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HR_Today_6&7_2022

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MEINUNG<br />

Buchtipps<br />

BUCHTIPPS<br />

IM DEUTSCHSPRACHIGEN RAUM ERSCHEINEN JÄ<strong>HR</strong>LICH TAUSENDE VON FACH BÜCHERN. WIR HABEN EINE<br />

AUSWAHL FÜR SIE GETROFFEN UND PRÄSENTIEREN IHNEN NEUERSCHEINUNGEN ZUR ARBEITSWELT UND ZU <strong>HR</strong>.<br />

PFLEGEFACHMÄNNER<br />

AUF WEIBLICHEM TERRAIN<br />

IN DER PFLEGE ZU ARBEITEN, IST SINNSTIFTEND UND NIEMALS<br />

LANGWEILIG, BESTÄTIGEN DIE PORTRÄTIERTEN PFLEGEFACHMÄNNER<br />

IM BUCH VON SABINE MEISEL UND EDITA TRUNINGER. DENNOCH<br />

SIND MÄNNER IN PFLEGEBERUFEN MANGELWARE. WORAN DAS LIEGT<br />

UND WARUM SICH DAS ÄNDERN MUSS.<br />

Edita Truninger,<br />

Sabine Meisel<br />

(von links):<br />

Auf weiblichem<br />

Terrain, Hogrefe AG,<br />

<strong>2022</strong>, 136 Seiten.<br />

Weshalb ein Buch über Pflegefachmänner und nicht beispielsweise<br />

über Kindergärtner?<br />

Edita Truninger: Berufsbiografien haben mich schon immer interessiert.<br />

Zuerst dachte ich tatsächlich an Männer in Kindertagesstätten oder Kindergärten.<br />

Doch durch die Pandemie rückte die Pflege in den Fokus. Als ich<br />

Sabine Meisel im Frühling 2020 zufällig traf, sagte sie: «Wenn ich im Moment<br />

ein Buch über Männer schreiben würde, dann über Pflegefachmänner!» Das<br />

überzeugte mich und so wurde daraus unser gemeinsames Buchprojekt.<br />

Sie führten etliche Gespräche. Eine überraschende Erkenntnis?<br />

Durch unsere zahlreichen Interviews bestätigte sich, was auch viele Studien<br />

belegen: Männer, die den Pflegeberuf ergreifen, haben alle einen persönlichen<br />

Bezug zur Pflege – entweder durch pflegende Familienmitglieder,<br />

durch ein Zivildienstpraktikum im Spital oder durch eine eigene Erkrankung<br />

oder einen Unfall mit Spitalaufenthalt. Für mich persönlich war es ausserdem<br />

bereichernd zu erfahren, wie vielseitig der Beruf und die Settings sind.<br />

Wie sind Sie zu den Pflegefachmännern gekommen?<br />

Vorwiegend durch unser persönliches Netzwerk. Meine Mitherausgeberin<br />

Sabine Meisel war selbst über zwanzig Jahre im Beruf tätig und engagiert<br />

sich immer noch in der Ausbildung von Pflegefachpersonen. Zudem unterstützte<br />

die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW<br />

Gesundheit) unser Projekt. Dafür sind wir sehr dankbar.<br />

In der Pflege herrscht ein Fachkräftemangel. Es ist ausserordentlich<br />

schwierig, Männer für diesen Beruf zu begeistern. Weshalb?<br />

Fürsorge gilt immer noch als weibliches Attribut, und Soft-Skills werden bei<br />

Männern immer noch oft in die Nähe der Homosexualität gerückt. So einem<br />

Verdacht möchten sich viele nicht aussetzen. An den Gymnasien thematisiert<br />

man zudem nur die klassischen Studienfächer Medizin, Wirtschaft oder<br />

Jura. Vorbilder in der Pflege fehlen. Das wollen wir mit unserem Buch ändern.<br />

