HR_Today_6&7_2022
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Bloghub<br />
MEINUNG<br />
DIE TÜCKEN MIT DEM ARZTZEUGNIS<br />
ARZTZEUGNISSE SIND WICHTIG. I<strong>HR</strong>E BEDEUTUNG IST ABER HÄUFIG UNKLAR.<br />
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NETWORK<br />
Ist ein Arbeitnehmer aus<br />
gesundheitlichen Gründen<br />
an der Arbeit verhindert,<br />
besteht während einer<br />
beschränkten Dauer nach<br />
Art. 324a f. OR eine Lohnfortzahlungspflicht<br />
und nach Art.<br />
Thomas Geiser<br />
336c OR ein Kündigungsschutz.<br />
Krankheits- oder unfallbedingte Arbeitsunfähigkeit<br />
hat somit weitreichende Folgen für die<br />
Arbeitgeberin.<br />
Arbeitnehmende melden sich in der Regel nur<br />
krank, wenn sie dies auch tatsächlich sind, und<br />
Arbeitgeberinnen haben meistens keinerlei<br />
Grund, an der Krankheit zu zweifeln. Selbstverständlich<br />
gibt es aber auch Missbrauch und<br />
misstrauische Arbeitgeberinnen. Dann wird die<br />
Frage der gesundheitsbedingen Arbeitsunfähigkeit<br />
zum Streitfall.<br />
Verlangt der Arbeitnehmer Lohn, obgleich er<br />
nicht gearbeitet hat, muss er beweisen, dass er<br />
krank war. Das gilt auch, wenn sich deshalb die<br />
Kündigungsfrist verlängern sollte. Der Arbeitnehmer<br />
wird dann ein Arztzeugnis beibringen.<br />
Das ist aber im Prozess kein Beweis für die Krankheit.<br />
Es beweist nur, dass der Arzt der Meinung<br />
war, der Arbeitnehmer sei arbeitsunfähig. Es ist<br />
eine blosse Parteibehauptung, die das Gericht<br />
würdigen muss. Soweit das im Arbeitsvertrag<br />
vorgesehen ist, kann die Arbeitgeberin den<br />
Arbeitnehmer zu ihrem Vertrauensarzt schicken.<br />
Dieser kommt dann eventuell zum Ergebnis, dass<br />
keine Arbeitsunfähigkeit gegeben ist. Auch das<br />
ist kein Beweis, sondern nur eine Parteibehauptung.<br />
Welche mehr Gewicht hat, kommt auf den<br />
Einzelfall an. Es gibt Argumente, die zwar nichts<br />
taugen, man aber immer wieder hört:<br />
• Der Hausarzt habe den Patienten erst im Nachhinein<br />
gesehen und die Arbeitsunfähigkeit<br />
rückwirkend festgestellt. Doch der Vertrauensarzt<br />
untersucht den Patienten noch später. Das<br />
zeitliche Argument spricht folglich nicht gegen<br />
das Zeugnis des Hausarztes und für jenes des<br />
Vertrauensarztes.<br />
• Der Hausarzt attestiere die Arbeitsunfähigkeit,<br />
weil er sonst einen Patienten verliere, dann<br />
bestreite sie der Vertrauensarzt, weil er sonst<br />
die Arbeitgeberin als Auftraggeberin verliere.<br />
Hausärzte gibt es zu wenige, Vertrauensärzte<br />
sind einfacher zu finden. Sie haben folglich ein<br />
grösseres Interesse, den Auftraggeber nicht zu<br />
verärgern.<br />
• Zutreffend ist allerdings das Argument, der<br />
Hausarzt habe eine Verantwortung für die<br />
Gesundheit seines Patienten. Schickt er ihn zu<br />
früh zur Arbeit und verschlechtert sich dadurch<br />
die Gesundheit, kann der Arzt unter Umständen<br />
haften.<br />
Mangels klarer Kriterien ist folglich die Glaubhaftigkeit<br />
des Arztzeugnisses im Einzelfall zu<br />
prüfen. Es kommt auf die Qualität des Zeugnisses<br />
an!<br />
Der Arzt kann nur glaubhaft die Arbeitsfähigkeit<br />
beurteilen, wenn er die Anforderungen an<br />
den Arbeitsplatz kennt. Er wird sinnvollerweise<br />
detailliert aufführen, welche Arbeiten der<br />
Arbeitnehmer noch machen kann und welche<br />
nicht. Die Ärztegesellschaft des Kantons<br />
Zürich beispielsweise stellt Informationen zu<br />
detaillierten Arztzeugnissen zur Verfügung. Ein<br />
solches ist in jedem Fall notwendig, wenn es<br />
bloss um eine teilweise Arbeitsunfähigkeit geht.<br />
Das Attestieren einer 50-Prozent-Arbeitsunfähigkeit<br />
besagt nicht viel und lässt Fragen<br />
offen: Geht es um 100-prozentige Präsenz mit<br />
50 Prozent Arbeitsleistung? Soll die Arbeit nur<br />
in einer halben Woche erledigt werden oder soll<br />
der Patient nur jeweils einen Halbtag arbeiten?<br />
Es macht auch wenig Sinn, von allen Arbeitnehmenden<br />
bereits nach drei Tagen Krankheit<br />
ein Arztzeugnis zu verlangen. Grippen und<br />
Ähnliches brauchen eben ihre Zeit. Ein Besuch<br />
beim Arzt ist meist nicht notwendig und ausserdem<br />
epidemiologisch unerwünscht. Eine<br />
solche Verpflichtung im Arbeitsvertrag kann je<br />
nach Formulierung zudem dahin ausgelegt<br />
werden, dass vor dem dritten Tag kein Arztzeugnis<br />
verlangt werden darf. Dann hat die<br />
Arbeitgeberin ein Problem, wenn sich ein<br />
Arbeitnehmer immer wieder Montags krankmeldet<br />
– oder allgemein nur einen einzigen Tag.<br />
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Insertionsschluss: 5. August <strong>2022</strong><br />
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