Nr. 83 - Sommer 2022
Mont Saint-Michel: die Geheimnisse des "Gefängnisbergs" Drôme: die Schönheit der Dörfer Okzitanien: Céret, das "Mekka des Kubismus" Territoire de Belfort: die Stärke der Kleinen
Mont Saint-Michel: die Geheimnisse des "Gefängnisbergs"
Drôme: die Schönheit der Dörfer
Okzitanien: Céret, das "Mekka des Kubismus"
Territoire de Belfort: die Stärke der Kleinen
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tatsächlich einen Nutzen brachten. Doktor Ledain hielt in diesem Zusammenhang<br />
fest: « Geruch und Geschmack dieses Wassers waren furchtbar; ich sah<br />
mehrere Personen, die Koliken bekamen, die keine andere Ursache hatten, als<br />
die Verwendung [dieses Wassers] und seine Verweildauer in den Bleizisternen »,<br />
schrieb er. Die Gefängnisverwaltung gab zwar « ihr Bestes », doch es war offensichtlich,<br />
dass der Mont Saint-Michel bei Weitem nicht der ideale Ort für eine<br />
derartige Einrichtung war. Abgesehen vom Wasser war die Warenbeschaffung<br />
ein großes Problem. Sie erfolgte in Abhängigkeit von Wetter und Gezeiten.<br />
Und nach einem findigen, aber sehr komplizierten und zeitaufwendigen System:<br />
Die Waren wurden zu Füßen des Klosterbergs abgeladen. Dort befand sich eine<br />
Rampe aus Granitgestein, La rampe des Fanils, die steil nach oben zur Abtei<br />
führte. Die Waren wurden auf Karren festgebunden und mit Seilen hochgezogen.<br />
Der Mechanismus funktionierte wie eine Art « Hamsterrad »: Mehrere<br />
Gefangene liefen in einem großen Holzrad, um es anzutreiben. Dieses System,<br />
das noch heute besichtigt werden kann, funktionierte zwar nicht schlecht, erwies<br />
sich aber angesichts der steigenden Häftlingszahlen als nicht ausreichend.<br />
Eine Kröte im Reliquienschrein<br />
Man kann gut nachvollziehen, dass die Lebensbedingungen in der zum<br />
Zentralgefängnis umgewandelten Abtei sehr hart waren. Diese Tatsache blieb<br />
kein Geheimnis, sondern es sprach sich im Laufe der Jahre herum. Zum einen<br />
gelang es einigen Häftlingen, vor allem politischen, schriftlich mit der<br />
Außenwelt zu kommunizieren. Darüber hinaus gab es aber auch zahlreiche<br />
Besucher aus Kreisen der lokalen Bourgeoisie oder Persönlichkeiten der damaligen<br />
Zeit, die darüber berichteten. So seltsam es auch erscheinen mag: Die<br />
Abtei hatte durch die Umwandlung in ein Gefängnis zwar ihren ursprünglichen<br />
Glanz verloren, dennoch war die Insel nach wie vor ein « unglaublich<br />
romantischer » Ort, an dem man in gut betuchten Kreisen gerne spazieren<br />
ging und an dem man sich manchmal « unters gemeine Volk mischte » und den<br />
Direktor um Erlaubnis bat, das Gefängnis zu besichtigen. Das wurde in der<br />
Regel gerne gewährt. Einer der Direktoren schrieb sogar einen Führer speziell<br />
für die Besichtigung, der gedruckt wurde! Es gibt im Übrigen noch zahlreiche<br />
Darstellungen aus dieser Zeit, die Zeugnis von diesem « Trend » ablegen. Sie<br />
LA CITÉ DE LA MER<br />
Gare Maritime Transatlantique<br />
50100 CHERBOURG-EN-COTENTIN<br />
NORMANDY - FRANKREICH<br />
Von 10:00 bis 18:00 Uhr<br />
Im <strong>Sommer</strong> von 9:30 bis 19:00 Uhr<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2022</strong> · 33