Welche Rolle spielen das Image, die (niedrige) Entlöhnung und fehlende<br />

Aufstiegsmöglichkeiten?<br />

Es ist schlichtweg falsch, dass es wenig Aufstiegsmöglichkeiten gibt. Wir<br />

interviewten für unser Buch Spitalmanager, Dozenten, Erwachsenenpädagogen<br />

oder Schulleitungsmitglieder. Sie alle haben einmal am Krankenbett<br />

angefangen und sich entsprechend weitergebildet. Die im Branchenvergleich<br />

eher tiefe Entlöhnung war für unsere Interviewpartner durchs Band kein<br />

wesentlicher Faktor. Ein Grund dafür dürfte darin liegen, dass die Pflege<br />

Menschen anzieht, die eher intrinsisch motiviert sind.<br />

Braucht es mehr Männer in der Pflege?<br />

Generell braucht es mehr Menschen in der Pflege. Die Zahl der unbesetzten<br />

Stellen ist prekär. Zudem: Die Hälfte der Bevölkerung ist männlich, da sollte<br />

auch die Hälfte der Pflegefachleute männlich sein. Das ist für die Patienten<br />

gut, da männliche Patienten gewisse pflegerische Interventionen lieber von<br />

männlichen Pflegefachkräften ausführen lassen, aber auch für die Dynamik<br />

in den Teams. Zudem haben Pflegefachleute nach dem Studium eine hundertprozentige<br />

Jobgarantie. Wo gibt es das sonst?<br />

Muss der Pflegeberuf aufgewertet werden?<br />

Ja, durch mehr Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit, damit sich das<br />

Image wandelt. Die Pflege ist sinnstiftend, niemals langweilig und nicht<br />

durch künstliche Intelligenz ersetzbar. Darüber hinaus: Neu können Medizinund<br />

Pflegestudierende durch interdisziplinäre Module in der Ausbildung<br />

gemeinsam an simulierten Fallbeispielen lernen. Solche Massnahmen steigern<br />

den gegenseitigen Respekt. (cb)<br />

Neinsager ERFINDERGEIST Gutmensch<br />

6&7 | <strong>2022</strong><br />

Ob in der Wirtschaft, in der Politik oder im Alltag:<br />

Wir übernehmen täglich Verantwortung. Allzu oft<br />

drücken wir uns aber auch davor. In Gesprächen<br />

mit Entscheidern und Prominenten aus Politik,<br />

Wirtschaft, Unterhaltung und Sport definiert<br />

Kiesewetter ein neues Verantwortungsgefühl.<br />

Bernd Kiesewetter, Die<br />

Neinsager-Republik: Warum<br />

wir Verantwortung wieder<br />

lernen müssen, BusinessVillage,<br />

<strong>2022</strong>, 235 Seiten.<br />

Die digitale Transformation, Nachhaltigkeit und<br />

der demografische Wandel sind Treiber, die sich<br />

gegenseitig verstärken. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts<br />

entsteht dadurch eine vollkommen neue<br />

Wirtschaft. Doch wie können Unternehmen diesen<br />

radikalen Wandel bewältigen? Antworten<br />

liefert dieses Buch.<br />

Jens-Uwe Meyer, reset –<br />

Wie sich Unternehmen und<br />

Organisationen neu erfinden,<br />

Business Village, <strong>2022</strong>, 262 Seiten.<br />

An vielen Beispielen und auf Basis langjähriger<br />

Studien zeigt uns Leibniz-Preisträger Armin Falk,<br />

unter welchen Umständen sich Menschen moralisch<br />

verhalten und wann nicht. Wieviel Einfluss<br />

haben die Persönlichkeit, das Geschlecht, die<br />

Erziehung, die Kultur? Wenn wir das verstehen,<br />

wird es uns leichter fallen, nicht nur uns selbst zu<br />

verändern, sondern auch die Rahmenbedingungen<br />

in Wirtschaft und Gesellschaft.<br />

Armin Falk, Warum es so schwer<br />

ist, ein guter Mensch zu sein,<br />

Siedler Verlag, <strong>2022</strong>, 336 Seiten.<br />

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