Nr. 83 - Sommer 2022
Mont Saint-Michel: die Geheimnisse des "Gefängnisbergs" Drôme: die Schönheit der Dörfer Okzitanien: Céret, das "Mekka des Kubismus" Territoire de Belfort: die Stärke der Kleinen
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Drôme: die Schönheit der Dörfer
Okzitanien: Céret, das "Mekka des Kubismus"
Territoire de Belfort: die Stärke der Kleinen
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weiter aus. Die Entwicklung des Unternehmens ist rasant,<br />
und innerhalb weniger Jahre ist der Schokoladen- und<br />
Senfhersteller Louit Frères das bedeutendste Unternehmen<br />
im Südwesten Frankreichs. 1880 wird in Bordeaux<br />
eine riesige moderne Fabrik gebaut, 1895 eröffnet man im<br />
Großraum Paris ein großes Verkaufslager, um sich den<br />
Kunden aus der Hauptstadt anzunähern.<br />
Schnell reisst man sich in gehobenen Restaurants um<br />
den Senf von Louit Frères. Sogar an Bord der Titanic<br />
wird er verzehrt. Besonders beliebt sind die Sorten Dijon<br />
(scharf), Dilora (mild) und Diaphane (aromatisiert). Letztere<br />
ist von Anfang an die bekannteste. Neben Weinessig und<br />
Senfkörnern enthält dieser Senf auch Kapern, Karotten,<br />
Blumenkohl, Gurken, Zwiebeln, Oliven und Sardellen.<br />
Abgesehen vom kulinarischen Erfolg, zeigen sich die Brüder<br />
Louit jedoch auch sehr innovativ, was den Aufbau ihrer<br />
Marke angeht. Um die Bekanntheit der Produkte zu verbessern,<br />
kommen sie auf die Idee, ein Verkaufs- und Distributionsnetz<br />
aufzubauen und Vertreter auszubilden, die<br />
ganz Frankreich bereisen. In den 1920er-Jahren gehören sie<br />
zu den ersten, die sich für Werbung interessieren: Sie lassen<br />
Plakate und Postkarten drucken und schalten Anzeigen in<br />
Zeitungen, um die Marke bekannt zu machen.<br />
Angesichts der steigenden Bekanntheit werden einige<br />
Produkte bald exportiert. Vor allem der Senf stößt im<br />
Norden Italiens sehr schnell auf großen Zuspruch. Leider<br />
bereitet der Zweite Weltkrieg der rasanten Entwicklung<br />
des Unternehmens ein brutales Ende. Aufgrund mangelnder<br />
Rohstoffe wird die Schokoladenproduktion 1942<br />
eingestellt, während für die Herstellung des Senfs eine<br />
Lizenz an ein italienisches Unternehmen in der Nähe von<br />
Genua vergeben wird. Dieses bezieht jedoch seine Rohstoffe<br />
weiterhin aus Frankreich. 1957 lösen die Erben von<br />
Louit das Unternehmen offiziell auf. Die Senfmarke Louit<br />
Frères gehört nach mehreren Wechseln heute zu Pucci,<br />
einem bedeutenden italienischen Unternehmen, das seit<br />
mehr als 80 Jahren in der Lebensmittelindustrie tätig ist.<br />
Zur großen Freude vieler Franzosen, die mit dem Senf<br />
Erinnerungen an ihre Kindheit verbinden, produziert<br />
Pucci auch heute noch den Senf Louit Frères.<br />
In dieser Serie werden Produkte vorgestellt,<br />
die sich in fast jedem französischen Haushalt<br />
befinden oder die für viele Franzosen kleine<br />
Nationalheiligtümer sind. In den letzten<br />
Ausgaben sind erschienen: Hollywood- und<br />
Malabar-Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse<br />
(<strong>Nr</strong>. 52), Orangina (<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser<br />
(<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55), L’école des loisirs<br />
(<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel<br />
(<strong>Nr</strong>. 58), Bol à prénom (<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl<br />
« Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der gelbe Briefkasten<br />
der Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62),<br />
Salz La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63), Literatursammlung<br />
La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64), Zitronenpresse aus Glas<br />
von Luminarc (<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies (<strong>Nr</strong>. 66),<br />
Ricard aux plantes fraîches (<strong>Nr</strong>. 67), Eau de<br />
Châteldon (<strong>Nr</strong>. 68), Le Livre de Poche (<strong>Nr</strong>.<br />
69), Gemüsepassiergerät Moulinex (<strong>Nr</strong>. 70),<br />
Herbes de Provence (<strong>Nr</strong>. 71), Cacolac (<strong>Nr</strong>. 72),<br />
L’Image d’Épinal (<strong>Nr</strong>. 73), La Hulotte, « das<br />
meistgelesene Magazin im Tierbau » (<strong>Nr</strong>. 74),<br />
Savon de Marseille (<strong>Nr</strong>. 75), das gelbe Ölzeug<br />
von Guy Cotten (<strong>Nr</strong>. 76), die Künstlerfarben<br />
Lefranc Bourgeois (<strong>Nr</strong>. 77), der Parapluie de<br />
Cherbourg (<strong>Nr</strong>. 78), der Briefkasten « Made in<br />
Alsace » für Frankreichfans (<strong>Nr</strong>. 79), Meteor,<br />
die größte der kleinen Brauereien Frankreichs<br />
(<strong>Nr</strong>. 80), Chanel N°5, die berühmteste<br />
Nummer in der Welt der Düfte (<strong>Nr</strong>. 81) und<br />
Lunii, « der Geschichtenerzähler » (<strong>Nr</strong>. 82).<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2022</strong> · 95