Angebote für pflegende Angehörige
Gemeinsam von der RAGA, der Regionalen ArbeitsGemeinschaft Alten- und Angehörigenberatung Berlin, und der aperçu Verlagsgesellschaft mbH wird der Berliner Ratgeber „Angebote für pflegende Angehörige“ herausgegeben – eine umfangreiche Publikation mit Angeboten und für pflegende Angehörige.
Gemeinsam von der RAGA, der Regionalen ArbeitsGemeinschaft Alten- und Angehörigenberatung Berlin, und der aperçu Verlagsgesellschaft mbH wird der Berliner Ratgeber „Angebote für pflegende Angehörige“ herausgegeben – eine umfangreiche Publikation mit Angeboten und für pflegende Angehörige.
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Gesundheit. Entspannung finden<br />
Die Beratungsstelle „Pflege in Not“ berät auch zu Konflikten in Beziehungen<br />
Wie verändert Pflege im Alter die Partnerschaft?<br />
Die Pflege des Partners bzw. der Partnerin im Alter kann<br />
sich mitunter sehr tiefgreifend auf die Partnerschaft auswirken.<br />
Diese Auswirkungen können sowohl positive als<br />
auch stark herausfordernde Aspekte beinhalten und<br />
hängen oft von den individuellen Umständen ab. Positiv<br />
betrachtet kann die gemeinsame Pflege im Alter die<br />
Partnerschaft stärken. Sie ermöglicht es, enger zusammenzurücken<br />
und sich auf neue Weisen kennenzulernen<br />
und zu unterstützen. Die Partnerschaft kann unter<br />
Umständen auch an Intimität gewinnen. Allerdings<br />
kann es auch zu starken Herausforderungen und Überlastungen<br />
kommen. Mitunter passiert es, dass <strong>pflegende</strong><br />
<strong>Angehörige</strong> die Verfehlungen aus der Vergangenheit<br />
durch die Übernahme der Pflege wieder gut machen<br />
möchten und sich dabei sehr aufopfern und über die<br />
Belastungsgrenze hinaus pflegen.<br />
Die Pflege kann sich positiv<br />
auf eine Partnerschaft auswirken,<br />
es kann aber auch zu<br />
starken Herausforderungen<br />
und zur Überlastung kommen.<br />
Neben dem stehen die Pflegenden oft vor Herausforderungen<br />
wie Schlafmangel, finanziellen Belastungen und<br />
der Bewältigung von stressigen Situationen.<br />
So kontaktierte die Beratungsstelle „Pflege in Not“ eine<br />
Frau und berichtete, die Versorgung des Mannes, welcher<br />
eine schwere Form von Demenz hat, nicht mehr<br />
gewährleisten zu können. Sie kann nicht mehr aufgrund<br />
von Erschöpfung und der jahrelangen Belastung. Hinzu<br />
kam, dass die eigenen Kinder sie immer wieder aufforderten,<br />
die ambulante Versorgung des Mannes/ Vaters<br />
weiterhin durchzuziehen, da es doch so viele Hilfsangebote<br />
gäbe und diese noch nicht ausgeschöpft seien.<br />
Unterschiedliche Vorstellungen<br />
Dies führte nicht nur zu familiären Spannungen und<br />
Konflikten, sondern auch zu Spannungen und Erschöpfung<br />
innerhalb der Ehe der beiden. Insbesondere wenn<br />
die Belastung ungleich verteilt ist oder beide Seiten<br />
unterschiedliche Vorstellungen über die Art und den<br />
Umfang der Pflege haben, kann dies die Beziehung ungemein<br />
belasten.<br />
Ein weiterer beeinflussender Faktor stellt die Rollenumkehr<br />
dar. Damit ist gemeint, wenn der Partner oder die<br />
Partnerin zum Pflegebedürftigen wird und der andere<br />
zum Pflegenden, kann dies zu einem Machtgefälle in der<br />
Beziehung führen. Der <strong>pflegende</strong> Part muss möglicherweise<br />
Entscheidungen <strong>für</strong> den anderen treffen, was zu<br />
einem Verlust an Autonomie und Würde führen kann.<br />
Dies erfordert nicht nur ein enormes Einfühlungsvermögen<br />
und Respekt, um die Würde des pflegebedürftigen<br />
Nun deckt er den Abendbrottisch<br />
1952 haben sich Eva und Dieter kennen gelernt. Sie<br />
haben geheiratet, beide gearbeitet, am Haus mal<br />
hier und dort angebaut, drei Kinder wurden dabei<br />
groß. Der Dokumentarfilm „Für immer“ von Pia<br />
Lenz beobachtet das Zusammenleben des Paares<br />
im Alter und Alltag.<br />
Von vergangenen Tagen, auch von den Problemen,<br />
die es in der Ehe gab, erzählen Tagebucheinträge<br />
von Eva, gesprochen von Nina Hoss. Der Film ist<br />
dabei ein stiller, eindrucksvoller Beobachter. Wir<br />
sehen, wie Holz gehakt und vieles beschwerlicher<br />
wird. Die Rollen haben sich gewandelt mit dem<br />
Nachlassen von Evas Kräften: Dann deckt er den<br />
Abendbrottisch, hält nun die Fäden der Familie in<br />
der Hand. Leise nickend möchte man immer wieder<br />
sagen: So ist es. So schön und manchmal eben<br />
auch so traurig. Sehenswert allemal.<br />
B. Nößler<br />
© Julia Sellmann