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Mensch-Tier-Mischwesen in der Forschung - Deutscher Ethikrat

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ei e<strong>in</strong>er Transplantation von differenzierungsfähigen Zellen<br />

<strong>in</strong> das vorgeburtliche, noch nicht ausgereifte Gehirn. Dann<br />

ist nicht auszuschließen, dass nach Geburt und Entwicklung<br />

zum erwachsenen <strong>Tier</strong> artfremde Verhaltensmuster auftreten,<br />

die die Artzuordnung erschweren, ganz gleich, ob man sie als<br />

menschlich o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>sartig klassifizieren würde.<br />

Beson<strong>der</strong>s schwer abzuschätzen ist die Folge von Transplantationsexperimenten,<br />

bei denen humane Stammzellen <strong>in</strong><br />

Primaten übertragen werden. Wenn es zur Ausbildung e<strong>in</strong>er<br />

Hirnchimäre mit tierischen und menschlichen Hirnanteilen<br />

käme, dann wäre e<strong>in</strong>e Annäherung <strong>der</strong> sich entwickelnden<br />

Hirnfunktionen vom tierischen an das menschliche Verhalten<br />

nicht unwahrsche<strong>in</strong>lich. Die Zuordnung zu <strong>Mensch</strong> o<strong>der</strong> <strong>Tier</strong><br />

wäre dann noch schwieriger und damit <strong>der</strong> moralischen Status<br />

des Wesens unsicher.<br />

Die Bewertung <strong>der</strong> ethischen Problematik von Hirnchimären<br />

ist somit abhängig von <strong>der</strong> E<strong>in</strong>griffstiefe des Experiments,<br />

die im Wesentlichen von dem Entwicklungsstadium des Empfängertieres,<br />

von dem Verwandtschaftsgrad des Empfängertieres<br />

mit dem <strong>Mensch</strong>en sowie <strong>der</strong> Anzahl und Potenz <strong>der</strong><br />

implantierten menschlichen Zellen abhängt:<br />

>> Entwicklungsstadium: Während <strong>der</strong> Embryonalentwicklung<br />

kann bereits e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne transplantierte, differenzierungsfähige<br />

Zelle zum Vorläufer großer Teile des Organismus<br />

werden. In <strong>der</strong> frühen Embryonalentwicklung (zum<br />

Beispiel Blastozyste) könnte e<strong>in</strong>e Integration von pluripotenten<br />

Stammzellen daher zu funktionell relevanten Verän<strong>der</strong>ungen<br />

führen, da die Plastizität <strong>der</strong> Umgebung sowie<br />

die Beteiligung bereits von wenigen transplantierten Zellen<br />

wesentlich zur Ausbildung aller drei „Keimblätter“ und<br />

damit zahlreicher späterer Körperorgane beitragen. Innerhalb<br />

e<strong>in</strong>er Art führt die Implantation von embryonalen<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong>duzierten pluripotenten Stammzellen <strong>in</strong> die Blastozyste<br />

tatsächlich zur Entstehung von <strong>Mischwesen</strong> aus Zellen<br />

des Empfängers und des Spen<strong>der</strong>s. Die implantierten<br />

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