HR_Today_6&7_2022
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Presented by Rüegg-Naegeli<br />
DIE ZUKUNFT DER ARBEIT IST JETZT<br />
NEW WORK – NUR EIN MODEWORT –<br />
ODER STECKT DOCH ME<strong>HR</strong> DAHINTER?<br />
6 Uhr morgens, irgendwo auf der Welt. Duschen.<br />
Hastig ein paar Löffel Müsli runterschlingen.<br />
Jacke schnappen. Schuhe binden. Los geht’s. In<br />
der U-Bahn dichtes Gedränge. Hektisch zwängen<br />
sich die Menschen in die überfüllten Wagons. Auf<br />
den Strassen kilometerlange Staus. Alle haben<br />
das gleiche Ziel – das Büro.<br />
Man setzt sich an den Bildschirm, checkt die<br />
Agenda für den Tag, nimmt an Meetings teil und<br />
macht sich um 17 Uhr wieder auf den langen<br />
Heimweg. Am nächsten Tag wiederholt sich<br />
dieses Schauspiel.<br />
Zugegeben, ein sehr überspitzes Bild und doch<br />
sind die Szenen aus den Zeiten vor der Pandemie<br />
bekannt. Im Nachhinein stellen sich viele die<br />
Frage, wieso wir uns täglich diesen Umständen<br />
ausgesetzt haben.<br />
6&7 | <strong>2022</strong><br />
Durch die Pandemie haben wir gelernt, dass es<br />
auch anders geht. Die Mitarbeitenden wollen die<br />
neu gewonnenen Annehmlichkeiten, die das<br />
Homeoffice mit sich bringt und die damit verbundene<br />
Flexibilität nicht mehr aufgeben. Klar<br />
ist, die Welle der Veränderung lässt sich nicht<br />
aufhalten.<br />
Was genau ist New Work überhaupt?<br />
Darüber liesse sich vermutlich nächtelang<br />
philosophieren. Die Interpretationen gehen weit<br />
auseinander. Doch New Work ist mehr als nur<br />
ein Buzzword. New Work ist ein Paradigmenwechsel<br />
und meint im unternehmerischen Kontext<br />
das Aufbrechen von alten Gewohnheiten,<br />
das Hinterfragen von bisherigen Organisationsstrukturen<br />
und eine neue Interpretation von<br />
Führung. Es beschreibt einen vollumfänglichen<br />
Veränderungsprozess. Dabei stehen der Mensch<br />
und dessen Bedürfnisse im Mittelpunkt.<br />
New Work beschränkt sich nicht auf den Bürohund,<br />
die Tischtennisplatte oder die Bierzapfanlage<br />
in der Teeküche. Eine oberflächliche und<br />
eindimensionale Betrachtungsweise führt dazu,<br />
dass solche Veränderungsprozesse häufig scheitern.<br />
Auch geht es nicht darum, die Arbeit der<br />
ohnehin privilegierten «White Collar Workers»<br />
noch komfortabler zu gestalten, sondern vielmehr<br />
darum, das Arbeitsumfeld aller Menschen<br />
angenehmer zu machen.<br />
Die Pandemie als Treiber<br />
der New Work Bewegung<br />
Die New Work-Bewegung aus den 70er-Jahren vom<br />
Philosophen Frithjof Bergmann wurde auch schon<br />
vor der Pandemie viel thematisiert. Doch das Thema<br />
hat in den letzten zwei Jahren nochmal deutlich an<br />
Bedeutung gewonnen. Viele Menschen hinterfragen<br />
ihre aktuelle Situation: «Was möchte ich wirklich?»<br />
Durch diese Betrachtungsweise entwickelt sich ein<br />
neues Verständnis und Arbeit wird zu etwas, das<br />
den Menschen stärken soll, statt ihn zu schwächen,<br />
so wie es auch Bergmanns Kerngedanke war.<br />
In Gesprächen mit Führungskräften ist häufig<br />
die Rede von einem «return to work». Dies verdeutlicht,<br />
dass das Verständnis des Paradigmenwechsels<br />
noch längst nicht überall verankert ist.<br />
Die Covid-Pandemie und der digitale Fortschritt<br />
haben jedoch gezeigt, dass es einen «return to<br />
work» in der Form nicht mehr geben wird. Aktuelle<br />
Studien belegen, dass weltweit mehr als die<br />
Hälfte der Arbeitnehmenden sogar mit dem<br />
Gedanken spielen den Job zu wechseln, sollte der<br />
Arbeitnehmer keine flexiblen Arbeitsbedingungen<br />
anbieten. Die Vorteile liegen auf der Hand:<br />
eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Familie und<br />
Freunden, mehr Selbststimmung, eine höhere<br />
Flexibilität und Video-Calls in Pyjamahosen.<br />
Wir müssen unser Arbeitsumfeld neu denken<br />
Die Pandemie hat uns aufgezeigt, wie sehr sich<br />
Menschen nach Austausch und persönlichen<br />
Begegnungen sehnen. Dazu braucht es Räume.<br />
Doch wie müssen die aussehen- und wozu werden<br />
wir diese Räume nutzen? Bei der Gestaltung<br />
moderner Arbeitswelten geht es um deutlich<br />
mehr als nur um die Gewichtung der Arbeitszeit<br />
zwischen Homeoffice und Büro. Ein intelligent<br />
konzipiertes Raumkonzept soll Unternehmen<br />
dabei helfen, ihre Flächen schnell und effizient<br />
an konstant wechselnde Anforderungen anzupassen.<br />
Gleichzeitig soll es den Mitarbeitenden<br />
ein Umfeld bieten, in denen Produktivität, Kreativität<br />
und Innovation gelebt werden können.<br />
Jedes Unternehmen muss für sich Orte der Arbeit<br />
kreieren, welche die Werte und die Unternehmenskultur<br />
widerspiegeln. Dafür müssen die<br />
richtigen Fragen gestellt und anschliessend<br />
mutig beantwortet werden. Wie verändert sich<br />
unser Business? Wie wollen wir künftig arbeiten?<br />
Wie machen wir unsere Kultur sichtbar? Welche<br />
Art von Führung möchten wir etablieren? Für<br />
welchen Tätigkeiten kommen unsere Mitarbeitenden<br />
überhaupt noch ins Büro?<br />
In Zukunft ist das Büro ein Ort der Zusammenarbeit,<br />
der Zugehörigkeit und ein Ort, an dem<br />
Kreativität und gemeinsames Lernen gefördert<br />
wird. Nur wer sich heute mit diesen Fragen<br />
beschäftigt, wird zukunftsfähig sein. a<br />
ruegg-naegeli.ch<br />
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