Nr. 83 - Sommer 2022
Mont Saint-Michel: die Geheimnisse des "Gefängnisbergs" Drôme: die Schönheit der Dörfer Okzitanien: Céret, das "Mekka des Kubismus" Territoire de Belfort: die Stärke der Kleinen
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FRANKREICH HEUTE Tourismus<br />
Hotels: die Reform<br />
des französischen<br />
Sterne-Systems<br />
Am 1. April <strong>2022</strong> trat im französischen<br />
Hotelwesen ein neues<br />
Verfahren für die Vergabe der<br />
Sterne in Kraft. Dies ist eine bedeutende<br />
Neuerung im Bereich des Tourismus<br />
in Frankreich, denn das bestehende<br />
Klassifizierungssystem, das in den 1930er-<br />
Jahren eingeführt wurde, ist zwar nicht obligatorisch,<br />
wurde jedoch von den Hotelbesitzern<br />
weitestgehend übernommen: 87 % der<br />
rund 17 000 Hotels schmücken sich mit einem bis<br />
maximal fünf Sternen. Was hat sich mit der « neuen<br />
Klassifizierung <strong>2022</strong> » genau geändert? Übersicht über<br />
eine Reform, die man als Tourist kennen sollte.<br />
Die bislang bestehenden Hotelkategorien in Frankreich<br />
gehen auf ein Gesetz vom 7. Juni 1937 zurück,<br />
in dem 30 Kriterien definiert wurden, die der<br />
Vergabe von bis zu vier Sternen zugrunde lagen. In der<br />
Folge dauerte es lange, genauer gesagt bis 2009, bis es eine<br />
weitreichende Reform gab: Für die immer mehr verbreiteten<br />
Luxushotels, die sogenannten Palace, wurde mit fünf<br />
Sternen eine neue Kategorie eingeführt. Vor allem aber<br />
wurde damit berechtigterweise das – für Hotelbesitzer<br />
« bequeme » – Prinzip der lebenslangen Einstufung abgeschafft.<br />
Seitdem gilt der Grundsatz, dass die Sternekategorie<br />
vom Hotel alle fünf Jahre neu beantragt werden muss,<br />
was mit der Kontrolle durch eine zugelassene Einrichtung<br />
einhergeht. Die bestehende Praxis ist im Übrigen nicht<br />
länderübergreifend einheitlich. Jedes Land kann die Kriterien<br />
für die Auszeichnung frei vergeben, sodass zum Beispiel<br />
der Standard für zwei Sterne in Frankreich nicht<br />
zwangsläufig dem eines anderen europäischen oder außereuropäischen<br />
Landes entspricht. Seit 13 Jahren hat sich die<br />
Vorgehensweise für die Klassifizierung französischer Hotels<br />
allerdings nicht weiterentwickelt, zumal das System<br />
relativ gut funktioniert. Auch wenn man durch das Aufkommen<br />
von Reservierungsplattformen im Internet, wie<br />
Booking.com oder Hotels.com, zunächst Befürchtungen<br />
hegte, da dort die Beherbergungsbetriebe aufgrund der von<br />
den Kunden vergebenen Noten bewertet werden, sind die<br />
Sterne für Hotels nach wie vor ein wichtiges Auswahlkriterium,<br />
auf das sich Gäste generell verlassen. Was allerdings<br />
die Erwartungen der Hotelgäste angeht, so haben sich diese<br />
seit 2009 zwangsläufig verändert, sodass eine Anpassung<br />
des Verfahrens vonnöten wurde. Dies ist in Frankreich per<br />
1. April <strong>2022</strong> erfolgt, ohne dass man nun gleich von einer<br />
« Revolution » oder gar von einem « Großreinemachen » bei<br />
den Sternen sprechen könnte. Man kann jedoch sagen,<br />
dass diese Reform, ähnlich wie im Jahr 2009, das französische<br />
Hotelgewerbe einen Schritt nach vorne bringt. Im<br />
Übrigen gilt sie nicht nur für Hotels, sondern auch für andere<br />
kommerzielle Beherbergungsbetriebe (Campingplätze,<br />
Freizeitparks, Ferienwohnungen, Feriendörfer usw.).<br />
Das Grundprinzip der Einstufung hat sich durch die<br />
66 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2022</strong>