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Flensburg Journal Ausgabe 187 - April 2018

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Sein Leben, seine Zeppeline<br />

Im März 1914 bestand Marine-Luftschiff-Chef Peter Strasser bei Hugo Eckener seine Prüfung.<br />

Foto: Archiv Ki.<br />

Umstand es wollte, dass hier eine Vergaserflamme oder dergleichen<br />

entstand, da war das Unheil da...Es muss wieder für frische<br />

Ventilation über den Maschinen gesorgt werden.“<br />

Die Marine stempelte die Explosion von Johannisthal als Missgeschick<br />

einer jungen Technologie ab und testete munter weiter.<br />

Hugo Eckener weilte im kommenden Winter mit der „Sachsen“<br />

mehrere Monate in Hamburg-Fuhlsbüttel. Immer wieder standen<br />

militärische Übungsfahrten an. Am 2. März 1914 flog Korvettenkapitän<br />

Peter Strasser nach Helgoland und zurück. Er war bereits<br />

zum Leiter der Marine-Luftschiffabteilung ernannt worden. Sein<br />

Ausbilder und Prüfer hieß Hugo Eckener, der damit zugleich in<br />

die Rolle des Beraters wuchs.<br />

Der inzwischen 45-Jährige registrierte enorme Fortschritte bei<br />

seinen Zeppelinen. Im März 1914 kletterte der Z8 vom Bodensee<br />

aus über den Säntis und erreichte 3000 Meter. Drei Monate später<br />

glückte mit dem Marine-Luftschiff L3 ein 35-Stunden-Marathon,<br />

wobei 4500 Kilometer zurückgelegt wurden. Hugo Eckener<br />

berichtete von Bombenwurf-Simulationen, bei denen gefüllte<br />

Sandsäcke aus 100 Meter Höhe kleine rote Bojen in der Elbmündung<br />

trafen. Der Pionier hielt die Zeppeline aufgrund ihrer Ausdauer,<br />

ihrer Reichweite und ihrer Tragfähigkeit für kriegstauglich<br />

– aber nur über dem Meer. „So wenig ich von der Verwendung<br />

von Luftschiffen über Land halte“, schrieb er, „so viel möchte ich<br />

FLENSBURG JOURNAL • 04/<strong>2018</strong><br />

ihnen bei verständiger Einsetzung im Seekrieg zuerkennen...Über<br />

See kann man gut ausweichen, man sieht alles aus der Ferne<br />

kommen.“<br />

Zusammen mit Alfred Colsman entwarf Hugo Eckener einen Plan<br />

für die landesweite Stationierung von Luftschiffen. Insgesamt<br />

neun Stützpunkte, zumeist in Norddeutschland, entstanden. Als<br />

Zentrale rückte ein Standort in Niedersachen ins Blickfeld. Während<br />

einer Besprechung im Berliner Reichsmarineamt erklärte<br />

Hugo Eckener: „Die freie Lage der Plätze bei Cuxhaven ist kein<br />

Nachteil, sondern wegen der vorherrschenden stetigen Winde<br />

ein Vorteil.“ In Nordholz wurden mehrere Hallen, zum Teil sogar<br />

mit einem 360-Grad-Dreh-Mechanismus, und eine eigene Gasanstalt<br />

errichtet. Im August 1914, also kurz nach Kriegsbeginn, zog<br />

die Marine-Luftschiffabteilung von Hamburg an die Nordsee. Zu<br />

Weihnachten fielen zwei englische Bomben in einen benachbarten<br />

Wald. Nordholz überstand den einzigen Angriff während<br />

des gesamten Weltkriegs schadlos.<br />

Zu diesem Zeitpunkt hielt sich Hugo Eckener in Düsseldorf auf.<br />

Weihnachten und Silvester feierte er nicht mit seiner Familie in<br />

Friedrichshafen, sondern mit der Besatzung des Luftschiffs L10.<br />

Gemeinsam hofften sie auf den schnellen Sieg und einen „ehrenvollen<br />

Frieden“, fachsimpelten über die Zeppeline, während<br />

den Chef-Ausbilder bisweilen skeptische Gedanken plagten:<br />

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