05.07.2023 Aufrufe

gesund Bremen 02

Schwerpunktmäßig haben wir uns dem Thema Augen gewidmet und möchten Sie darüber, umfangreicher als Sie es sonst finden, informieren. Außerdem möchten wir Sie darin unterstützen sich für das neue Jahr zu stärken: Trainieren Sie zu Hause mit der „Fitalistin“ Sina Cordsen, be- reiten Sie sich einen leckeren Salat zu mit Jan-Philipp Iwersens Rezept und lassen sich dann auf das Möbelstück fallen, das wir in dieser Zeit des Lockdowns besonders lieb gewonnen haben, das Sofa. Endlich werden sie alle Zeit der Welt haben, die vielen lesenswerten Seiten in diesem Magazin zu entdecken.

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<strong>gesund</strong> KOLUMNE<br />

AMA DIEM<br />

von Anja E. Brinckmann<br />

Frisch gebackenes Baguette, Foto: Ivan J. Long<br />

Das Jahr 2<strong>02</strong>1 macht, trotz der vielen Zurufe,<br />

es könne nur besser werden, in der gleichen<br />

Stille weiter, in der das alte Jahr aufgehört hat, nichts<br />

Neues also. Lähmend kann das sein, wo Monotonie und<br />

Melancholie nur darauf warten, sich breit zu machen.<br />

Besonders morgens, wenn ein neuer Tag beginnt, der<br />

schließlich beschrieben werden will wie ein leeres Blatt<br />

Papier. Kein leichtes Unterfangen sich so einen Tag<br />

beherzt zu packen und an die Brust zu drücken, obwohl<br />

doch jeden Tag alles beim Alten bleibt.<br />

Meine kleine Schwester schickte kürzlich ein Foto von<br />

einem perfekten Baguette in unseren Familienchat.<br />

Nicht etwa, weil sie in Paris lebt und es der vollkommenen<br />

Pariser Hausfrau gleich tut. Die kauft gleich zweimal<br />

am Tag Baguette, da es schon nach wenigen Stunden<br />

von außen nicht mehr so knusprig und von innen nicht<br />

mehr so fluffig ist, wie man es vom besten Baguette der<br />

Welt eben gewohnt ist. Meine kleine Schwester lebt in<br />

Rom und nutzt ihre Zeit während des Lockdowns nicht<br />

nur dazu, ihre Doktorarbeit zu schreiben, sondern ankert<br />

sich vor allem mit Backen. Sie bleibt zuversichtlich<br />

und hat für das inspirierende Foto des Baguettes lauter<br />

likes und thumb ups aus der Familie bekommen. Backen<br />

also? Warum auch nicht.<br />

Allein der Gedanke an den Geruch von frisch gebackenem<br />

Brot! Nichts ist so tröstlich und vielversprechend<br />

wie dieser Duft, der in jede Ritze eines Tages einzudringen<br />

und ihn wie selbstverständlich auszufüllen vermag.<br />

Viele Menschen sind in den letzten Monaten mit einer<br />

neu entdeckten Lust ans Backen gegangen. Es kann also<br />

nicht der schlechteste Zeitvertreib sein. Und nein, es ist<br />

keine besondere Kunst ein Brot zu backen. Ich schreckte<br />

viele Jahre vor Hefe zurück, weil ich sicher war, zu wenig<br />

magische Hände zu besitzen, um dieses Viech zum<br />

Aufgehen zu bewegen. Für den Skeptiker: Ganze Bücher<br />

beschäftigen sich mit dem Backen von Brot, ebenso<br />

Back-Communities oder Food-Blogs. Jeder Dritte scheint<br />

einen Sauerteig in seinem Kühlschrank zu füttern, immerhin<br />

fast so regelmäßig wie ein Haustier. Schade nur,<br />

dass der Sauerteig nicht auch Gassi geführt werden muss,<br />

sonst hätte ihn dieser Tage wohl jeder.<br />

Aber Spaß beiseite! Die Zutaten für einen Brotteig<br />

habe ich schnell zusammen und versinke schließlich<br />

mit meinen Händen in dem Gemisch. Ich schubse und<br />

knete, was das Zeug hält, dringe vor und weiche zurück<br />

und wähne mich alsbald in einer Art modernem Tanz:<br />

meine Finger, der Teig und ich. Kurzum ich versinke<br />

in einen Zustand von Reflexion und Regeneration, und<br />

mein inneres Gleichgewicht stabilisiert sich auf höchst<br />

wundersame Weise. Den Teig lasse ich dann in einer<br />

Schüssel unter dem Küchentuch allein, damit er sich in<br />

der Wärme erholen kann und aufgehen.<br />

Die chilenische Autorin Isabelle Allende schrieb einmal<br />

„Der Dichter und der Bäcker sind Brüder in der wesentlichen<br />

Aufgabe die Welt zu füttern. Aber wie die Dichtkunst<br />

ist das Brotbacken eine melancholische Berufung,<br />

deren Grundbedingung die freie Zeit für die Seele ist.“<br />

Herrlich, wie sich der längste Tag, das größte Haus, das<br />

leerste Blatt Papier und die verzagteste Seele füllen mit<br />

dem Duft, der aus dem Ofen kommt. Dem Duft von<br />

eigenem, frisch gebackenen Brot. Damit lässt sich die Familie<br />

füttern und der zurück gezogene Nachbar oder die<br />

einsame Nachbarin. Ein deutsches Sprichwort besagt:<br />

Je mehr Freude wir anderen Menschen machen, desto<br />

mehr Freude kehrt ins eigene Herz zurück.<br />

Ama diem! Liebe den Tag!<br />

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