>en als „Nicht-<strong>Tier</strong>“ zu ermöglichen. Diese<br />
anthropozentrische Sichtweise stellte ausschließlich den <strong>Mensch</strong>en<br />
<strong>in</strong> den Mittelpunkt moralischer Rücksichtnahme. Dabei<br />
wird von e<strong>in</strong>em grundsätzlichen Unterschied zwischen <strong>Tier</strong><br />
und <strong>Mensch</strong> ausgegangen, <strong>der</strong> sich etwa aus Vernunft- o<strong>der</strong><br />
Sprachbegabung des <strong>Mensch</strong>en herleitet. Diesem Denkansatz<br />
nach ist es erlaubt, <strong>Tier</strong>e zu essen und zu töten, sie zu besitzen,<br />
als Mittel zum Zweck e<strong>in</strong>zusetzen – etwa um neues Wissen<br />
zum Nutzen <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong>heit zu erzeugen.<br />
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