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ALLES YUZU?
Sie sieht wie eine kleine, schrumpelige
Orange aus, hat kaum Saft
und kann bis zu 40 Kerne enthalten
– die Yuzu ist auf den ersten Blick
kein Trend-Lebensmittel. Es gibt
dennoch gute Gründe, weshalb sich
die Zitrusfrucht in Japan, China und
Korea größter Beliebtheit erfreut
und nun auch langsam den Sprung
nach Europa schafft. Allen voran der
intensive Duft, das komplexe Aroma
mit einer Mischung aus süßen,
sauren und bitteren Noten sowie
die ätherischen Öle der Schale.
Die Yuzu ist dabei alles andere als
eine Neuentdeckung: Bereits vor
tausenden Jahren wurde die Frucht
im chinesischen Jangtse-Delta angebaut
und soll einer Kreuzung von
sauren Mandarinen und Ichang-Zitronen
entstammen. Hauptproduzent
und Konsument ist heute aber nicht
mehr China, sondern Japan. Die
Yuzu erreichte den Inselstaat vor
rund 1.300 Jahren und wird vor allem
auf der kleinen Insel Shikoku in
der Präfektur Kochi angebaut. Jedes
Jahr werden nur wenige Tonnen der
beliebten Frucht nach Europa exportiert.
Entsprechend schwer sind
frische Yuzu zu finden, entsprechend
hoch ist der Preis. Dennoch muss
niemand auf Yuzu verzichten, denn
bei Online-Händlern finden sich
bereits Yuzu-Säfte, Frucht-Pürees,
Yuzu-Pulver und mehr. Auch in der
Parfümindustrie oder in japanischen
Gins wie Etsu wird Yuzu eingesetzt.
Anders als in Europa wird die Yuzu
in der traditionellen japanischen
Küche fast immer frisch verwendet.
Hier liegt der Fokus nicht auf dem
Saft, sondern auf der Schale. Diese
lässt sich beispielsweise reiben
und mit Chilipfeffer und Salz zu der
würzigen Paste Yuzukosho verarbeiten.
Diese passt hervorragend
zu Fisch, verleiht aber auch Fleisch
oder Suppen mehr Tiefgang. Das
weiß auch der deutsche Sternekoch
Tim Raue, der Yuzu-Saft genau
aus diesem Grund gezielt einsetzt.
In Japan wird der Yuzu-Saft meist
verdünnt verwendet. So ergibt er mit
Sojasauce und Mirin gemischt ein
schnelles wie leckeres Dressing. In
Korea wird die Schale hingegen in
Honig eingelegt und zu einem Tee
aufgegossen. Wer Gerichte mit Yuzu
selbst einmal ausprobieren möchte,
findet im Internet zahlreiche Gerichte,
Cocktails und Verarbeitungstipps
für Pulver, Sirup, Saft oder Püree.
Die sind nicht nur lecker, sondern
auch gesund, enthält die Yuzu doch
rund dreimal mehr Vitamin C als ihre
Verwandte, die Zitrone.
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