Mensch-Tier-Mischwesen in der Forschung - Deutscher Ethikrat
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eproduktive Isolation. Es gibt allerd<strong>in</strong>gs durchaus verwandte<br />
Arten, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur nicht paaren, weil sie geografisch<br />
seit Langem getrennt leben o<strong>der</strong> sich fe<strong>in</strong>dlich zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verhalten.<br />
Wird diese Trennung aufgehoben, so kommt es zur Hybridbildung,<br />
beispielsweise zum Italiensperl<strong>in</strong>g, e<strong>in</strong>er Mischung<br />
aus Haussperl<strong>in</strong>g und Weidensperl<strong>in</strong>g. Auch Löwen und Tiger<br />
können <strong>in</strong> Gefangenschaft geme<strong>in</strong>same Nachkommen zeugen.<br />
Auf <strong>der</strong> genetischen, <strong>der</strong> molekular- und <strong>der</strong> zellbiologischen<br />
Ebene kann man nahe Verwandtschaft, aber auch deutliche<br />
Unterschiede zwischen Arten nachweisen. <strong>Mensch</strong> und<br />
Schimpanse etwa haben über 98 Prozent ihres Erbmaterials<br />
geme<strong>in</strong>sam. Gleichwohl zeigt sich e<strong>in</strong>e beachtliche Diskrepanz<br />
zwischen <strong>der</strong> nahen genetischen Verwandtschaft und den großen<br />
Unterschieden <strong>in</strong> Anatomie, Physiologie sowie Verhalten<br />
und Kognition. Die Analyse von Unterschieden zwischen Arten<br />
konzentriert sich zunehmend auf komplexere, systemische<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Unterscheidung ähnlichen genetischen<br />
Materials: wann Gene e<strong>in</strong>- und ausgeschaltet werden, welche<br />
Auswirkungen dies auf die hergestellten Prote<strong>in</strong>e hat und wie<br />
sich die Organisation von Gennetzwerken und Zellverbänden<br />
unterscheidet.<br />
Die Artbarriere ist nicht nur mit genetischen Fe<strong>in</strong>methoden<br />
im Labor nachweisbar. Sie wird bei Säugetieren „verteidigt“,<br />
<strong>in</strong>dem die Arten immunologische Erkennungsmechanismen<br />
entwickeln, mit <strong>der</strong>en Hilfe artfremdes Prote<strong>in</strong> erkannt und<br />
dann elim<strong>in</strong>iert werden kann. Wird artfremdes Prote<strong>in</strong> <strong>in</strong>s<br />
Blut e<strong>in</strong>es erwachsenen Organismus <strong>in</strong>jiziert, so kommt es zu<br />
e<strong>in</strong>er heftigen Immunreaktion. Ebenso werden Transplantate<br />
artfrem<strong>der</strong> Zellen und Gewebe aus dem Gewebeverband des<br />
Körpers abgestoßen und entfernt.<br />
Die skizzierten Konzepte können die Artzugehörigkeit<br />
nicht für jede Form von Leben <strong>in</strong> gleicher Weise bestimmen.<br />
Für unsere Analyse von <strong>Mensch</strong>-<strong>Tier</strong>-<strong>Mischwesen</strong> wird das<br />
folgende Verständnis von Art zugrunde gelegt:<br />
E<strong>in</strong>e biologische Art ist e<strong>in</strong>e empirisch festgestellte <strong>in</strong> sich<br />
geschlossene Fortpflanzungs- und Abstammungsgeme<strong>in</strong>schaft,<br />
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