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Nr. 83 - Sommer 2022

Mont Saint-Michel: die Geheimnisse des "Gefängnisbergs" Drôme: die Schönheit der Dörfer Okzitanien: Céret, das "Mekka des Kubismus" Territoire de Belfort: die Stärke der Kleinen

Mont Saint-Michel: die Geheimnisse des "Gefängnisbergs"
Drôme: die Schönheit der Dörfer
Okzitanien: Céret, das "Mekka des Kubismus"
Territoire de Belfort: die Stärke der Kleinen

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Der neue Flügel des Museums hat eine Fläche von 1300 m². Die Räume sind hell und lichtdurchflutet; viele Fensteröffnungen lassen nicht<br />

nur das Tageslicht herein, sondern beziehen auch die Landschaft der Umgebung mit ein. Linke Seite: Femme oiseau, Joan Miró.<br />

Hagelnde Steine<br />

zur Begrüßung<br />

Es dauert nicht lange, bis andere große Namen der<br />

modernen Kunst, von Picasso und Braque angezogen,<br />

mehr oder weniger lange Aufenthalte in Céret verbringen.<br />

Der Erste Weltkrieg sorgt zwar für eine Unterbrechung<br />

dieses « Kulturtourismus », doch mit Beginn der Zwanzigerjahre<br />

flammt die künstlerische Begeisterung umso<br />

stärker wieder auf, vor allem viele Künstler aus Montparnasse<br />

zieht es hierher. So malt beispielsweise Chaïm<br />

Soutine (1893-1943) zwischen 1919 und 1922 mehr als<br />

200 Landschaftsbilder in Céret, die als bedeutende Werke<br />

des Impressionismus gelten, denn dieser Kunstrichtung<br />

wendet sich Soutine urplötzlich zu. Offenbar von der<br />

Sonne berauscht, lässt er auf seinen Gemälden die Farben<br />

sprichwörtlich explodieren. Wenn Soutine malt, versteckt<br />

er sich meist unter einer Decke. Die Einwohner des Dorfes<br />

behalten den sehr zurückgezogen lebenden Künstler<br />

in denkwürdiger Erinnerung, sie nennen ihn « El pintre<br />

brut », den schmutzigen Maler. Alle wissen, dass man ihn<br />

in Ruhe lassen muss, wenn er malt, da man ansonsten riskiert,<br />

vom Künstler mit einem Hagel von Steinen begrüßt<br />

zu werden. Das ist allerdings nicht böse gemeint und weder<br />

die Bewohner von Céret noch die anderen Maler lassen<br />

sich dadurch in Aufregung versetzen. 1928 lässt sich<br />

Marc Chagall (1887-1985) für einige Monate in einem<br />

Landhaus in der Umgebung von Céret nieder, später sind<br />

es Künstler wie Raoul Dufy (1877-1953), Jean Cocteau<br />

(1889-1963) und Jean Dubuffet (1901-1985), die vor den<br />

tragischen Ereignissen des Zweiten Weltkriegs fliehen.<br />

Pläne für ein Museum<br />

Es ist naheliegend, dass die – zumindest zeitweilige<br />

– Anwesenheit der Künstler und die vielen Werke, die<br />

in Céret entstehen, den Gedanken an die Gründung eines<br />

Museums aufkommen lassen. Den Künstlern Pierre<br />

Brune (1887-1956) und Frank Burty Haviland (1886-<br />

1971) – die beide immer wieder Künstlerkollegen bei sich<br />

beherbergen – gelingt es Ende der 1940er-Jahre, eine erste<br />

namhafte Sammlung solcher Werke zusammenzustellen;<br />

sie versuchen daher, die Gemeindeverwaltung davon<br />

zu überzeugen, dass ein Museum für den Ort durchaus<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2022</strong> · 63

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