Mensch-Tier-Mischwesen in der Forschung - Deutscher Ethikrat
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(Wissen, Glaube, Moral) sowie ihre Produkte und Artefakte<br />
(Kunst, Recht) e<strong>in</strong>.<br />
Der <strong>Mensch</strong> ist also nach diesem Verständnis e<strong>in</strong> kulturschaffendes<br />
Wesen. Diese Bestimmung wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kulturanthropologie<br />
<strong>in</strong> unterschiedlicher Weise mit e<strong>in</strong>er Reihe von<br />
Eigenschaften verbunden, unter an<strong>der</strong>em mit <strong>der</strong> Schaffung<br />
von und dem Umgang mit Werkzeugen, mit <strong>der</strong> Neugier auf<br />
Feuer, <strong>der</strong> Fähigkeit zur Sprache und zur nonverbalen Kommunikation,<br />
mit Schrift, Literatur, Lernen, Erziehung, Bildung<br />
geme<strong>in</strong>samer Werte, Ausbildung von Institutionen, mit<br />
menschlichem Handeln als Arbeit, mit Technik, Wissenschaft,<br />
Kunst, Theoriebildung (Logik, Philosophie, Ideologie, Weltbild,<br />
Religion) sowie mit <strong>der</strong> Tradition, die erst die Weitergabe<br />
dieser Merkmale ermöglicht. Der <strong>Mensch</strong> verfügt über die Fähigkeit,<br />
se<strong>in</strong>em Dase<strong>in</strong> S<strong>in</strong>n zuzusprechen und über die Aufgabe<br />
<strong>der</strong> S<strong>in</strong>ngebung Rechenschaft abzulegen.<br />
Die Entstehung von Merkmalen <strong>der</strong> Kulturfähigkeit des<br />
<strong>Mensch</strong>en ist e<strong>in</strong>igen anatomischen Voraussetzungen mit zu<br />
verdanken, die das Ergebnis biologischer Evolution s<strong>in</strong>d. Die<br />
Vergrößerung und Ausprägung des Gehirns ermöglichte die<br />
Aufnahme großer Informationsmengen, se<strong>in</strong>e Flexibilität und<br />
die damit e<strong>in</strong>hergehende Fähigkeit zur begrifflichen Abstraktion,<br />
die an allgeme<strong>in</strong>en Gesichtspunkten orientiertes Problemlösungsverhalten<br />
ermöglicht. Der zu den übrigen vier F<strong>in</strong>gern<br />
<strong>in</strong> Opposition stehende Daumen und <strong>der</strong> daraus resultierende<br />
P<strong>in</strong>zettengriff ermöglichte den fe<strong>in</strong>motorischen Werkzeuggebrauch,<br />
und e<strong>in</strong> verän<strong>der</strong>ter Kehlkopf sowie die Ausprägung<br />
spezieller Stimmbän<strong>der</strong> für sprachliche Lauterzeugung trugen<br />
zu e<strong>in</strong>er schnelleren und effektiveren Kommunikation bei.<br />
Die Verhaltensbiologie untersucht seit Jahrzehnten <strong>in</strong>tensiv<br />
die Bedeutung biologischer Faktoren für menschliches<br />
Verhalten und wirft immer wie<strong>der</strong> das Problem <strong>der</strong> Vergleichbarkeit<br />
tierischer mit menschlichen Verhaltensweisen auf, die<br />
geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kulturfähigkeit zugerechnet werden. Sie bejaht,<br />
dass <strong>Mensch</strong>en <strong>in</strong> ihrem Aussehen, Fühlen, Denken und Verhalten<br />
von ihrer biologischen Natur geprägt s<strong>in</strong>d, und f<strong>in</strong>det <strong>in</strong><br />
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