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Friedrichshain-Kreuzberg: Gemeinsam das Alter (er)leben

Ratgeber für Seniorinnen und Senioren werden von den Bezirksämtern herausgegeben und von der apercu Verlagsgesellschaft mbH realisiert. Sie sind Wegweiser durch die bezirklichen Angebote und laden ein, die vielfältigen Freizeit-, Gesundheits-, Wohn- und Beratungsangebote im Bezirk zu nutzen.

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78 PFLEGE<br />

Neues aus dem Dr. Harnisch Haus<br />

Liebigstraße 39. Mitten in <strong>Friedrichshain</strong>,<br />

nur eine Minute zu Fuß<br />

vom U-Bahnhof Frankfurt<strong>er</strong> Tor<br />

entf<strong>er</strong>nt, liegt in ein<strong>er</strong> ruhigen<br />

Seitenstraße <strong>das</strong> Dr. Harnisch<br />

Haus. Hi<strong>er</strong> haben 182 pflegebedürftige<br />

Menschen in 158 Einzelund<br />

12 Doppelzimm<strong>er</strong>n ein Zuhause.<br />

Davon stehen 16 Plätze<br />

für Kurzzeitpflege und 28 Plätze<br />

für Menschen mit Demenz zur<br />

V<strong>er</strong>fügung.Benannt ist <strong>das</strong> Haus<br />

nach Pfarr<strong>er</strong> Wilhelm Harnisch,<br />

d<strong>er</strong> Anfang d<strong>er</strong> 1930<strong>er</strong> Jahre<br />

den kirchlichen Wid<strong>er</strong>stand im<br />

Kiez organisi<strong>er</strong>te.<br />

Graffiti an d<strong>er</strong> Giebelwand<br />

des Dr. Harnisch Hauses<br />

Handw<strong>er</strong>k hat goldenen Boden<br />

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Nicht nur Prominente könnten Büch<strong>er</strong> üb<strong>er</strong> ihr Leben schreiben. Es ist<br />

äuß<strong>er</strong>t int<strong>er</strong>essant, sich mit den Senioren und Seniorinnen des Dr. Harnisch<br />

Haus üb<strong>er</strong> ihr Leben zu unt<strong>er</strong>halten. Schon allein einen Einblick<br />

in ihren b<strong>er</strong>uflichen Alltag zu bekommen, ist sehr spannend.<br />

H<strong>er</strong>r W. war Tischl<strong>er</strong>: Durch eine Annonce kam <strong>er</strong> kurz nach sein<strong>er</strong><br />

Lehre in eine Firma mit etwa 700 Mitarbeit<strong>er</strong>n, die sich mit Schallisoli<strong>er</strong>ungen<br />

von Räumen befasste. Dazu gehörten u.a. Theat<strong>er</strong>, Kinos,<br />

Großraumbüros und d<strong>er</strong> Palast d<strong>er</strong> Republik. Er war viel unt<strong>er</strong>wegs.<br />

Frau M. war Pelznäh<strong>er</strong>in: Die Lehre dau<strong>er</strong>te zwei Jahre. Danach arbeitete<br />

sie in ein<strong>er</strong> Kürschn<strong>er</strong>ei am Alexand<strong>er</strong>platz. Dort wurden die mit<br />

Pelz gefütt<strong>er</strong>ten Mäntel d<strong>er</strong> BVG-Mitarbeit<strong>er</strong> repari<strong>er</strong>t, die diese benötigten,<br />

denn die Wagen d<strong>er</strong> Bahnen waren damals teilweise noch offen.<br />

H<strong>er</strong>r M. war Bäck<strong>er</strong>meist<strong>er</strong>: Es machte ihm nichts aus, nachts um drei<br />

Uhr aufzustehen und in seine Backstube (in Heidelb<strong>er</strong>g) zu gehen. Alles<br />

hat <strong>er</strong> g<strong>er</strong>n gebacken – Brot, Brötchen, Kuchen, Torten. Davon <strong>er</strong>zählt <strong>er</strong><br />

mit leuchtenden Augen. Er würde diesen B<strong>er</strong>uf wied<strong>er</strong> <strong>er</strong>greifen.<br />

