Nr. 83 - Sommer 2022
Mont Saint-Michel: die Geheimnisse des "Gefängnisbergs" Drôme: die Schönheit der Dörfer Okzitanien: Céret, das "Mekka des Kubismus" Territoire de Belfort: die Stärke der Kleinen
Mont Saint-Michel: die Geheimnisse des "Gefängnisbergs"
Drôme: die Schönheit der Dörfer
Okzitanien: Céret, das "Mekka des Kubismus"
Territoire de Belfort: die Stärke der Kleinen
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grafie den Besuchern. Nach diesen Arbeiten<br />
kann das « kleine Museum » ohne Zweifel in<br />
der Klasse der « großen Museen » für moderne<br />
Kunst in Frankreich mitmischen. Trotz<br />
der umfassenden Umbaumaßnahmen hat der<br />
Ort selbst jedoch nichts von der Schlichtheit<br />
verloren, die seinen besonderen Charme ausmacht.<br />
Nach wie vor ist Céret ein kleines,<br />
sonnenverwöhntes, katalanisches Dorf – die<br />
Region wurde 1659 französisch –, in dem es<br />
sich offenkundig gut leben lässt. Dem Spaziergänger<br />
von heute präsentiert sich der Ort<br />
mit seinen hundertjährigen Platanen, seinen<br />
etwas altmodischen Bistros mit einladenden<br />
Terrassen, seinen Bouleplätzen und den<br />
engen Gässchen, die im <strong>Sommer</strong> für eine<br />
wohltuende Kühle sorgen, wie aus dem Bilderbuch entsprungen.<br />
Bei dieser Gelegenheit wird man sich darüber<br />
bewusst, dass es wohl die Verbindung all dessen ist, was<br />
die Besonderheit von Céret ausmacht. Ein Gefühl, das<br />
auch die vielen Künstler, die hier lebten oder die sich hier<br />
aufhielten und denen das Museum seine Existenz verdankt,<br />
gespürt haben müssen.<br />
« Mekka des Kubismus »<br />
Wir befinden uns also in einer ruhigen und abgelegenen<br />
Gemeinde zwischen Bergen und Meer mit kaum<br />
einmal 8000 Einwohnern, in der sich heute eines der<br />
bedeutendsten Museen für moderne Kunst befindet. In<br />
einer Gemeinde, die man in der Kunstszene als Village<br />
des Peintres, also als Künstlerdorf, bezeichnet, oder – wie<br />
es der französische Schriftsteller und Kunstkritiker André<br />
Salmon (1881-1969), einer der größten Verfechter des<br />
Kubismus ausdrückte –, als « Mekka des Kubismus ». Wie<br />
kam es, dass dieser Ort eine so unglaubliche Vergangenheit<br />
hat? Was hat sich genau zugetragen?<br />
Die Geschichte nimmt um 1910 ihren Anfang.<br />
Überlieferungen zufolge beginnt sie mit einem gewissen<br />
Manolo, einem katalanischen Künstler, dessen richtiger<br />
Name Manuel Martinez Hugué (1872-1945) lautet. Er<br />
lebt seit 1892 in Paris, sodass es nicht verwunderlich ist,<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2022</strong> · 61