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Mensch-Tier-Mischwesen in der Forschung - Deutscher Ethikrat

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geme<strong>in</strong>sames Moralverhalten und dessen vermutliche evolutionäre<br />

Wurzeln h<strong>in</strong>deuten, jedoch nur schwerlich die E<strong>in</strong>schätzung<br />

des eventuell zugrunde liegenden <strong>in</strong>tellektuellen<br />

Reflexionsprozesses ermöglichen.<br />

Das entscheidende Kriterium für die Moralfähigkeit des<br />

<strong>Mensch</strong>en ist gerade nicht alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bestimmte, empirisch<br />

zu beobachtende „moralische“ Handlungsweise, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />

<strong>der</strong> dieser Handlung – o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Unterlassen – vorausgehende<br />

<strong>in</strong>tellektuelle Reflexionsprozess, das heißt e<strong>in</strong>e vernunftgeleitete<br />

Überlegung, die sich auf Gründe berufen kann.<br />

5.6.6 Fazit<br />

Die hier diskutierten Befähigungen mögen nicht dem <strong>Mensch</strong>en<br />

alle<strong>in</strong> vorbehalten se<strong>in</strong>, s<strong>in</strong>d bei ihm aber ungleich komplexer<br />

ausgeprägt und beruhen auf bewusster Reflexion. Sie<br />

haben damit e<strong>in</strong>e neue Qualitätsstufe erreicht. Offenbar haben<br />

biologisch graduelle Schritte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Evolution sowie kulturelle<br />

Entwicklungen zu e<strong>in</strong>em Ergebnis geführt, das dem <strong>Mensch</strong>en<br />

e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Rolle zuweist.<br />

In <strong>der</strong> Regel wird nicht ernsthaft die Auffassung vertreten,<br />

<strong>der</strong> ethisch bedeutsame Unterschied zwischen <strong>Mensch</strong> und<br />

<strong>Tier</strong> beruhe auf <strong>der</strong> biologischen Zugehörigkeit zur Art als<br />

solcher. Die biologische Artzugehörigkeit ist <strong>in</strong>sofern relevant,<br />

als sie die natürliche Voraussetzung jener artspezifischen Befähigungen<br />

(Sprach- und Kulturfähigkeit, Selbstbewusstse<strong>in</strong>,<br />

Moralfähigkeit) anzeigt, die Grundlage für die Son<strong>der</strong>stellung<br />

des <strong>Mensch</strong>en s<strong>in</strong>d. In diesem S<strong>in</strong>ne ist die Artzugehörigkeit<br />

Bestandteil des Begriffs <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong>enwürde (vgl. Abschnitt<br />

4.1), ohne dass diese aus ihr begründet wird. Die Erzeugung<br />

vom <strong>Mensch</strong>-<strong>Tier</strong>-<strong>Mischwesen</strong>, die <strong>in</strong> weit erheblicherem<br />

Umfang als existierende <strong>Tier</strong>e e<strong>in</strong>e Annäherung an die typisch<br />

menschlichen Befähigungen zeigen, würde diese kulturell verankerte<br />

gattungsbezogene Basis unseres Verständnisses von<br />

<strong>Mensch</strong>enwürde <strong>in</strong>frage stellen.<br />

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