Frau H. war Schneid<strong>er</strong>meist<strong>er</strong>in: Sie hatte in Pforzheim eine große<br />

Änd<strong>er</strong>ungsschneid<strong>er</strong>ei. Auch für den Modev<strong>er</strong>sand BADER wurde<br />

dort gearbeitet. Ihre Schwieg<strong>er</strong>tocht<strong>er</strong> meint bewund<strong>er</strong>nd: „Wenn sie<br />

nähte, war es wie Zaub<strong>er</strong>ei. Sie konnte <strong>das</strong> unfassbar gut. Selbst im<br />

Rentenalt<strong>er</strong>, solange es ging.“<br />

H<strong>er</strong>r O. war Aufzugsmonteur: Aufgewachsen in Schulzendorf, zog es<br />

ihn nach sein<strong>er</strong> Lehre als Dreh<strong>er</strong> in die weite Welt. Australien wurde<br />

seine zweite Heimat. Er arbeitete dort als „Ironwork<strong>er</strong>“ (Metallarbeit<strong>er</strong>).<br />

Zurück in Europa, lebte <strong>er</strong> auch in Luxemburg. Spät<strong>er</strong> wied<strong>er</strong> in B<strong>er</strong>lin.<br />

Als Aufzugsmonteur wartete <strong>er</strong> Pat<strong>er</strong>nost<strong>er</strong> und Aufzüge in Kaufhäus<strong>er</strong>n,<br />

Krankenhäus<strong>er</strong>n, Rathäus<strong>er</strong>n. Im Übrigen: „Es heißt „Aufzug“, nicht<br />

„Fahrstuhl“. „Ein Fahrstuhl ist etwas für Kranke“, sagt <strong>er</strong> augenzwink<strong>er</strong>nd.<br />

Frau B. war Blumenbind<strong>er</strong>in: Durch einen glücklichen Umstand bekam<br />

ich eine Lehrstelle im Blumenladen am Zentralfriedhof.“, <strong>er</strong>inn<strong>er</strong>t sie sich.<br />

Schnell l<strong>er</strong>nte Frau B. all die Namen d<strong>er</strong> v<strong>er</strong>schiedenen Blumen und entwickelte<br />

viel Geschick beim Binden von Sträußen. Die spät<strong>er</strong>e Arbeit im<br />

Blumenladen d<strong>er</strong> Haupthalle des Ostbahnhofs war abwechslungsreich.<br />

„Es wurde auch d<strong>er</strong> Tischschmuck für die MITROPA angef<strong>er</strong>tigt.“ Auf<br />

ihrem Balkon sieht man heute noch deutlich den „grünen Daumen“.<br />

H<strong>er</strong>r L. war Schornsteinfeg<strong>er</strong>: Als Bezirksschornsteinfeg<strong>er</strong> (von Weißensee)<br />

klett<strong>er</strong>te <strong>er</strong> auf unzählige Däch<strong>er</strong>. Leid<strong>er</strong> sind die Fotos v<strong>er</strong>lorengegangen,<br />

die ihn zeigen, wie <strong>er</strong> an einem Seil vom Hubschraub<strong>er</strong> h<strong>er</strong>unt<strong>er</strong>gelassen<br />

wird, um einen Betriebsschornstein zu fegen. Natürlich war<br />

<strong>er</strong> typisch schwarz gekleidet. Vielleicht war <strong>er</strong> ab<strong>er</strong> d<strong>er</strong> einzige Schornsteinfeg<strong>er</strong>,<br />

d<strong>er</strong> dazu stets weiße Sandalen ohne Strümpfe trug.<br />

rech<strong>er</strong>chi<strong>er</strong>t & aufgeschrieben von G<strong>er</strong>linde Gundlach

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